Kreis Lippe. Schwarze Vans, ein roter Teppich und samtene Absperrbänder vor der Filmwelt in Lage. Am Mittwochabend hat eine vierköpfige Schauspieler-Crew des neuen Stromberg-Films, der seit einer Woche in den Kinos läuft, Lippes größtes Kino besucht. Mit dabei: Christoph Maria Herbst, der die mehr als 500 Besucher in zwei Kinosälen plus „Laufkundschaft“ schon vor der Tür prächtig unterhielt. Auch Bjarne Mädel, Milena Dreißig und Diana Staehly zeigten sich in Topform und prächtig aufgelegt - obwohl das alles andere als selbstverständlich war.
Denn, wie Bjarne Mädel noch am Eingang betonte, nachdem er filmreif - wie auch sonst - aus einem der schwarzen Bullis gesprungen kam und sich den wartenden Fans direkt für Erinnerungsfotos und Unterschriften anbot: „Vier Städte am Tag - das ist ein Knochenjob.“ Münster und Osnabrück hatte das Quartett schon gesehen, ehe es gegen 22.30 Uhr in Lage rundging. Gegen Mitternacht dann weiter nach Bielefeld, um am Morgen die „Welttournee“ fortzusetzen.
Fragerunde und bissige Gags
Apropos Welttournee: „Lage/Lippe“, wie Christoph Maria Herbst mehrfach mit besonderer Betonung und Kunstpause die lippische Provinz aufs Korn nahm, dürfe sich glücklich schätzen in einem Atemzug genannt zu werden: Osnabrück, Lage/Lippe, Tokio ... war der Stromberg-Chefdarsteller trotz später Stunde zu herzhaften Scherzen aufgelegt.
Im Kinosaal 1, wo das Quartett sich zuerst den Fragen der exakt 256 Besucherinnen und Besucher stellte, warfen sich vor allem Christoph Maria Herbst und Bjarne Mädel bissig die Bälle zu. Aufgrund des herzlichen Empfangs versprach Herbst, dass der dritte Kino-Stromberg, dann wiederum in zehn Jahren, in Lage Weltpremiere feiere. Nun denn ...
Dankbarkeit trotz Stress
Von wegen Lage/Lippe: Etwas schade an so einer Kinotour sei, betonte Bjarne Mädel im Vorgespräch, dass man von den Städten nicht viel sehe. „Eigentlich nur Dunkelheit und die Hintereingänge.“ Trotzdem brachte Mädel seine Dankbarkeit gegenüber den Fans zum Ausdruck, von denen die Crew allerorten so toll empfangen werde. Kein Wunder, sei es doch nach zehn Jahren unbedingt Zeit für den Film gewesen. Das hätten auch alle Schauspieler so empfunden, für die das Wiedersehen und die Dreharbeiten etwas von einem Klassentreffen gehabt hätten.
Beim Aussteigen aus den Bullis gab Christoph Maria Herbst den Gentleman, als den man ihn aus den Stromberg-Staffeln und -Filmen eigentlich nun gar nicht kennt: Erst durften Mädel, Dreißig und Staehly das Bad in der begeisterten aber kleineren Menge (Lage/Lippe ist halt doch nicht Tokio ...) vor dem Eingang auskosten, ehe der Star des Abends aus dem Van stieg. Auch der bestätigte, dass die Dreharbeiten besonders gewesen seien. Vor allem sei jeder sofort wieder in seiner Rolle gewesen, ohne große Findungsschwierigkeiten gehabt zu haben.
Fans kennen sich aus
Im Kino selbst gab es von Christoph Maria Herbst & Co. natürlich auch ein paar einstudierte Gags zu hören, wie vom „Gesichtsgulasch“, das man zuvor in Osnabrück habe ansehen müssen. Kein Vergleich mit Lage, wo alle noch dazu so gut angezogen seien. „Ihr könnt alles tragen“, meinte Herbst. „Denn euch steht nichts.“ Doch spätestens als die Fragerunde eröffnet wurde, wurde das Quartett lockerer und vor allem spontaner.
Daran hatten auch die Besucher ihren Anteil - darunter eingefleischte Fans, die teils einzelne Szenen (der Lachs ...), die zur Sprache kamen, konkrete Staffeln und Folgen zuordnen konnten. Da war selbst ein Stromberg begeistert. Nur der Frage nach einer weiteren Staffel der Kultserie, wichen die Vier aus. Kein Wunder, sei die Spieldauer doch locker zweieinhalb Mal so lang wie beim Film - entsprechend groß auch das Rohmaterial und der Aufwand.
Hommage an Autor Husmann
Nach fünf Staffeln und einem Film hätte allen Beteiligten übrigens die eingelegte Pause gutgetan, „auch um sich freizuschwimmen“, betonte Christoph Maria Herbst. Sprich: Nur mit einer Rolle in Verbindung gebracht zu werden, das hat kein Schauspieler gern. Eine Hommage wurde in Abwesenheit an „Ralfi“ verteilt: Ralf Husmann, den Autor hinter Stromberg, der für den Großteil der Gags verantwortlich zeichnet.
Auch die tragische Wendung, die der neue Film im hinteren Drittel nimmt, bezeichneten die vier Schauspieler als absolut nachvollziehbar und gut gemacht. „Das ist in den Figuren ja schon angelegt“, fand Herbst und attestierte dem Drehbuch von „Ralfi“, das Leben abzubilden. „Wir sind diesen Weg gerne mitgegangen“, sagte auch Mädel. „Erst mit Tragik und Katastrophen wirkt auch Humor umso schöner.“
Diskussionen über Wokeness
Diskussionen, der neue Film sei zu woke und brav, erstickte Christoph Maria Herbst im Keim. Deutschland sei einfach auch zehn Jahre weiter, erklärte er den Verzicht auf gewisse Gags. Allerdings habe das Land auch einen „Kanzler, der der ältere Bruder von Stromberg sein könnte“, wurde der Hauptdarsteller kurz politisch.
Applaus für authentische Stars
Bei den Fans kam der Auftritt der Stromberg-Schauspieler gut an. Sie spendeten nach der knapp halbstündigen Runde reichlich Applaus und jubelten. „Sehr authentisch“, fanden Fynn Lappe Herbst und seine Begleiter. In seiner Freundesgruppe gab es lediglich Diskussionen darüber, ob das Quartett während der Fragerunde zu sehr in den Filmrollen gefangen geblieben sei. Am Ende einigte man sich darauf, dass man eine gute Mischung gesehen habe.
Glücklich war am Ende auch Lars, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Er war mit einer aufwendigen Bleistiftzeichnung von Strombergs Konterfei in die Filmwelt nach Lage gekommen. „Die habe ich extra für den heutigen Abend angefertigt - 20 bis 25 Stunden habe ich da reingesteckt“, erklärte Lars. „Wenn er das jetzt noch signiert, dann wäre es zum Einrahmen.“ Obwohl es da schon langsam aber sicher auf Mitternacht zuging, ließ sich Christoph Maria Herbst diesen letzten Griff zum Stift nicht nehmen.