Lage. Er wird einer der jüngsten Bürgermeister Deutschlands: Matthias Kalkreuter (32) hat Sonntagabend den zweiten Wahlgang in Lage für das Amt im Rathaus gewonnen – und zwar mit einer überaus deutlichen Mehrheit von 61,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 46,1 Prozent – am 26. Mai lag sie noch bei 60,7 Prozent. Schon als die erste Hochrechnung in den Räumen des Bürgerservice im Rathaus um 19.20 Uhr eintraf, zeichnete sich das spätere Ergebnis ab. Im Lager der Sozialdemokraten brandete immer wieder Jubel auf angesichts von Prozentzahlen von teilweise über 70 Prozent wie in Hörste und Heiden, wo Matthias Kalkreuter wohnt. Eine versteinerte Miene dagegen bei seinem Kontrahenten Dr. Stefan Everding, der sich aber als guter Verlierer erwies und dem neuen Bürgermeister am Ende Beifall klatschte. 27.708 Wahlberechtigte waren aufgerufen, einen neuen Bürgermeister zu wählen. Rund 3700 Bürger hatten sich bereits im Vorfeld per Briefwahl entschieden. Bereits am 26. Mai hatte Matthias Kalkreuter im ersten Wahlgang mit noch fünf Bürgermeisterkandidaten 4806 Stimmen errungen, Dr. Stefan Everding 4504. Dieses Mal betrug der Unterschied zwischen beiden 2851 Stimmen. Um 18.45 Uhr stand der Sieger im Rathaus fest. Technischer Beigeordneter Thorsten Paulussen überreichte dem künftigen Verwaltungschef einen großen Blumenstrauß und dankte allen, die bei der Organisation der Wahl mitgeholfen hatten. „Wir müssen das hohe Gut der Demokratie auch nutzen", so Paulussen. „Ich freue mich über das überragende Ergebnis", erklärte ein freudestrahlender Matthias Kalkreuter und dankte dem Team. „Jetzt gehts an die Arbeit." Er sieht seinen Erfolg als Mischung mehrerer Faktoren. Seine Kandidatur sei ein Angebot auch für jüngere Menschen gewesen. Dr. Stefan Everding zeigte sich enttäuscht. „Ich hatte ein so deutliches Ergebnis nicht erwartet." Vielleicht hätten die Lagenser nach 15 Jahren CDU-Bürgermeister einen Umbruch gewollt. Nachdem der Wahlkampf fair geführt worden war, machte in den vergangenen Tagen ein Brief der Fraktion von Aufbruch C die Runde. Darin wurde Kalkreuter vorgeworfen, er drohe mit der Verhinderung christlicher Vorhaben. Dieser hatte dazu auf seiner Homepage einen offenen Brief veröffentlich. In einem Brief, der einem Lagenser Wochenblatt beigefügt war, hatte sich der frühere Bürgermeister Christian Liebrecht für den CDU-Kandidaten stark gemacht. Auch neu angebrachte Wahlplakate der CDU erregten die Gemüter. Heimatbonus zieht Ein Kommentar von Cordula Gröne Immer wieder brandete Jubel bei den SPD-Anhängern bei der Verkündung der Wahlergebnisse auf. Schnell war klar: Matthias Kalkreuter konnte wesentlich mehr Stimmen auf sich vereinigen als sein Kontrahent Dr. Stefan Everding. Es gibt sicher mehrere Gründe für dessen gutes Abschneiden. Der 32-Jährige ist jung und unverbraucht; viele Wähler wünschen sich mehr Schwung etwa bei der Umsetzung des Stadtentwicklungskonzepts. CDU-Kandidat Dr. Stefan Everding konnte als Nicht-Lagenser nicht überzeugen. Ob es nun seine Vergangenheit als Geschäftsführer bei der Firma von Carsten Maschmeyer war oder die Tatsache, dass er erst Ende vergangenen Jahres CDU-Mitglied wurden – viele blieben skeptisch. Wenngleich ihm mehr Führungserfahrung zugute gehalten wurde. Die muss in den kommenden Jahren nun Matthias Kalkreuter unter Beweis stellen.