Lemgo. Schon die Anfahrt ist ein Abenteuer. Art Director Jochen Dehn bestellt die LZ über schmale Feldwege zu einer einsamen Birke im Begatal. „Achten Sie auf eine Kreuzung, auf allen vier Seiten von Maisfeldern umgeben", beschreibt der künstlerische Leiter den Weg zum geheim gehaltenen Set. Hier geht am Mittwoch der Dreh der renommierten Filmgesellschaft Pandora zu Ende.
Das Team um Regisseur Ulrich Köhler hat in der abgeschiedenen Ecke eine Science-Fiction-Kulisse entstehen lassen. Und genau darum ging es der Filmcrew: Natur pur, keine Spur von Zivilisation. Denn im Film, der unter dem Arbeitstitel „In My Room" firmiert, ist der Hauptdarsteller der letzte Überlebende der Menschheit.
Bis... ja, bis eine Frau in sein Leben tritt. Eine Liebesgeschichte, aber auch Fragen nach Moral entspannen sich hier vor der traumhaften Kulisse mit Blick auf den Stadtforst. „Anhand von Satellitenbildern haben wir NRW überflogen und nach geeigneten Drehorten gesucht, die unser Regisseur dann abgefahren ist", erklärt Produktionsleiterin Fee Buck. Das Begatal war am Ende der Geheimtipp eines Försters aus der Gegend.
Und was für einer. Buck ist voll des Lobes. Für den Kreis Lippe und die Stadt Lemgo, die mit diversen Ausnahmegenehmigungen den Dreh im hochheiligen Naturschutzgebiet erst möglich machten. Denn Eingriffe sind eigentlich strengstens verboten; und was die Mannschaft mit Art Director Jochen Dehn dort aufgebaut hat, sieht durchaus nach einem echten Zuhause aus. Angefangen bei einer Hütte, gehalten von Holz, isoliert mit Stroh, die Hauptdarsteller Hans Löw hier zusammenzimmert.
Unterstützung kam auch von den Bauernhöfen in der Nachbarschaft. Hier borgte sich die Filmcrew eine trächtige Ziege aus, die während der Dreharbeiten ihr Zicklein zur Welt brachte. Für die Tiere haben die Kulissenmacher einen Verschlag unter der Hütte gebaut. Ein Pferd wurde von einem Lemgoer Hof gestellt, um von Hans Löw beim Bestellen eines Maisfeldes eingesetzt zu werden. Zweiter Drehort in der Region war Vlotho, wo die Anlieger einer Straße extra das Unkraut wuchern ließen, damit es ins Bild einer von der Menschheit verlassenen Erde passt. Auch Hühner und Enten waren Gäste auf Zeit im Begatal und kehren nun nach getaner Arbeit zurück.
In der Hütte selbst hat sich der Hauptdarsteller wohnlich eingerichtet. Er darbt nicht, Delikatessen in Konserven stehen im Küchenregal, kann er sich doch in der Geschichte in den verlassenen Supermärkten frei bedienen. Neben der Hütte die Waschmaschine mit einem ansehnlichen Vorrat an Reinigungsmitteln und eine Tiefkühltruhe. Für den Strom sorgt im Film ein Mühlrad, angetrieben vom aufgestauten Wasser der Bega. Hierfür musste Pandora Film eigens Staurecht beantragen.
Doch der Aufwand habe zweifelsohne gelohnt, versichert Produktionschefin Fee Buck. Das Begatal sei einfach einzigartig und wie gemacht gewesen für die Filmidee von Ulrich Köhler. Dabei war Pandora mit einem Filmteam vor Ort, „so klein, wie ich es noch nie erlebt habe", unterstreicht Buck. Auch dies eine Auflage der Behörden, die darauf bedacht waren, die Eingriffe so gering wie möglich zu halten.
Wenn heute die Dreharbeiten zu Ende gehen, heißt es für die Beteiligen: aufräumen. Das Tal, in dem die Crew ihre Aufnahmen gemacht hat, muss in den vorherigen Zustand versetzt werden. Über Maisfeld und einige Reifenspuren wird sich schon in Wochen die Natur hermachen. Lemgoer, die sehen wollen, wie das Begatal in Szene gesetzt wird, müssen sich noch etwas gedulden. 2017 stehen weitere Drehs in Berlin an, dann muss der Film geschnitten werden. Buck meint, dass er 2018 ins Kino kommt.