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Ein Blick hinter die Kulissen des Klinikums (4): Sicherheit in XXL

An den Klinikstandorten hat die Energieversorgung Priorität

Astrid Sewing

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Notstrom: Wenn die Spannung abfällt, springt nach wenigen Sekunden dieser dicke Diesel-Generator ein, erklärt technischer Leiter Carsten Bartels. - © Sewing
Notstrom: Wenn die Spannung abfällt, springt nach wenigen Sekunden dieser dicke Diesel-Generator ein, erklärt technischer Leiter Carsten Bartels. (© Sewing)

Kreis Lippe. Carsten Bartels hat ein Schiffstechnisches Patent, ist zur See gefahren und hat die oberste Grundregel verinnerlicht: Ohne Strom geht das Schiff unter. Für das Klinikum gilt das auch.

Wer sich mit Bartels auf den Weg macht, um die technische Ausstattung des Klinikums kennen zu lernen, der sollte flache Schuhe tragen. Ein endloses Labyrinth verbirgt sich unter dem Bereich, der für Publikum zugänglich ist. Ein normaler Stromausfall, das wird schnell klar, legt überhaupt nichts lahm.

Hinter mehreren Türen stehen überdimensionale Schaltkästen. Im Jahr verbrauche allein der Standort Detmold 5,8 Millionen Kilowattstunden Strom (Einfamilienhaus 3.000 bis 4.000), erklärt der technische Leiter. Die Kliniken verfügen über mehrere voneinander trennbare Stromkreise, Trafos und Notstromdieselaggregate, die sicherstellen, dass in den Operationssälen nicht plötzlich das Licht ausgeht. „Alles ist noch einmal mit Batterien abgesichert.“ Alt werden die motordicken Klötze, die in Reih und Glied in der Ladestation stecken, nicht. Die Spannung wird regelmäßig überprüft, alle werden nach einer bestimmten Zeit ausgetauscht.

Bartels kennt jedes technische Detail aus dem Effeff – ebenso wie jeden der endlosen Gänge, in denen Reservekabel, Lüftungsrohre und diverse Leitungen verlaufen. So ganz unähnlich sei das im Vergleich zu einem Schiff auch nicht. „Wenn Sie da eine Deckenplatte öffnen, dann sind die Kabel genau beschriftet. Nur so können Sie im Notfall feststellen, wie Sie eine Lenzpumpe wieder in Gang bringen. Klappt das nicht, gehen Sie unter“, stellt Bartels fest. Bei den neueren Bauten, so erzählt er, hat er mitgeplant. Zwei eigene Architekten beschäftigt das Klinikum. Zum technischen Team gehören mehr als 30 Mitarbeiter, die teilweise den Bereitschaftsdienst für die Klinikstandorte und die Küche in Lemgo, Detmold und Bad Salzuflen übernehmen.

Autark ist nicht nur die Strom-, sondern auch die Wärmeversorgung. „Die Dampfsterilisation muss sichergestellt werden, denn sonst kann nicht operiert werden.“ Im riesigen Kessel wird 134 Grad heißes, voll entsalztes Wasser in die Sterilisatorleitungen gepumpt. Die Raumlufttechnik wird in zwei Kreise getrennt: Die Reinstbereiche wie Neonatologie (zum Beispiel die Frühgeborenenstation) oder der Hybrid-OP bekommen Luft, die mehrfach extra „gewaschen“ wird. Damit dies auch im Notfall passiert, und es auch sonst warm bleibt, steht neben der Gasheizung auch noch ein Reserve-Ölkessel.

Um jedes Detail im Blick zu behalten, laufen alle Meldungen in der Leitstelle zusammen. Auf den Monitoren können die Techniker genau sehen, an welcher Stelle ein Fehler auftritt, sie können von hier aus auch eingreifen. Wenn der Computer streikt, ist auch das abgesichert. Meterlange Regale mit Dutzenden Aktenordnern enthalten alle Informationen. Eine Notfall-Laufkarte führt auch Ortsunkundige ans Ziel. „Wir denken an alle möglichen Szenarien und wären sehr gut vorbereitet, um den Betrieb aufrecht zu erhalten“, sagt Bartels. Das Klinikum, das er seit 20 Jahren mit Herzblut betreut, ist eben ein Schiff – nur ein bisschen größer.

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