Lemgo-Lieme. Manche Gerichte lösen bestimmte Assoziationen im Kopf aus. Der Brennnessel-Eintopf von Hannelore Fritzensmeier ist so ein Beispiel. Bei der Erwähnung der Hauptzutat – der Brennnessel – flimmern Bilder von juckenden Armen, Beinen und Füßen vor den Augen. Dabei hat die Pflanze mehr zu bieten – drei Generationen der Familie Fritzensmeier schwören auf den deftigen Brennnessel-Eintopf. Die LZ hat sich selbst in der Küche der 86-Jährigen ein Bild gemacht.
Hannelore Fritzensmeier hat schon alles vorbereitet. Ein Topf mit kleinen mehligkochenden Kartoffeln, dazu Zwiebeln, Speck und Rauchendchen sowie die Hauptprotagonistin des Gerichts, die Brennnessel, stehen bereit. „Für eine ordentliche Portion brauchen Sie schon 200 Spitzen", erzählt die Liemerin . Eine Großernte hat sie im Frühjahr – mit Handschuhen und Eimer bewaffnet, in ihrem Garten eingefahren.
„Am besten geht man morgens um kurz vor 7 Uhr pflücken", wirft Ehemann Wilfried vom Wohnzimmer aus ein, während die Ehefrau gekonnt in der Küche die Zutaten mit Hilfe von Schwiegertochter Ulrike und Enkelin Ronja kleinschnibbelt. Hannelore Fritzensmeier hat die Brennnesseln gleich nach der Ernte portionsweise blanchiert und eingefroren. So hat sie einen Vorrat für das gesamte Jahr. Am besten eignen sich junge Brennnesseln aus der Zeit von März bis Mai. Geerntet wird nur der oberste Teil der Pflanze, die Spitze.
Warum kocht sie das Gericht denn so gerne? „Meine Schwiegermutter hat den Eintopf regelmäßig gekocht. Es schmeckt allen in der Familie und nach und nach auch meinen Kindern und Enkeln", erzählt die 86-Jährige. Das fertige Gericht erinnert an einen Grünkohl-Eintopf – die Brennnesseln haben keinen großen Eigengeschmack, sie verleihen dem deftigen Gericht aber eine angenehme Würze. Zudem ist Giersch, in Lippe auch Gesekohl genannt, mit in den Topf gewandert – und passt perfekt zum Gericht. „Früher hat man einfach vieles, was im eigenen Garten wuchs, in der Küche verwendet", erinnert sich die Liemerin . „Das Wissen geht immer mehr verloren", sagt sie. Ihr Rezept hat den Weg in die nächsten Generationen bereits gefunden. „Hoffentlich schmeckt der Eintopf auch anderen so gut wie uns", sagt sie.
Brennnesseleintopf nach Oma Hannelore
Zutaten für fünf Personen:
- 1 Kilo mehligkochende Kartoffeln
- 2 große Zwiebeln
- 200 Brennnessel-Spitzen
- ca. 200 Herzen Giersch
- 3 Rauchendchen
- Speck zum Auslassen
- Brühe, Salz, Pfeffer
Zubereitung:
Sowohl die Brennnesseln als auch den Giersch wie bei Spinat kurz im kochenden Wasser blanchieren. Etwas vom Blanchier-Wasser der Brennnesseln aufbewahren für den Eintopf. Speck und Zwiebeln auslassen und dann alle Zutaten nach und nach in einen Topf geben, mit etwa 1 Liter Brühe auffüllen und etwa eine Stunde langsam kochen lassen. Das Gericht mit Salz und Pfeffer abschmecken.