Kreis Lippe. Volkswagen ist nach dem Rücktritt von Konzernchef Martin Winterkorn weiter um Schadensbegrenzung im Abgas-Skandal bemüht. Winterkorn hatte am Mittwoch angesichts des enormen Ausmaßes der Affäre seinen Posten geräumt. Über eine Nachfolge soll am Freitag geredet werden.
"Schummelmotor", "Dieselgate", "Mogelpackung" - die Worte und Wortschöpfungen zu den offensichtlich manipulierten Diesel-Motoren von VW sind zahlreich. Auch bei den heimischen Händlern wird das Thema diskutiert. Doch Mark Stricker, Geschäftsführer des gleichnamigen VW-Autohauses in Horn-Bad Meinberg, sieht noch keinen nachhaltigen Imageschaden.
Denn die aktuellen Neuwagen-Modelle seien von dem Thema nicht mehr betroffen, betont Stricker gegenüber der LZ. Der fragliche Diesel-Motor, im VW-Jargon EA 189 genannt, ist bis 2014 hergestellt worden. Es handelt sich um ein Aggregat mit Common-Rail-Technologie, der die Euro-Abgasnorm 5 erfüllt. Sicherheitsrelevant sei das Problem auch nicht, ergänzt Mark Stricker.
Darüber hinaus sind noch viele Fragen offen. VW spricht von elf Millionen Fahrzeugen weltweit, bei denen die Software manipuliert worden sein soll. Wo die fahren, ob und wie viele davon in Deutschland unterwegs sind, ist ungewiss. Deshalb ist Maik Eggemann, Geschäftsführer bei Stegelmann in Detmold, auch zurückhaltend. Es gebe derzeit nur wenige belastbare Informationen, deshalb wolle er sich nicht äußern. Ähnlich sieht es auch Hermann Hache, Inhaber des gleichnamigen Autohauses in Blomberg.
Mark Stricker ist überzeugt, dass VW das Problem schnell regeln und die betroffenen Autos technisch umrüsten wird - sofern das in Deutschland und der EU notwendig sei. "Es gibt eine klare Aussage: VW übernimmt die Verantwortung und die Kosten", sagt er. Noch müsse aber vieles geprüft werden, deshalb könne man Genaues noch nicht sagen.
Sorgen, dass der eigene Diesel möglicherweise aufgrund höherem Abgasausstoß künftig mehr Steuern koste, seien unbegründet. Die meisten Kunden würden ohnehin eher fragen, ob ihr Fahrzeug überhaupt betroffen ist, denn in den USA gelten strengere Abgaswerte als hier - und es wird anders getestet. Deshalb sieht der Horn-Bad Meinberger Autohändler auch keinen nachhaltigen Imageschaden für die Wolfsburger.
Das Messverfahren
Neue Modelle werden in der EU nach dem Modifizierten Neuen Fahrzyklus (MNEFZ) getestet. Die Fahrzeuge stehen auf Rollen. Dies soll die Ergebnisse vergleichbar machen. Der Test dauert etwa 20 Minuten und simuliert Situationen wie Kaltstart oder Beschleunigung. Die Schummelei von VW fiel auf, weil in den USA Abgaswerte im Straßenbetrieb gemessen und mit den Herstellerangaben verglichen werden.
VW hatte eine Software installiert, die zwischen Test- und Straße unterscheiden konnte. Bei einem Passat-Diesel auf dem Prüfstand wurde der Harnstoff, der die Werte verbessert, automatisch zugegeben, im Straßenbetrieb aber nicht. Eine solche Manipulation würde laut Wilhelm Schauf, Leiter der DEKRA-OWL, auch nicht bei einer Abgasuntersuchung auffallen. "Bei Fahrzeugen ab Baujahr 2006, wird der Fehlerspeicher ausgelesen. Da sieht man, ob zum Beispiel der Katalysator richtig arbeitet, nicht aber eine Softwareänderung."