"After Life": Mit Ricky Gervais durch das Leben nach dem Tod

Was kommt nach dem Tod? Wenn es nach Tony (Ricky Gervais) geht, nicht viel. Denn nach dem Tod seiner Frau Lisa (Kerry Godliman) ist auch Tonys Lebenswille eher gering ausgeprägt. Der Journalist trifft eine Entscheidung: Wenn sowieso nichts mehr zählt, kann er auch endlich allen gegenüber komplett ehrlich sein. Mit dieser "Superkraft" - als solche versteht er seinen Entschluss - wird Tony dabei eine ziemlich schwierige Angelegenheit für sein Umfeld.

Was auf den ersten Blick klingt wie ein deprimierendes Drama ist tatsächlich die neueste Comedy-Produktion, die Netflix als Eigenproduktion auf den Serienmarkt geworfen hat. Doch der Begriff Comedy ist vielleicht etwas zu weit gefasst. Tatsächlich geht es ziemlich düster zu. "After Life" glänz mit tiefschwarzem Humor, wunderbaren Charaktermomenten und einer erstaunlichen Tiefe.

Hitler in der Kleinstadt Besonders amüsant sind die kleinen Randgeschichten, die erzählt werden. Tony arbeitet bei der "Tambury Gazette", einer kleinen Lokalzeitung, die als Gratisauslage in der fiktiven Küstenstadt verteilt wird. "Was wir hier machen, ist kein Journalismus", schimpft Tony immer wieder aufs Neue. Insbesondere wenn er von frustierenden Terminen wiederkommt.

Beispiel? Ein Elternpaar meldet sich aufgeregt: "Unser Sohn sieht aus wie Adolf Hitler", heißt es. Als Tony und sein Fotograf Lenny (Tony Way) bei der Familie ankommen, finden sie ein Baby in Nazi-Uniform - und eben jenen markanten Bart. "Ist das ein Muttermal?", fragt Tony noch, auf der Suche nach einer echten Zeitungsgeschichte. "Nein, das malen wir nur auf, wenn uns danach ist." Die Tatsache, dass so herausgeputzt nun einmal jedes Baby die herausstechende Ähnlichkeit zu dem Weltkriegs-Diktator aufweisen würde, erschließt sich den Eltern nicht, bringt Tony dafür aber umso mehr zum Verzweifeln.

Ein zäher Weg Wieso, weshalb, warum? Diese Fragen tänzeln immer wieder durch den Kopf des Protagonisten. Bei allem Humor ist Tony doch ein gebrochener Mann. Sein Haus versifft, anstelle von Frühstück gibt es Wein, er versucht alles, um seine verstorbene Ehefrau bei sich zu halten und greift dabei auch zu Drogen. Sein Umfeld, insbesondere in Gestalt von Schwager Matt (Tom Basden), macht sich zunehmend Sorgen. Doch die Versuche, Tony aus dem schwarzen Loch seiner Trauer zu ziehen, tragen zunächst nur wenig Früchte.

Die erste Staffel der Serie wird in gerade einmal sechs Folgen á rund 30 Minuten erzählt. Erstaunlich ist, wie die Serie von und mit Ricky Gervais, der als Schöpfer, Autor, Regisseur, Hauptdarsteller und Executive Producer an Bord ist, in dieser kurzen Zeit eine unglaublich schlüssige Charakterentwicklung transportiert. Der Humor ist sicherlich nicht jedermanns Sache, für Freunde von schwarzen Komödien aber absolut zu empfehlen. Wer produktionen wie "Dead Like Me", "Pushing Daisies" oder " Russian Doll " mag, wird auch mit "After Life" seinen Spaß haben. Seit dem 8. März gibt es die Serie im Angebot des Streamingdienstes Netflix.

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