
Lemgo (bas). "Das Konzept ist einfach und genial", sagt Christian Jaschinski über seine Idee. Und das hat der Lehrer am Hanse-Berufskolleg jetzt auch schriftlich. Der "Hanse-Campus", der ein ausbildungsintegriertes Studium für kaufmännische Azubis ermöglicht, ist jetzt von einer Fachjury mit dem "Studienpreis 2009" ausgezeichnet worden.
Für das Forum "DistancE-Learning", bundesweiter Fachverband für Fernlernen, ist das Studienkonzept Jaschinskis die "Innovation des Jahres". Dahinter verbirgt sich die schlichte Erkenntnis, dass sich Inhalte von Ausbildung und Studium im kaufmännischen Bereich oft überschneiden. In Zusammenarbeit mit der Europäischen Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) bietet das Hanse-Berufskolleg daher die Chance zur Doppelqualifikation. Parallel zur normalen Ausbildung zum Industriekaufmann oder zum Groß- und Außenhandelskaufmann können die jungen Menschen in Lemgo ihren Bachelor of Arts in "Europäischer BWL" erwerben.
"Der Unterricht am ,Hanse-Campus' ist etwas vorlesungsartiger und mehr von Eigenverantwortung geprägt", beschreibt Janschinski die Unterschiede zur klassischen Berufsschulausbildung. Im Gegensatz zu den aktuell drei "normalen" Klassen für Industriekaufleute am Hanse-Berufskolleg muss die Klasse der "Azubi-Studenten" 16 statt 14 Wochenstunden die Schulbank drücken. Lohn dieser und weiterer Mühen in der Freizeit: Rund 50 Prozent der Anforderungen für den Bachelor-Abschluss der Euro-FH werden durch die Klausuren im "regulären" Unterricht erbracht. Der Rest wird durch Präsenzseminare in Hamburg und per Fernstudium geleistet.
Doch die Doppelqualifikation gibt es nicht umsonst: 330 Euro sind pro Monat für das Studium fällig. Teilweise springen hier allerdings die Ausbildungsbetriebe ein. Jaschinski: "Vor allem Firmen mit langfristiger Personalentwicklung sind an unserem Konzept interessiert. Sie haben nach etwas mehr als drei Jahren jemanden, der Ausbildung und Studium hat und den Betrieb intensiv kennt."