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Wanzen kriechen wieder in lippische Betten

Experten registrieren steigende Fallzahlen – Kammerjäger Thorsten Gronemeier gibt Tipps

Von Stefan Backe

Wanzen kriechen in lippische Betten - © Lippe
Wanzen kriechen in lippische Betten (© Lippe)

Kreis Lippe. Auf der Mauer, auf der Lauer, sitzt ne kleine Wanze. Diese Zeilen des Kinderliedklassikers erfahren momentan eine neue Bedeutung. Experten beo­bachten die Rückkehr eines fast verdrängten Insekts.

Bei juckenden Stichen seien nicht immer Mücken schuld. Es könnte sich unter anderem auch wieder um Bettwanzen handeln. Das schreibt eine PR-Agentur – und preist zugleich Produkte eines Unternehmens gegen Insektenstiche an. Die LZ fragte bei einem lippischen Experten nach und erfuhr: In der Tat sind die Kriechtiere wieder auf dem Vormarsch. "Wir werden zu vier bis fünf Wanzenfällen pro Jahr gerufen", bestätigt Thorsten Gronemeier, Geschäftsführer der Lemgoer Firma "Bauer Schädlingsbekämpfung".

Eine scheinbar geringe Zahl – nicht jedoch im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit. Anfang der 1990er Jahre hat es laut Gronemeier in Mitteleuropa gar keine gravierenden Probleme mehr mit Bettwanzen gegeben. Seitdem mehren sich die Fälle jedoch wieder. Verantwortlich dafür ist nach Ansicht der Fachleute die Öffnung Osteuropas sowie die erhöhte Mobilität der Menschen. Vor allem bei Auslandsreisen könnten die Insekten ungewollt im Gepäck mit in die heimische Wohnung gelangen.

Auch dort verstecken sich die Tiere dann tagsüber in schmalen Ritzen und Hohlräumen, in Bettgestellen, zwischen den Matratzen, hinter losen Tapeten, hinter Zierleisten oder gar in Lichtschaltern. Nachts können sie sich mit einer Kriechgeschwindigkeit von rund einem Meter pro Minute auf den Weg zum Menschen machen, um diesen unbemerkt anzuzapfen. Zurück bleibt eine kleine Quaddel, die jucken kann.

Vor allem bei einem stärkeren Befall kommen früher oder später die Kammerjäger ins Spiel. Denn für Thorsten Gronemeier steht fest: Ohne professionelle Hilfe geht es nicht. "Die Wanzen ruhen tagsüber in Verstecken, wo ihnen mit haushaltsüblichen Insektensprays nicht beizukommen ist. Der Sprühnebel baut sich schnell wieder ab. Und für die eigene Gesundheit sind diese Nervengifte sicher auch nicht förderlich." Schädlingsbekämpfer hätten dagegen Spezialmittel, die lang anhaltend und gezielt um die Schlupfwinkel herum ausgebracht werden könnten.

Apropos Chemie: Genau das sieht Gronemeier übrigens in erster Linie auch in den Produkten, die – auf die Haut aufgetragen – Insektenstiche und -bisse verhindern oder deren Folgen lindern sollen: "Ich persönlich würde so etwas nicht am Körper anwenden."

Information
Eine Wanze kann für 500 Nachkommen sorgen

Bettwanzen sind platte, zwischen ein und sieben Millimeter große Kriechtiere. Sie haben eine gelbbraune bis rotbraune Färbung. In der Umgebung ihrer Verstecke sieht man oft runde, schwarzbraune Kotflecken.

Bettwanzen haben nach neuesten Erkenntnissen eine Lebenserwartung von maximal einem Jahr. Dabei kann ein Exemplar für bis zu 500 Nachkommen sorgen. Fachleute haben erforscht, dass die Plagegeister ein bis zwei Blutmahlzeiten pro Woche benötigen. Sie können aber auch überleben, wenn sie monatelang hungern. Es ist jedoch bis heute noch nicht nachgewiesen worden, dass Wanzen Krankheiten auf den Menschen übertragen.

Die Bekämpfung der Insekten durch einen Kammerjäger wird nach Größe der Wohnung abgerechnet. Pro Quadratmeter werden hier rund 3,50 Euro fällig; zwei Behandlungen sind die Regel. (bas)

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