Gynäkologie-Chefin am Klinikum Lippe räumt mit Vorurteilen zur Menopause auf

Kreis Lippe. &bdquo;Sie hat wieder Hitze, das sind sicher die Wechseljahre.“ Viel zu häufig müssen Frauen ab einem gewissen Alter despektierliche Sätze ertragen. Dabei zählt der Zeitraum zwischen der letzten Periode - also der Menopause - und dem damit verbundenen Eintritt in die Wechseljahre als besonders einschneidender Lebensabschnitt. Zum Welt-Menopausentag räumt Prof. Dr. Beyhan Ataseven, Direktorin der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Lippe, daher mit Vorurteilen auf.

Bleibt die Periode im Alter zwischen 45-55 Jahren ein ganzes Jahr aus, wird das als Menopause bezeichnet. In Europa treffe diese Phase Frauen durchschnittlich im 51. Lebensjahr. Die körperlichen Gründe sind schnell erklärt. &bdquo;Die Menopause ist das Ergebnis der nachlassenden beziehungsweise versiegenden Funktion der Eierstöcke“, sagt Prof. Ataseven. &bdquo;Das passiert, wenn die Eierstöcke keine weiblichen Hormone mehr bilden.“

Dieser Alterungsprozess setze streng genommen schon kurz nach der Geburt ein, sagt die Expertin der Gynäkologie. Während Mädchen mit rund 1,5 Millionen Eibläschen - die für die Produktion der Sexualhormone verantwortlich sind - auf die Welt kämen, seien in der Pubertät noch etwa 300.000 davon da. Bei einer Frau kurz vor der Menopause blieben etwa 1000 übrig. &bdquo;Das ist wie ein Brunnen, welcher über die Zeit austrocknet.“

Menopause bringt einigen Frauen &bdquo;unerträglichen Leidensdruck“ Durch den Wegfall der Hormone sei es nicht bloß mit dem Ausbleiben der &bdquo;lästigen“ Periode getan, mit dem sich viele Frauen ab einem gewissen Alter wahrscheinlich arrangieren könnten. Im Gegenteil: Viele bekämen auch die gesundheitlichen Konsequenzen zu spüren, da der eigentlich gut funktionierende Dialog zwischen Gehirn und Eierstöcken abbreche. 80 Prozent der Betroffenen litten daher oft jahrelang unter Hitzewallungen, sagt Dr. Ataseven. &bdquo;Im Schnitt kämpfen Frauen mit Hitzewallungen etwa siebeneinhalb, zehn bis 15 Prozent der Frauen sogar 15 Jahre und länger.“ Laut der Direktorin der Frauenklinik beschreiben etwa zehn bis 15 Prozent der Betroffenen den &bdquo;Leidensdruck als unerträglich.“

Dazu kämen weitere Symptome wie Stimmungsschwankungen, Depressionen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Die Liste ist lang - und darin schwingt eine soziale Komponente mit. Dr. Beyhan Ataseven: &bdquo;In diesem Lebensalter stehen Frauen mitten im Leben, sind dann durch die Menopause aber unter Umständen weniger fit und leistungsfähig - das heißt: Plötzlich gibt es gesellschaftlich weniger Anerkennung für etwas, wofür die Frauen selbst gar nichts können.“ Ein Teufelskreis also.

Offen über die Menopause und die damit verbundenden Beschwerden zu sprechen, sei im Sinne der Frauengesundheit daher eine entscheidende Aufgabe. &bdquo;Frauen in den Wechseljahren bekommen in der Regel keine Identitätskrisen, die Frau bleibt Frau, allerdings kann sie die Auswirkungen zu spüren bekommen und das kann einige Nachteile bringen“, sagt Ataseven.

Das Thema aus dem Tabu zu holen und die Gesellschaft weiter zu sensibilisieren, müsse daher vorangetrieben werden. Dazu müsse genau hingeschaut werden, welche Probleme Frauen haben und wo der Leidensdruck liegt, sagt Ataseven. Bei vielen herrsche Unsicherheit und Angst, was das Thema Wechseljahre angehe.

Ein möglicher Therapieansatz sei es beispielsweise, die fehlenden Hormone zu substituieren. Dieser wird aber sehr kontrovers diskutiert. Eine im Jahr 2002 veröffentlichte WHI-Studie zu Hormonersatztherapien hatte damals laut Ataseven zu Verunsicherungen geführt, da die Ergebnisse unter anderem ein erhöhtes Brustkrebsrisiko für die Frauen mit einer kombinierten Hormontherapie festhielten.

Ataseven: &bdquo;Die Daten dieser sehr wertvollen Studien wurden zu Beginn sehr einseitig diskutiert. Im Laufe der Jahre wurden weitere relevante Ergebnisse dieser Studie aufgezeigt, die den Einsatz von Hormonersatztherapie in ein deutlich günstigeres Licht stellen.“ Weder die nationale noch die internationale Menopausengesellschaft rieten von einer Hormonersatztherapie ab. Das hieße aber nicht, dass sich jede Frau einer Hormontherapie unterziehen solle.

Wichtig sei dagegen, offene Gespräche zu führen. &bdquo;Man darf die Frauen nicht allein mit ihren Problemen lassen.“ Als Alternativen zur klassischen Hormonersatztherapie gebe es beispielsweise auch Daten zur Wirksamkeit von Verhaltenstherapien, Yoga, Akupunktur und Sport. Zudem können auch Phyto-Östrogene, also sekundäre Pflanzenstoffe, die strukturell dem Östrogen ähneln, lindernd wirken. Bei allen Möglichkeiten sei eins entscheidend: Da die Menopause für viele Frauen einen Verlust der Lebensqualität bedeute, müsse das Thema viel ernster genommen werden.

Aufklärung für Frauen Was bedeutet Menopause und was passiert dabei im Körper eigentlich? Prof. Dr. med. Beyhan Ataseven und Oberärztin Dr. med. Nina Pauly bieten in Kooperation mit der Volkshochschule Detmold-Lemgo am Dienstag, 12. November, in Lemgo-Hörstmar, Am Sportplatz 7, von 18 bis 19.30 Uhr einen Infoabend zum Thema &bdquo;Besser informiert durch die Wechseljahre“ an. Der Eintritt ist frei, die VHS bittet um Anmeldung. Ein weiterer Informationsabend zum Thema Wechseljahre ist am 4. März 2025 zur selben Zeit in der VHS Bad Salzuflen geplant.

Die Menopause gehöre zu einem Teil des Komplexes der Frauengesundheit, sagt Prof. Dr. Beyan Ataseven. Es gebe viele weitere Aspekte, über die informiert werden müsste. Dazu zählten Vorsorge, Früherkennung, Lebensstil und ganz einfach gesagt: gesund bleiben. Das Team der Universitätsfrauenklinik am Klinikum Lippe setze daher verstärkt auf Aufklärungsgespräche zu unterschiedlichen Facetten.

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