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Landratswahl: Werner Loke will Fischtreppe im Blick behalten

Grüne besuchen mit Landtagsabgeordneter Wibke Brems die kritisierte Anlage am Isringhausen-Ring

Till Brand

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Die Bega ist Thema: An der Mühle Lindner diskutieren (von links) Landestagsabgeordnete Wibke Brems, Werner Loke (Grünen-Fraktionschef im Kreistag), Friederike Menz (Kreisvorsitzende der Grünen), Inga Loke (Kreisvorstand der Grünen), Jürgen Hennigs (Leiter des Lemgoer Straßen- und Entwässerungsbetriebes), Ute Koczy (Grüne) und Immo Henneberg (Stadt Lemgo). - © Till Brand
Die Bega ist Thema: An der Mühle Lindner diskutieren (von links) Landestagsabgeordnete Wibke Brems, Werner Loke (Grünen-Fraktionschef im Kreistag), Friederike Menz (Kreisvorsitzende der Grünen), Inga Loke (Kreisvorstand der Grünen), Jürgen Hennigs (Leiter des Lemgoer Straßen- und Entwässerungsbetriebes), Ute Koczy (Grüne) und Immo Henneberg (Stadt Lemgo). (© Till Brand)

Lemgo. Eine unabhängige Prüfung der in der Kritik stehenden Fischtreppe an der Bega hat der Chef der Grünen im Kreistag, Werner Loke, angemahnt. Breiten Raum nahm das Bauwerk bei einem Termin mit Landtagsmitglied Wibke Brems ein.

Als Diplomingenieurin und Grünen-Sprecherin im Landtag für Klimaschutz und Energiepolitik ist die 34-Jährige vom Fach. Laut Einladung des Lemgoer Ortsverbandschefs Dr. Burkhard Pohl wollte sich die Landespolitikerin ansehen, wie die Stadt neun Millionen Euro in den Hochwasserschutz an der Bega steckt beziehungsweise schon gesteckt hat. Doch die Dienstagsausgabe der LZ hat bei dem Ortstermin an der Bega für ein weiteres, heiß diskutiertes Thema gesorgt: eben jene Fischtreppe.

Vor allem Werner Loke ließ nicht locker und wollte wissen: „Treffen die Vorwürfe des Landesfischereiverbands zu?“ Eine Antwort soll es über den Herbst geben – dann will die Stadt ein sogenanntes Monitoring vornehmen lassen: Bei dem Verfahren sollen Angler zählen, wie viele Fische den Auf- und Abstieg neben dem Wehr nutzen. Steht doch der Vorwurf der Fischer im Raum, dass zahlreiche Tiere den Seitenkanal verpassen, in die Turbine des kleinen Wasserkraftwerks geraten und dort sterben müssen.

Werner Loke sagte, der Kreis werde nun zunächst das Ergebnis des Monitorings abwarten, dieses und das Verfahren selbst jedoch überprüfen. Der Landratskandidat warb dafür, im Zuge des anstehenden Tests der Anlage einen externen Experten einzuschalten, statt auf genau den Fischereibiologen zu setzen, der die Anlage selbst mitgeplant habe. „So erhalten wir ein Ergebnis, das nicht in Frage gestellt wird“, betonte Werner Loke. Die Stadt will das Ganze entschärfen, indem sie den Fischereiverband höchstselbst für die Fischzählung engagiert, so Immo Henneberg.

Verwundert war Landtagsmitglied Wibke Brems ob der hier aufflammenden Diskussion keineswegs. Sie sagte: „Fast an jedem Wasserkraftwerk gibt es ähnliche Kritik. Meist streitet ein Gutachter gegen den anderen.“ Generell halte sie den Weg, den die Stadt an der Bega gegangen sei, für richtig: Wo es möglich war, hat die Stadt nach Angaben von Jürgen Hennigs (Chef Straßen und Entwässerung Lemgo) die Wasserrechte aufgekauft und die Wehre zum Abriss freigegeben (so etwa am Langenbrücker Tor). Wo Wasserkraft weiterhin genutzt wird (etwa Mühle Lindner), würden Fischtreppen gebaut – Brems: „Eine gute Mischlösung.“

Auch die nun genauer skizzierte „Route der Sinne“ bezeichnete sie als richtigen Mittelweg zwischen „Begehbarkeit für die Bürger an einer und Naturschutz an anderer Stelle“. Abends sprach die Politikerin unter anderem mit Bürgermeisterkandidat Torsten Buncher im Café Vielfalt zur Energiewende. Dabei machte sich Buncher laut Pohl für erneuerbare Energien und Elektromobil-Infrastruktur stark. Auch wolle er als Bürgermeister eine Stärkung des Stadtbusses prüfen.

Kommentar von Till Brand

Nur unantastbare Ergebnisse zählen

Der Mensch hat viel kaputt gemacht, Flüsse in gerade Betten gezwängt und aufgestaut, um sich die Kraft des Wassers nutzbar zu machen. All das sind Schäden, die wir reparieren sollten, wo es nur geht.

So betrachtet, sind die Hochwasserschutzmaßnahmen an der Bega eine Riesenchance. Noch dazu nehmen sich die Kosten für Fischtreppen, Sohlgleiten und Raugerinne – mit denen die Experten Fischen an den verbleibenden Hindernissen vorbeihelfen wollen – gering aus, wenn man auf die Gesamtbausumme von neun Millionen Euro schaut.

Die Fischtreppe an der Mühle Lindner funktioniert: Das Tiervorkommen flussaufwärts hat kräftig zugelegt. Trotzdem ist die Frage berechtigt: Wie hoch ist der Anteil der Fische, die auf Abwege – in die tödliche Falle „Turbine“ – geraten? Das lässt die Stadt nun ermitteln: per Fischzählung.

Es gilt, unantastbare Ergebnisse zu erhalten, die unabhängig und unparteiisch erhoben wurden. Die Stadt will, dass die Angler selbst die Fische zählen – das ist der richtige Schritt.

Information
Möglicher Schaden: 50 Millionen Euro

Die aktuellen, neun Millionen Euro teuren Hochwasserschutzmaßnahmen in der alten Hansestadt gehen zurück auf das Jahr 2001, erinnerte Bürgermeister Dr. Reiner Austermann bei seiner Begrüßung der Landtagsabgeordneten Wibke Brems von den Grünen. Lemgo sei seinerzeit im Hochwasseraktionsplan Werre als die am stärksten gefährdete Kommune im Einzugsgebiet genannt worden. Kein Wunder: 1946 stand die Innenstadt zuletzt fast bis zum Marktplatz unter Wasser, in der Grevenmarsch (damals noch unbebaut) hieß es ebenfalls Land unter. „Bei Hochwasser fließt in Lemgo so viel Wasser die Bega hinab wie in der Weser bei Vlotho im Normalfall“, sagte Austermann. Das Schadenspotenzial in Lemgo bezifferte Immo Henneberg von der Stadt auf mehr als 50 Millionen Euro. Um dem vorzubeugen, sollen die Verbesserungen des Hochwasserschutzes in drei bis vier Jahren beendet sein.

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