König Charles hat Krebs: Was der Chefarzt der Urologie des Uni-Klinkums Lippe Männern rät

Kreis Lippe. Männer können viel tun, um Krebserkrankungen vorzubeugen oder diese möglichst frühzeitig zu erkennen. Dies betont Prof. Dr. Karl-Dietrich Sievert, Direktor der Universitätsklinik für Urologie, mit Blick nach England zum erkrankten König Charles und mit einem Blick zurück auf den Welt-Krebs-Tag am 4. Februar.

Prostatakarzinom: Die Krankenkasse zahlt die Vorsorgeuntersuchung ab dem 45. Lebensjahr, der Arzt ertastet über den After, ob die Prostata sich möglicherweise vergrößert hat &bdquo;Diese Vorsorge ist sicherlich nicht immer wegweisend“, weiß Sievert. &bdquo;Wenn sich ein Tumor gebildet hat, kann dieser erst bei einer entsprechenden Größe ertastet werden.“

Hoden und Brust abtasten Hoden- oder Brusttumor: Vor allem seien Jüngere betroffen, um das 60. Lebensjahr gebe es einen zweiten Gipfel. Sievert rät dringend zur Selbstuntersuchung, etwa zum regelmäßigen Abtasten des Hodens. &bdquo;Veränderung, besonders Verhärtungen, die nicht schmerzhaft sind, sind ein Alarmsignal.“ Der Mann sollte sich dann umgehend einem Urologen vorstellen, &bdquo;hierdurch könnten wesentlich mehr Hodentumoren festgestellt werden, wenn sie noch nicht gestreut haben und die Heilungschancen damit extrem hoch sind.“ Anhaltende Entzündungen unter der Vorhaut oder der Eichel seien immer verdächtig für ein mögliches Peniskarzinom, &bdquo;eines der letzten aggressiven Karzinome in der Männerheilkunde.“ Zur Vorsorge gehöre auch, die Brust abzutasten. &bdquo;Auch ein Mann kann Brustkrebs bekommen.“

Impfen: Männer und junge Männer vor dem ersten Sexualkontakt sollten sich gegen HPV-Viren impfen lassen, um das Risiko des Peniskarzinoms in seiner Entstehung möglichst zu verhindern. Diese Viren können zu einem abnormen Zellwachstum beim Menschen führen. Bestimmte Typen von HP-Viren können nach Jahren Gebärmutterhalskrebs auslösen. Das Risiko, die Viren auf die Frau zu übertragen, werde durch die Impfung gegen HPV also vermindert oder gar ausgeschlossen. Auch Sieverts Kollegin Prof. Dr. Beyhan Ataseven , Chefärztin der Frauenklinik, wirbt eindringlich fürs Impfen - die LZ berichtete.

Sievert empfiehlt PSA-Tests PSA-Tests: sind eine umstrittene Angelegenheit. Sie sind in Deutschland eine &bdquo;Igel“-Leistung - solange kein Karzinom festgestellt ist, muss der Mann 20 bis 30 Euro beim Hausarzt oder Facharzt zahlen. Jedermann ab 45 sollte zumindest zu diesem Zeitpunkt einmalig seinen PSA-Wert feststellen lassen, um frühzeitig zu wissen, wo dieser liegt“, legt sich Sievert fest. &bdquo;PSA ist ein Eiweiß, das nur die Prostata bildet“, erklärt die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Ein erhöhter PSA-Wert deute daher auf eine Veränderung der Prostata hin.

Warum der Wert aber erhöht sein könnte, ist dann nicht automatisch klar. &bdquo;Die Ursache kann Krebs sein, meist ist eine Entzündung oder eine vergrößerte Prostata der Grund“, heißt es. &bdquo;Es lassen sich wahrscheinlich einige vorzeitige Todesfälle verhindern: Von 10.000 untersuchten Männern werden etwa zwölf vor dem Tod durch Prostatakrebs bewahrt.“

Es werde aber auch Krebs entdeckt und möglicherweise behandelt, der nicht gefährlich ist und keine Beschwerden macht - dieser Nebeneffekt zeigte sich bei König Charles: &bdquo;Das betrifft etwa 340 von 10.000 untersuchten Männern“, erklärt die Bundesvereinigung. Folgen womöglich unnötiger Behandlung können Impotenz und Inkontinenz sein. Das Testergebnis kann zunächst auf Krebs hindeuten, obwohl keiner vorliegt, und zwar bei etwa drei von vier Betroffenen. &bdquo;Das kann beunruhigen.“

Risiko bei Vorerkrankungen in der Familie steigt Prof. Sievert empfiehlt sowohl Haus- und Fachärzten, die Tests anzubieten, um ein Prostatakarzinom früh zu erkennen und dem Patienten das Richtige zu empfehlen. &bdquo;Dieses bedeutet nicht unbedingt die unmittelbare Therapie, sondern gegebenenfalls bei in signifikanten Karzinomen regelmäßige Kontrolle.“ Ist ein Prostatakarzinom diagnostiziert, wird der PSA-Wert im weiteren Verlauf durch die Krankenkasse getragen. Sievert bedauert: &bdquo;Leider höre ich zu häufig bei Patienten, die ein hohes PSA haben, dass ihnen diese ,Igel’-Leistung nie angeboten worden sei und sie die 20 bis 30 Euro sicherlich investiert hätten, wenn sie davon gewusst hätten.“

Vererbung : &bdquo;Besonders bei Männern, in deren Familien ein Prostatakarzinom vorgekommen ist, ist das Risiko für ein Prostatakarzinom um ein Zweieinhalbfaches höher“, weiß der Urologe. Dieses höhere Risiko werde mittlerweile auch für Männer gesehen, in deren Familien ein Mammakarzinom vorgelegen habe. &bdquo;Hier zeigt sich nochmals, dass zwischen Gynäkologie und Urologie in der Carzinom-Auslösung wahrscheinlich Verbindungen bestehen.“ Er hoffe, bestimmte Karzinome eines Tages durch Impfen verhüten zu können.

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