Landestheater Detmold braucht Geld für Sanierungen

Kreis Lippe. Das Landestheater in Detmold muss für mehrere Millionen Euro saniert werden. Der Landesverband als Besitzer der Immobilie fordert dafür mehr Geld der Theatergesellschaft.

&bdquo;Dach und die Fassade des denkmalgeschützten Bereiches sind dran", sagt Immobilienchef Arne Brand. Für Verbandsvorsteherin Anke Peithmann Grund genug, an die größten Mitgesellschafter der Theater gGmbH, den Kreis Lippe und die Stadt Detmold, zu appellieren. Sie will, dass die Finanzierung des Hauses und auch des Theaterbetriebes neu organisiert wird.

Den Leihvertrag für die Immobilie mit der Theatergesellschaft hatte der Landesverband zum Sommer gekündigt und kurz darauf bis Ende des Jahres verlängert . Diese von der Verbandsversammlung einhellig getroffene Entscheidung sei als Weckruf zu verstehen gewesen, sagte Peithmann: &bdquo;Wir können unseren Haushalt nur konsolidieren, wenn wir bei den Theaterkosten substanziell entlastet werden." Denn: &bdquo;Die Kosten für das Gebäude laufen uns davon. Unsere Grenzen der Leistungsfähigkeit sind überschritten."

Für Lösungen sei sie offen: &bdquo;Wir müssen alle Optionen ausloten und streben einen Konsens an." Optionen seien Mietzahlungen oder veränderte Gesellschafteranteile. Eine Übertragung der Immobilie am &bdquo;Rosental" auf die Theater gGmbh schloss sie ausdrücklich nicht aus. Gleichzeitig relativierte sie: &bdquo;Wir haben zwar Handlungsdruck. Aber es besteht ja keine Gefahr, dass wir etwa aus baurechtlichen Gründen morgen das Theater schließen müssen."

Der Landesverband trägt als einer der großen Gesellschafter maßgeblich zur Finanzierung des Theaterbetriebs bei. &bdquo;Nur für den Anteil des Verbandes am Betrieb – rund eine Million Euro – müssen 24 Forstwirte ein Jahr lang Holz ernten", hat Kämmerer Peter Gröne ausgerechnet. Seitdem Haushaltsdaten elektronisch erfasst würden – 1996 – habe der Landesverband den Theaterzuschuss um 463 Prozent erhöht.

Zum Vergleich: Bei den weiteren Top-Kultureinrichtungen wie Landesmuseum und Landesbibliothek sei ein Plus von 40 beziehungsweise 29 Prozent zu verzeichnen. Und: &bdquo;Die Kosten für das Gebäude kommen noch oben drauf." Brand erinnert an die Sieben-Millionen-Euro-Investitionen in den Brandschutz oder für den Orchestergraben in den vergangenen Jahren.

Gröne sagte, dass ein erheblicher Anteil des Landesverbands-Etats ins Theater flössen – im relativen Vergleich der Haushalte deutlich mehr, als der Kreis und die Stadt Detmold zahlten. Gleichzeitig habe sich das Land nicht wesentlich an den steigenden Kosten beteiligt. Lob hatte Peithmann indes für die Gesellschafter parat, die die jährliche Erhöhung ihrer Gelder für die kommenden Jahre auf bis zu 1,5 Prozent festgelegt haben. Zudem hat die Landesregierung erste Zusagen aus ihrem Koalitionsvertrag umgesetzt: Der jährliche Zuschuss zum Theaterbetrieb wird wie berichtet um 930.000 Euro erhöht.

&bdquo;Dieses Geld für das Landestheater einzusetzen, finde ich richtig", sagte Peithmann. Und dennoch: &bdquo;Es besteht Nachholbedarf beim Engagement des Landes." Auch das sei ein Grund für die Situation. Das Ende der Fahnenstange für den Landesverband sei erreicht. Brand: &bdquo;Wir haben nichts davon, hier und da bei kleineren Kultureinrichtungen auf dem Lande zu sparen. Der Landesverband hat eine Verpflichtung gegenüber der Fläche."

Landrat will klare Aussage Größter Gesellschafter der Landestheater gGmbH ist der Kreis Lippe mit 49,3 Prozent der Anteile. Es folgen die Stadt Detmold (27,7) und der Landesverband Lippe (21,2). Geringe Anteile tragen Stadt und Kreis Paderborn, Bad Oeynhausen sowie die &bdquo;Theaterfreunde". Finanziell steuert der Kreis Lippe 55,1 Prozent (2018: 4,2 Millionen Euro) bei. Der Landesverband zahlt 14,1 Prozent und trägt die Bauunterhaltung. Aufsichtsratsvorsitzender der Theater GmbH ist Landrat Dr. Axel Lehmann.

Die Gesellschafter seien gesprächsbereit, sagte er. Der Kreis könne aber keinen Blankoscheck ausstellen: &bdquo;Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kreistag Forderungen aus Schloss Brake eins-zu-eins umsetzen wird." Er kenne keine Kalkulationen über anstehende Renovierungskosten. Klar sei, dass der Kreis nicht alle Aufgaben des Landesverbandes an sich ziehen könne. &bdquo;Da erwarte ich schon klare Aussagen, inwieweit sich der Landesverband überhaupt noch als Kulturdienstleister versteht." Der Leihvertrag für die Immobilie ende 2018. &bdquo;Gespräche, wie es weitergeht, stehen noch aus."

Ein deutlicher Hilferuf Ein Kommentar von Martin Hostert.

Den Sommer über ruhte still der See, nun erlebt die Frühjahrsdiskussion über die Finanzierung des Landestheaters ihre Wiederaufnahme – und zwar mit Karacho. Der Landesverband sieht die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit überschritten und ruft deutlich um Hilfe. Denn in die altehrwürdige Spielstätte Theater muss viel Geld gesteckt werden, gleichzeitig muss Schloss Brake bis 2022 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen. Klingt nach Quadratur des Kreises.

Die Verbandsvorsteherin sowie der Finanz- und der Immobilienchef, die sich im März noch auf nicht-öffentliche Immobilienangelegenheiten zurückgezogen und geschwiegen hatten, haben klare Worte wie selten gefunden. Das wurde Zeit, dem gebührt Respekt. Zwar relativieren sie ihren Hilferuf gleichzeitig, natürlich werde das Haus weiter bespielt. Doch eines ist klar: Die Theatergesellschaft mit dem Kreis an der Spitze und der Landesverband werden sich einigen müssen.

Nur – zu welchem Preis? Gibt der Landesverband seine Top-Immobilie wirklich aus der Hand, was seine Vorsteherin nicht ausschließt? Das wäre von starker Symbolkraft, der Anfang vom Ende des Landesverbandes. Das fordert in Lippe außer den Linken (noch) niemand laut, und diese waren im März mit einem Auflösungs-Antrag im Kreistag grandios gescheitert.

Kreis, Stadt Detmold und Landesverband werden sich also zusammenraufen und tiefer in die Taschen greifen müssen – denn das Dach muss gemacht werden. Gleichzeitig gilt es, in anderen Bereichen enger zusammenzuarbeiten, um zu sparen. Ein erster Schritt wäre außerdem, die Leihbedingungen fürs Theater schleunigst verbindlich zu klären, das Jahr ist bald vorüber. Sonst werden die Linken irgendwann nicht mehr allein in Lippe sein.

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