Hannover/Kreis Lippe. Zwei Prognosen sind sicher: Die Industrie 4.0 wird unsere Arbeit komplett auf den Kopf stellen. Und wir werden viel und permanent hinzu lernen müssen. Die lippischen Global Player wollen dabei in der ersten Reihe mitmischen. Die Hannover Messe hat gezeigt, was in der Fabrik der Zukunft technisch alles möglich ist. Eher am Rande ist diskutiert worden, welche Rolle der Mensch dabei spielt. Die LZ hat nachgefragt.
Für Dr. Eberhard Niggemann, Leiter der Weidmüller Akademie, konzentrieren sich die Veränderungen in der Arbeitswelt auf die Kommunikation. „Wenn die Maschinen untereinander und auch noch mit dem Produkt kommunizieren, dann kann dem Menschen nur die Rolle des Orchestrierers zufallen“, sagte Niggemann im Gespräch mit der LZ in Hannover. „Der Mensch behält den Überblick und steuert die Produktion.“ Dafür sei es notwendig, dass sich die Menschen Kenntnisse über die angrenzenden Fachgebiete ihrer Arbeit aneigneten. Der Mechatroniker müsse beispielsweise enger mit dem Werkzeugmechaniker zusammenarbeiten und sich auch mit betriebswirtschaftlichen Fragen beschäftigen. Interdisziplinäres Arbeiten nennt der Fachmann dies.
Das Problem: Weder Schule noch Ausbildung und Studium sind darauf vorbereitet, dass die Arbeit künftig in Projekten organisiert wird (siehe Infokasten). „Industrie 4.0 wird nicht nur das Gesicht der industriellen Produktion verändern. Diese Veränderung setzen auch neue Kooperationsmodelle voraus“, so Dr. Peter Köhler, Vorstandsvorsitzender der Weidmüller-Gruppe, gegenüber der LZ. „Netzwerke müssen nicht nur innerhalb der Produktion zwischen den Anlagen geschaffen werden, sondern ebenso unter den Kollegen und den unterschiedlichen Berufsbildern.“ Genau wie in der Produktion die Kommunikation ein zentraler Baustein von Industrie 4.0 sei, gelte dies auch in besonderem Maße für die Menschen in der Fabrik.
Akademie-Leiter Niggemann geht davon aus, dass die Menschen dafür künftig lebenslang lernen müssen. „Einmal im Jahr drei Tage zum Seminar war gestern“, so Niggemann. „Künftig werden wir während der Arbeit ständig mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Smartphones werden Einzug halten in die Arbeitswelt – und sicher auch die Google-Brille.“
Nach Meinung von Frank Knafla, Master Specialist Industrie 4.0 bei Phoenix Contact, werden solche Assistenzsysteme den Menschen abwechslungsreichere Tätigkeiten bescheren – und wahrscheinlich auch einen ganz anderen Typ von Chef. „Der neue Chef wird ein Kommunikationsgestalter sein müssen“, sagte Knafla im Gespräch mit der LZ. „Einer, der mit einer komplett inhomogenen Gruppe umgehen kann und unterschiedliche Fachrichtungen unter einen Hut bekommt.“
Info: Interdisziplinäre Ausbildung
Die Hannover Messe zwingt die Besucher geradezu, einen Blick über den eigenen geografischen Tellerrand zu werfen. Bei der Vorbereitung auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat beispielsweise die David-Roentgen-Schule im rheinland-pfälzischen Neuwied ein Zeichen gesetzt. Gemeinsam mit dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) hat sie das Projekt Industrie4.0@school auf die Beine gestellt. Die aus unterschiedlichen Disziplinen kommenden Berufsschüler haben dabei einen intelligent vernetzten Produktionsprozess aufgebaut. Weitere Infos dazu gibt es unter www.zvei.org
KOMMENTAR
Startschuss für Mensch 4.0
Von Martin Teschke
Wenn wir die viel zitierte Industrie 4.0 wirklich wollen - und dazu scheint es ja aus wirtschaftlicher Perspektive keine Alternative zu geben -, dann muss durch Deutschland ein gewaltiger Ruck gehen. Ein bisschen lächeln, ein wenig staunen und die Wirtschaft zu mehr Tempo antreiben, wie es die Kanzlerin auf der Hannover Messe getan hat, dürfte da nicht reichen.
Unternehmen wie Weidmüller und Phoenix Contact arbeiten mit Hochdruck daran, ihren Nachwuchs und ihre Mitarbeiter fit zu machen für den der Industrie angepassten Job 4.0. Das ist deren Aufgabe. Und das ist auch gut so. Allerdings endet unternehmerische Verantwortung nicht mit der Schulung des eigenen Personals.
Es ist eben auch die Aufgabe, wenn nicht gar die Pflicht von Global Playern, das neue Lernen und das neue Arbeiten in den Köpfen der Politik zu implementieren und die Folgen einer zunehmend auf Effizienz ausgerichteten Produktion von Waren und Dienstleistungen zu benennen. Dazu gehört vorzuschlagen, sich schon in der Schule mit Industrie 4.0 auseinanderzusetzen. Und dazu gehört auch, darüber nachzudenken, wie viel neue Arbeitswelt wir eigentlich wie schnell wollen und was mit den Menschen geschieht, die in dieser Welt nicht mithalten können.
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