Lemgoer Züchterin sieht Schafe um ihr Leben schwimmen

Lemgo . Karla Ebert würde die vergangenen Tage am liebsten vergessen. 23 ihrer Schafe sind beim Unwetter am Dienstag in der Bega ertrunken. Nur 13 konnten gerettet werden und sind wohlauf. Ob Ebert die Fläche hinter dem Schloss weiter nutzen wird, ist fraglich.

&bdquo;Ich will die Sache aus dem Kopf kriegen", sagt Karla Ebert. Gerade ist sie vom Isringhausen-Ring zurück gekommen. Dort soll das letzte, noch vermisste tote Schaf gesehen worden sein. Doch es bleibt vorerst verschollen. Heute will die Feuerwehr mit Booten nach vermissten Tieren suchen – auch in Dörentrup sollen Schafe von der Welle mitgerissen worden sein. Die ausgebildete Schäferin hat die vergangenen beiden Tage damit verbracht, die Kadaver einzusammeln. Wenn sie davon berichtet, muss Ebert durchatmen.

Ähnlich geht es ihr, wenn sie die Kommentare im sozialen Netzwerk Facebook liest. Dort wird ihr vorgeworfen, sie hätte die Tiere nicht rechtzeitig vom Feld geholt, obwohl es eine Unwetterwarnung gab. &bdquo;Ich habe in keiner Weise damit gerechnet, dass das Wasser in der Nacht noch so stark ansteigen wird – die Feuerwehr übrigens auch nicht", wehrt sich die Halterin. Dem kann Lemgos Feuerwehrchef Klaus Wegener nur zustimmen: &bdquo;Wir sind überrascht worden. Ich bin jetzt 47 Jahre bei der Feuerwehr – so stark ist das Wasser innerhalb von eineinhalb Stunden noch nie angestiegen." Ob die Öffnung des Wehres oberhalb von Schloss Brake die Lage verschärft hat, ist unklar.

Fest steht, so Immo Henneberg , bei der Stadt zuständig für die Gewässer: &bdquo;Im 170 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet der Bega vor Lemgo hat es viel stärker geregnet als hier." In der Innenstadt müsse der Fluss dann durch ein Nadelöhr, obwohl seit Jahren Umbauarbeiten im Gange sind, die die Stadt vor Hochwasser schützen sollen. Gegen 5 Uhr erreichte die Flutwelle am Dienstag Lemgo.

Die Wiese am Bierweg, auf der die Schafe standen, ist ausgewiesenes Naturschutz- und Überschwemmungsgebiet. Sie gehört dem Landesverband Lippe, der sie an die Stadt und diese wiederum seit 25 Jahren an Karla Ebert verpachtet hat. In dieser Zeit ist die Fläche zum dritten Mal überschwemmt worden. Aber so schlimm wie jetzt sei es noch nie gewesen. Auch sonst sei die Wiese oft feucht, was häufig Reparaturen am Zaun nötig mache.

Bis zu dem Unglück hielt Karla Ebert fast 350 Mutterschafe und Lämmer. Auf ihrem Bioland-Hof am Weißen Weg verkauft sie unter anderem Fleisch und Felle. Der Verlust der ertrunkenen Schafe sei zwar ein finanzieller Schaden – ein Mutterschaf ist etwa 250 Euro und ein Schlachtlamm 150 Euro wert – gefährde aber nicht ihren Betrieb. Obwohl Schafhaltung ohne Förderung laut Ebert nicht möglich sei.

Eine Versicherung, die bei ertrunkenen Tieren einspringt, gebe es nicht. Mit der Herausgabe eines Fachmagazins hat die Familie jedoch ein zweites Standbein. &bdquo;Aber ich habe keine Lust mehr, die Fläche hinterm Schloss zu beweiden", sagt die 60-Jährige. Wenn es Ärger mit einer Weide gebe, dann dort. Zudem überfordere es sie, den Zaun zu erneuern. Er sei 2018 repariert worden. Auf die Fläche sei sie nicht angewiesen.

Zumal nun schlechte Erinnerungen an der Wiese hängen. Ebert selbst sprang in die Fluten, um ihre Tiere zu retten, konnte aber wie die Feuerwehrleute gegen die Kraft des Wassers wenig ausrichten. Sie musste mit ansehen, wie die Tiere um ihr Leben schwammen. Bilder, die Ebert einfach nur vergessen will...

Bürger zeigen Hilfsbereitschaft Thomas Zimmermann, Anja Kracht und Gabriele Greven haben sich bei der LZ gemeldet, nachdem sie vom Schicksal der Tiere gelesen haben. Sie wollten zur Spende für Karla Ebert aufrufen. Doch das will diese gar nicht. Die drei sind dennoch der Meinung, dass sich etwas ändern muss: &bdquo;Die Landschaftspflege durch Schafe ist wichtig. Die Stadt müsste Karlas Arbeit mehr honorieren", sagt Zimmermann.

Immo Henneberg von der Stadt: &bdquo;Eine Nutzung mit Schafen ist optimal." Daher wolle man Kontakt mit Ebert aufnehmen, um den Charakter der Wiese zu erhalten. Günter Puzberg vom Verein &bdquo;Lippefreunde" hatte ebenfalls zu Spenden für Halter ertrunkener Schafe in Dörentrup und Lemgo aufgerufen.

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