Landesverband kündigt dem Theater

Detmold. Der Landesverband Lippe hat seinem Mieter Landestheater zum 1. August gekündigt und will den Mietvertrag für das Haupthaus neu verhandeln. Damit nimmt die Diskussion um die Zukunft des Verbandes Fahrt auf, sie war ja bereits am Montag im Kreistag Thema. Landrat Dr. Axel Lehmann als Aufsichtsratsvorsitzender der Theater GmbH sagte, er sei dennoch sicher, dass das Stammhaus weiter bespielt werde.

Verbandsvorsteherin Anke Peithmann kommentierte dies nicht, Miet- und Immobilienangelegenheiten würden stets nicht-öffentlich behandelt.

Der Landesverband habe den &bdquo;Leihvertrag" fristgerecht gekündigt, erklärte Kay Metzger, Künstlerischer Geschäftsführer des Landestheaters. Ziel sei, &bdquo;die formalen Voraussetzungen für Neuverhandlungen zu schaffen". Der Vorgang ist nicht so spektakulär, wie er anmute. Der Landesverband habe gleichzeitig zugesichert, dass das Theater das Haus, bis eine Neuregelung gefunden sei, vollumfänglich nutzen könne.

Das Detmolder Landestheater sei Mieter des Landesverbandes Lippe, was aber nicht bedeute, dass es im herkömmlichen Sinne monatlich eine Miete überweise. Vielmehr gebe es eine vertraglich festgeschriebene Bauunterhaltungssumme, die der Landesverband jährlich von den Gesellschaftern der Landestheater GmbH erhalte. Diese Summe betrage aktuell 250.000 Euro pro Jahr. In einem historischen, rund 100 Jahre alten Gebäude, bestehe immer Investitionsbedarf – als Beispiele nennt Metzger eine energetische Optimierung des Hauses sowie den Aufzugsturm an der Seite des Theaters, der sanierungsbedürftig sei. &bdquo;Ich könnte mir vorstellen", sagte Metzger, &bdquo;dass es bei Neuverhandlungen um die Erhöhung der Bauunterhaltungssumme geht." Diese Vermutung deckt sich mit Informationen der LZ, wonach an dem Gebäude ein Investitionsbedarf in Millionenhöhe ansteht. Gleichzeitig muss der Landesverband laut Konsolidierungsplan bis 2022 rund 1,8 Millionen Euro einsparen, davon 1,15 Millionen Euro im Bereich Kultur.

Die Kündigung hatte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Werner Loke, im Kreistag zum Anlass genommen, eine Grundsatzdebatte über den Landesverband zu fordern. &bdquo;Der Kreis als größter Anteilseigner und Geldgeber muss sich damit befassen." Loke schloss sich Forderungen des CDU-Politikers Karl Dittmar an, der das Thema in der Haushalts-Strukturkommission angesprochen hatte. Dort war die Kündigung öffentlich geworden. Dittmar hatte alle Fraktionen aufgefordert, sich Gedanken zur Landesverbands-Zukunft zu machen. Erste Konsequenz daraus war ein Antrag der Linken im Kreistag: der Landrat möge mit dem Landesverband darüber verhandeln, welche Aufgaben von wem am besten erfüllt werden können.

Wie geht es weiter? Die Gesellschafter werden mit Schloss Brake verhandeln, kündigen Metzger und Lehmann an. Der Landrat stellt klar: &bdquo;Aber zuerst muss der Landesverband seinen Verpflichtungen nachkommen und Zahlen liefern." Auf die Theaterarbeit habe die Kündigung keinen Einfluss, sagte Metzger. Sie werde auch auf die Arbeit seines Nachfolgers Georg Heckel, keine Auswirkungen haben.

Theater setzt auf Düsseldorf Größter Gesellschafter der Landestheater GmbH (Gesamtbeitrag 7,6 Millionen Euro) ist der Kreis mit 49,3 Prozent der Anteile, es folgen die Stadt Detmold (27,7 Prozent), der Landesverband (21,2 Prozent) sowie die Stadt Paderborn, der Kreis Paderborn, die Stadt Bad Oeynhausen sowie die Theaterfreunde mit Anteilen von unter einem Prozent. Finanziell indes steuert der Kreis mit 55,1 Prozent (4,2 Millionen Euro) den größten Anteil bei, Detmold zahlt 28,6 Prozent, der Landesverband 14,1 Prozent. Seit Juni 2017 steht fest, dass das Theater von der Saison 2019/20 an für vier Jahre jährlich 350.000 Euro einsparen muss, seitdem gibt es – wie berichtet – ein neues Finanzierungsmodell. Jeder Gesellschafter zahlt fix jährlich 1,5 Prozent mehr. Dr. Axel Lehmann sagte gestern, er setze darauf, dass das Land seine Zuschüsse künftig erhöhen wird – er und Detmold Bürgermeister Rainer Heller stünden nach wie vor in Gesprächen mit der Landesregierung.

&bdquo;Kündigung mit Symbolkraft" Ein Kommentar von Martin Hostert

Es ist eine Kündigung, die selbstverständlich nicht dazu führen wird, dass das Landestheater seine Hauptbühne künftig nicht mehr bespielen wird. Das ist ein absurder Gedanke und würde sowohl das Aus für das Theater als auch für den Landesverband selbst bedeuten. Der Landesverband muss eben sparen und setzt diese Sparbemühungen auf allen Ebenen fort; nun will er offensichtlich mehr für die Bauunterhaltung herausverhandeln. Nun, Mieter und Vermieter, Landestheater und -verband, werden sich einigen.

Die Kündigung ist aber von hoher symbolischer Bedeutung – zeigt sie doch, wie sehr den Akteuren in Schloss Brake das Wasser bis zum Hals steht. In vier Jahren müssen sie einen ausgeglichen Haushalt vorlegen, fordert das Land. 1,15 Millionen Euro will und müssen sie bis dahin im Kulturbereich einsparen. Da gilt es, Nägel mit Köpfen zu machen – und das geht, bei allem Respekt vor dem Souverän Verbandsversammlung, nur in Zusammenarbeit mit dem Kreis, der ja jetzt schon ordentlich mitmischt. Drum lagen die Linken im Kreistag mit dem Vorschlag, Landrat und Schloss Brake sollten gemeinsam ein zukunftsweisendes Konzept entwickeln, nicht falsch – auch wenn sie im Widerspruch dazu gleichzeitig die Auflösung des Landesverbandes gefordert haben. Und richtig ist auch, dass die Verbandsversammlung eindeutig sagt, dass endlich ein neuer Kultur-Abteilungsleiter ausgeschrieben werden muss, der die Dinge ordnet. 1,15 Millionen sind mit Klein-Klein nicht einzusparen.

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