Von einer Petitesse zu einer Posse? Zoff um den Wanderweg in Hörste vorerst zu Ende

Lage-Hörste. Eine sehr lange und außergewöhnlich intensiv geführte Diskussion ist vorerst zu Ende: Nach der Sitzung des Hauptausschusses der Stadt Lage ist klar, dass der Familienwanderweg in Hörste in Zieglerweg umbenannt werden soll. Denkbar knapp votierten die Ausschussmitglieder dagegen, dem Rat zu empfehlen, die angedachte Neubenennung des Wanderweges zu stoppen.

Dem vorausgegangen war ein langes hin und her, inklusive einer in verschiedenen politischen Gremien sehr emotional geführten Debatte. Im Kern geht es bei der Frage nach der Namensgebung darum, wie sich die Stadt in Zukunft präsentieren und vermarkten will. Tourismus-Experten kamen zuvor zu dem Ergebnis, dass es besser ist, die Begrifflichkeiten zu reduzieren und gezielter zu werben. Lage könnte als Stadt des Duftes (Taoasis) und der Ziegler bekannter werden.

So kam die Idee auf, auch einen Zieglerweg zu benennen. Die Lippe Tourismus und Marketing GmbH (LTM) hatte angeregt, den Familienwanderweg in Hörste in Zieglerweg umzubenennen. Doch das stieß auf geteilte Reaktionen in der Politik. Zwischenzeitlich gab es zudem einen Bürgerantrag, den Weg nicht &bdquo;Zieglerweg“ zu nennen, sondern einen &bdquo;Familien-Pilgerweg“ daraus zu machen.

Monatelanger Streit

Doch die Fraktionen konnten sich nicht einigen. Bereits im Kulturausschuss im Juni hatte Corinna Kottmann (FWG/BBL) für die spirituellere Variante und den Familien-Pilgerweg plädiert, während Rita Schapeler-Kössler (SPD) dem Zieglerweg den Vorzug hatte geben wollen. Der zweite Beigeordnete der Stadt Lage, Frank Rayczik, wies damals darauf hin, dass sich der Ausschuss für Wirtschaft und Stadtentwicklung bereits für die Umbenennung in Zieglerweg ausgesprochen habe, und schlug vor, das Thema im nächsten Hauptausschuss Ende Juni noch einmal auf die Tagesordnung zu bringen.

Dies war nun der Fall. Es wurde erneut über den Antrag der FWG/BBL-Fraktion gegen die Umbenennung gesprochen. &bdquo;Wir sehen es als schwierig an, den Weg so zu benennen“, bekräftige Angelika Schapeler-Richter die Einstellung ihrer Fraktion. Schließlich sei das Thema Ziegler in anderen Ortsteilen präsenter als in Hörste. Den Bürgerantrag, der die Umbenennung in &bdquo;Pilgerweg“ fordert, würde sie hingegen mittragen. &bdquo;Das ergibt für uns einen tieferen Sinn“, so Schapeler-Richter weiter. Auch habe der Kulturausschuss das Entscheidungsrecht nicht an den Hauptausschuss abgegeben.

Bürgermeister Matthias Kalkreuter sieht die Stadt insgesamt nicht zuständig für die Namen von Wanderwegen: &bdquo;Wir können nicht über eine Benennung in Pilgerweg abstimmen, sondern nur ein Veto gegen die vom Wanderbeirat einstimmig beschlossene Änderung in Zieglerweg.“ Dann würde das Verfahren neu aufgerollt und der Beirat müsse einen neuen Vorschlag vorlegen. Hans Hofste (SPD) sprach sich noch einmal explizit für die vom Wanderbeirat getroffene Entscheidung zur Namensgebung aus.

Denkbar knappe Entscheidung Martina Hannen (FDP) verstand zwar den Marketinggedanken hinter der neuen Namensgebung, sah aber keine ausreichende Verbindung zwischen dem Ort Hörste und dem Zieglerwesen. Die entsprechende Umbenennung hielt sie sogar für irreführend. Deutlich wurde in der Sache auch Michael Biermann (CDU). Er habe den Eindruck, dass aus &bdquo;einer Petitesse eine Posse“ gemacht werde. Auch seine Fraktion würde sich eher für einen Pilgerweg als einen Zieglerweg aussprechen. Kalkreuter, der auch den Ausschussvorsitz innehat, ließ schließlich über das mögliche Veto der Stadt Lage gegen die angestrebte Umbenennung abstimmen.

Zuvor stellte ihm Schapeler-Richter allerdings noch die Frage, ob er sich selber in dieser Sache als befangen ansehen würde. Schließlich habe er den Namen Zieglerweg selbst ins Spiel gebracht. &bdquo;Das ist eine Falschinformation, die ich scharf zurückweise. Der Vorschlag kommt von der LTM und war nicht mit der Stadtverwaltung abgestimmt. Alles, was in dieser Richtung behauptet wird, ist eine Falschaussage“, so der Bürgermeister weiter. Die Abstimmung ging schließlich mit jeweils acht Ja- und acht Neinstimmen unentschieden aus. Der Antrag auf ein Veto ist damit allerdings abgelehnt und vorerst vom Tisch.

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