Lemgo. Das Gebälk des Dachstuhls gibt knirschend nach, Beton bröckelt, prasselt Geschoss um Geschoss nach unten. In einigen Wochen wird das alte Hansa-Hotel in der Breiten Straße komplett Platz gemacht haben. Platz für das neue Bettenhaus, das sich in die entstehende Baulücke schmiegen wird, und später in einer Einheit mit der Alten Abtei (der heutigen VHS) 80 Zimmer der gehobenen Hotelkategorie beherbergen soll.
Doch bis dahin wird in Steinwurfweite hinterm Wall noch viel Wasser die Bega hinunterfließen. Seit dieser Woche ist zunächst einmal das Salzufler Unternehmen Ellerbrok Abbruch & Erdbau (Geschäftsslogan: „Bei uns ist noch nichts stehen geblieben") damit beschäftigt, das Hansa-Hotel in seine Einzelteile zu zerlegen. Bis Mitte Februar soll das etwa dauern, sagt Architekt Reinhard Schwakenberg.
Dabei liegt der Großteil der Abrissarbeiten schon hinter dem Bautrupp. Ende des Jahres musste der Innenausbau dran glauben. „Dabei sind hier und da auch mal drei Böden übereinander aufgetaucht", erklärt Schwakenberg die zeitraubende Entkernung. Dazu gilt bei Baumaterialien: heutzutage: immer sauber trennen, trennen, trennen.
Wenn das Hansa-Hotel Mulde für Mulde abgefahren ist, soll der alte Keller mit Schotter aufgefüllt werden. Währenddessen läuft nach Angaben des Architekten die Ausschreibung für das neue Hotel. Mit der Baugenehmigung rechnet Reinhard Schwakenberg für das Frühjahr.
Darin enthalten sei dann auch schon die Verbindung zur Alten Abtei, die die Stadt ebenfalls an Investor Professor Klaus Steffens verkauft hat. Voraussichtlich im Frühjahr 2020, so Marion Visser als Leiterin der städtischen Gebäudewirtschaft, soll das Team der Volkshochschule aus der Alten Abtei in das dann umgebaute Haus Wippermann in der Kramerstraße umziehen. Darauf folgt nach Worten von Schwakenberg auch der Alte-Abtei-Umbau zum Hotel.
Bis dahin soll lediglich das Erdgeschoss, und dort zuvorderst der alte Brunnen-Saal, für den Hotelbetrieb mitgenutzt werden. Wo der denkmalgeschützte und mit einer Glasscheibe abgedeckte Brunnen steht, sollen die Gäste das Frühstücksbuffet finden, kündigt mit Maik Soukal (Hotel/Restaurant Stadtpalais in der Papenstraße) der künftige Betreiber an. Soukal wird beide Häuser parallel führen.

In der Remise soll später Gastronomie einziehen – ob als Café mit Biergarten im Abteigarten oder mit vollwertiger Küche wird laut Soukal während des Umbaus des Hauses Wippermann noch entschieden. Fest steht für Soukal: „Der Biergarten soll Bestandteil der Genehmigung sein. Die Option haben wir also."
Als Bauzeit für den Neubau gibt Architekt Schwakenberg „etwa ein Jahr" an. Den Einzug und die Belegung mit ersten Gästen plane er daher fürs Frühjahr 2020. Wenn der Bauzeitenplan mit dem Innenausbau genauer festzumachen sei, werde er bereits in die Vermarktung gehen, bestätigt Soukal. So sei er auch beim Anbau ans Stadtpalais verfahren – ebenfalls Projekt von 3S (Steffens/Schwakenberg/Soukal).
Die Bausumme in der Breiten Straße gibt Schwakenberg mit etwa zwei Millionen Euro an. Dazu werde sich der Umbau der Alten Abtei aufgrund des Denkmalschutzes und vieler liebenswerter Details wie den aufwendigen Stuckdecken „mindestens so zeitintensiv wie der Neubau" gestalten.