Granitsteine erinnern an ermordete Lagenser Mitbürger

Lage. Wer nichts von ihnen weiß, kann sie glatt übersehen. 12 schmale Granitstelen sind an Straßen in der Kernstadt aufgestellt. Sie erinnern meist an Wohnorte ehemaliger jüdischer Bürger. Die Aufstellung der rund 70 bis 80 Zentimeter Zentimeter hohen Natursteine war im Jahr 2007 nicht publik gemacht worden. Einige Monate zuvor hatte Gustav Glitt vom Arbeitskreis Stadtgeschichte des Ortsvereins Lage im Lippischen Heimatbundes bei der Stadt einen Bürgerantrag zur Aufstellung von Granitbordsteinen an standortgerechten Plätzen gestellt. Diese sollten als Fixpunkte für Stadtrundgänge zur Geschichte der Juden in Lage dienen. Die Politik habe darüber eingehend diskutiert und Auflagen gemacht, erinnert sich der 88-Jährige. So sollte zuerst ein Probestein aufgestellt werden, worauf jedoch verzichtet wurde, und das Buch &bdquo;Stadtrundgang“ an alle Schulen verteilt werden. Zur Debatte hatten auch im Boden einsetzte Stolpersteine gestanden. Mit der Assoziation, dass so die Erinnerung mit Füßen getreten werde, wurde davon Abstand genommen. Die Politik stimmte zu – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der Stadt für die Herstellung und Beschaffung der Gedenktafeln und Bordsteine keine Kosten entstehen. Mitarbeiter des Bauhofs stellten die Steine jedoch auf. Die die Lagenser Firma Kubinski lieferte die Granitsteine. Zuerst zehn; zwei weitere kamen später dazu. &bdquo;Da waren wir mit unseren Recherchen noch nicht so weit“, erzählt Glitt. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lippe, die auch einen Teil der Materialkosten übernahm, unterstützte das Projekt. Den Rest finanzierte der Lippische Heimatbund. Im selben Jahr wurde im Übrigen auch die große Stele im Friedenspark aufgestellt. &bdquo;Die Schwierigkeit war, dass die Steine nur auf öffentlichem Grund stehen konnten“, so der 88-Jährige. Denn nicht jeder Hausbesitzer war damit einverstanden, dass eine Stele auf die jüdische Geschichte des eigenen Wohnhauses hinwies. An zwei oder drei Häusern hatten jedoch schon zuvor alte Schilder an der Hauswand auf die Geschichte hingewiesen. Auf den auf den Stelen befestigten Gedenktafeln sind nicht nur die Namen der jüdischen Familien zu finden und wo sie gewohnt haben, sondern auch in welchem Konzentrationslager sie gestorben sind. Die Tafel an der Hellmeyerstraße musste zu Beginn einmal erneuert werden, weil jemand mit einem Hammer die Schrift beschädigt hatte. Aus Angst vor Vandalismus entschloss sich der Heimatverein, die Aufstellung der Stelen nicht publik zu machen. Gustav Glitt war vor 23 Jahre Mitbegründer des Arbeitskreises Stadtgeschichte im Verein. Die Geschichte der Juden interessierte das ehemalige SPD-Ratsmitglied, so dass er im Jahr 2005 das Buch &bdquo;Stadtrundgang“ zur Geschichte der Juden in Lage veröffentlichte. Es enthält wissenswerte Hintergründe und Fotos. Jahrelang veranstaltete er regelmäßig Stadtführungen, inzwischen nur noch auf Nachfrage. Bei Interesse ist Gustav Glitt unter Tel. (05232) 5000 erreichbar.

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