Kreis Lippe. In einer streckenweise emotionsgeladenen "Elefantenrunde" haben die Landratskandidaten gestern den Sonntag analysiert und sich auf die Stichwahl eingestimmt. Die LZ hatte sie eingeladen.
8000 Stimmen Vorsprung für Friedel Heuwinkel - viel Holz für Dr. Axel Lehmann. Doch der Herausforderer ist zufrieden, schließlich hat die SPD ihr Wahlziel "ohne Wenn und Aber" erreicht, wie Geschäftsführer Rainer Brinkmann klarstellt.
Auch der Landrat ist überzeugt vom Sieg in 14 Tagen und von dem, was er in den vergangenen 16 Jahren auf die Beine gestellt hat. Spricht selbstbewusst von gut ausgestatteten Berufskollegs, von einer Top-Wirtschaft in Lippe, einer hundertprozentigen Abdeckung mit U3-Plätzen in Kindertagesstätten im Bereich des Kreisjugendamtes, flexiblen Öffnungszeiten in den Kitas, medizinischen Versorgungszentren (MVZ), geplanten Millioneninvestitionen in die Kliniken. "Ich werde noch mehr verdeutlichen, was ich für Lippe verändert habe. Die SPD ist mit keinem Thema gekommen, dass mir nicht eingefallen wäre."

Engagierte Diskussion: SPD-Kandidat Dr Axel Lehmann (links), an seiner Seite der Wahlkampfmanager Rainer Brinkmann.
(© Vera Gerstendorf-Welle)Lehmann kontert: Es seien ja SPD-Ideen, die im Entwicklungskonzept 2015 auftauchten. Ins MVZ gehörten nicht nur Fach-, sondern auch Hausärzte, die Lippe-Card für Bus und Bahn sei Ergebnis eines alten sozialdemokratischen Antrags. "Was Sie betreiben, ist Geschichtsklitterung", wirft er Heuwinkel vor. Und die SPD habe im Klinikum-Aufsichtsrat deswegen noch kein Grünes Licht für die Millionen gegeben, weil "nicht nur Steine" verbaut werden sollen: "Der Blick aufs Personal fehlt. Wir müssen auch in Menschen investieren." Heuwinkel betont: "Es sind an die 30 Pflegekräfte eingestellt worden. Die Mitarbeiter-Forderung ist erfüllt." Dies sehe der Personalrat allerdings anders, beharrt Lehmann.

Engagierte Diskussion: Der amtierende Landrat Friedel Heuwinkel von der CDU (rechts), an seiner Seite die Wahlkampfmanager Jens Hankemeier.
(© Vera Gerstendorf-Welle)Auch Loke argumentiert differenziert: "Ohne Umbau geht es nicht. Investitionen sind jetzt zwingend, dann bekommen wir eine Einigung mit dem Personal hin." Veraltete Logistik, komplizierte Wege in den alten Gebäuden kosteten Arbeitsstunden. Es sei unverantwortlich, dass die SPD seit einem Jahr den Startschuss im Aufsichtsrat verweigere. Ohnehin, gab er Heuwinkel ein weiteres Mal Rückendeckung, laufe in Sachen "Medizinisches Versorgungszentrum" ohne die Kassenärztliche Vereinigung nichts.
Einig waren sich alle drei: Die Leute zu motivieren, zur Wahl zu gehen, wird eine Herkulesaufgabe. Es werde in diesen beiden Wochen "etwas emotionaler" werden, kündigte Lehmann an: "Lippe braucht den Wechsel." Heuwinkel sieht es logischerweise genau anders: "Angesichts der großen Herausforderungen, dem demografischen Wandel und den Flüchtlingen, die kommen, ist ein Mann mit Erfahrung gefragt: Friedel Heuwinkel." Er sei topfit, auf die kommenden fünf Jahre freue er sich.
Moderator Martin Teschke (Chef vom Dienst der LZ) bittet Lehmann dann zu benennen, wo er sich denn von Heuwinkel unterscheide. Lehmann nennt politische Ziele wie Breitbandausbau und stärkere Außenwerbung für Lippe - wo er sich vom Typ her unterscheide, sollten die Lipper bitte selbst beurteilen. Und Heuwinkel verweist auf dieselbe Frage auf seine Rolle als Amtsinhaber: "Ich bin im Gegensatz zu Axel Lehmann im Amt, habe Erfahrung an der Spitze einer großen Verwaltung, kenne die Strukturen." Und Loke fragt zurück: "Was soll ich denn jetzt Falsches über die beiden sagen?"