Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Pferdebesitzer befürchten Missbrauch ihrer Tiere

Kamera beweist unheimlichen Besuch im Stall - Kripo ermittelt

Von Sylvia Frevert

Besitzer befürchten Missbrauch ihrer Pferde - © Extertal
Besitzer befürchten Missbrauch ihrer Pferde (© Extertal)

Extertal-Bösingfeld. Die Kripo Lemgo ermittelt gegen einen Mann, der sich immer wieder nachts unbefugt in einem Offenstall in Extertal aufgehalten haben soll. Möglicherweise hat er sich dort an Pferden zu schaffen gemacht. 

Schwarze Latexhandschuhe - sie lagen im Stroh bei ihren Stuten "Celine" und "Lady". Jetzt liegen sie bei der Kripo in Lemgo. Pferdebesitzerin Anke Meier aus Bösingfeld dachte zunächst an einen "Dumme-Jungen-Streich", war aber nach dem Fund eines weiteren Handschuh-Paares, "ganz offensichtlich benutzt und im Stall abgestreift", alarmiert. Als dann noch Halfter und Führstrick plötzlich an falschen Plätzen hingen und ein Tier Verhaltensauffälligkeiten zeigte, erstatteten Anke Meier und zwei weitere Pferdebesitzerinnen Anzeige bei der Polizei. Das war im Frühjahr 2011. Doch es gab keine Beweise; die Polizei wollte die Akte schon schließen.

Pferdebesitzerin Anke Meier mit der Stute "Celine". - © Foto: Frevert
Pferdebesitzerin Anke Meier mit der Stute "Celine". (© Foto: Frevert)

Anke Meier gab nicht auf. Sie installierte zwei Kameras in ihrem Stall und schaltete auch ein Detektivbüro ein - mit Erfolg. Die Pferdebesitzerinnen hegen den Verdacht, dass der Mann die Pferde missbraucht hat. Deshalb wurde auch das Veterinäramt eingeschaltet. "Wir werden in dieser Sache weiter ermitteln", bestätigt der Lemgoer Kommissariatsleiter Franz Bellmann.

Auf frischer Tat wurde der Mann nie erwischt. Nächtelang lagen Jens Heydenreich, Detektiv aus Borgholzhausen, und zwei Mitarbeiter in einem benachbarten Wald auf der Lauer. Vergeblich. Doch es gibt zahlreiche Beweis-Aufnahmen aus den Kameras. Sie lieferten bis zu 600 Bilder pro Nacht, die Anke Meier tagtäglich auswertete: "Wir haben Fotos, die den Mann von Anfang April bis jetzt an zehn unterschiedlichen Tagen im und am Stall zeigen", erklärt Heydenreich.
Das ist zum Beispiel das Beweis-Foto, das die Datumsanzeige "16.7.2012, 5.27 Uhr" trägt, es ist gestochen scharf: Im Vordergrund flüchtet die Reitpony-Stute "Lady" im Trab aus dem Offenstall. Nur etwa zwei Meter von dem Pferd entfernt steht ein Mann, bekleidet mit einem Regenanzug und schwarzen Latexhandschuhen, direkt vor dem Offenstall. "Er kam oft an einem Montag oder Dienstag in der Frühe", weiß Heydenreich inzwischen.

Warum der Mann sich immer wieder frühmorgens im Stall aufhielt, muss nun die Polizei ermitteln. Anke Meier schließt einen persönlichen Racheakt aus. Ihre beiden Stuten hat sie jedoch nun vorsorglich für einige Zeit in einem anderen Reitstall untergebracht.
Ganz aufgeben möchte sie die idyllisch gelegene Weide mit dem von ihr und ihrem Vater selbst errichteten Offenstall aber nicht. "Dafür steckt hier zu viel Herzblut drin", sagt Meier. Jedoch will sie, dass der Mann eine Erklärung unterzeichnet, mit der er sich verpflichtet, dem Stall und der Weide fernzubleiben. "Außerdem soll er die Kosten für die Überwachsungskameras und die Detektei tragen", sagt sie.

Information
Bei Verdacht das Veterinäramt anrufen

Die Polizei steht ganz am Anfang ihrer Ermittlungen. Sollte sich der Verdacht der Pferdebesitzer bestätigen, so handelte es sich um einen Fall von "Sodomie". Der sexuelle Missbrauch von Tieren war laut Oberstaatsanwalt Michael Kempkes bis zum 1.9.1969 nach § 175 b des Strafgesetzbuches strafbar. Mit der Novellierung des Sexualstrafrechts, in dessen Zuge auch Homosexualität und Kuppelei straffrei gestellt wurden, verschwand auch die Sodomie als Straftatbestand. Sexuelle Handlungen an Tieren werden heute nach § 17 Tierschutzgesetz geahndet, der ein Höchststrafmaß von drei Jahren Freiheitsstrafe oder Geldstrafe vorsieht, "wenn einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche oder länger anhaltende und sich wiederholende Leiden und Schmerzen zugefügt werden", so Kempkes. Laut Dr. Heike Scharpenberg vom Veterinäramt Detmold gab es in Lippe bislang einen Fall von Sodomie, der zur Bestrafung des Täters führte. 2007 wurde ein Mann wegen sexueller Handlungen an Kälbern verurteilt. Dr. Scharpenberg rät Tierbesitzern, sich bei einem Verdachtsfall mit dem Veterinäramt in Verbindung zu setzen. (sf)

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo