Überfälle auf Donoper Sparkasse versetzen Lippe in den 70ern und 80ern in Aufruhr

Kreis Lippe. Werner S. (Name geändert), genannt "Bobby", ist Taxifahrer. Als er sich 1973 auf einer Fahrt in der Nähe der Sparkassenfiliale Donop befindet, ist dies kein Zufall: Bobby kundschaftet die Gegend aus. Zusammen mit drei Mitstreitern will er die Bank überfallen.

Am Mittwoch, 24. Oktober, ist es soweit. Bobby holt seine Ganovenfreunde Ralf R. und Detlef W., genannt "Molle" ab. Um unerkannt zu bleiben, trägt das Trio Rollkragenpullover und Sonnenbrillen. Dann soll es losgehen. Bobby fährt in Richtung Sparkasse, verfährt sich aber auf dem Weg. Eine Verzögerung mit Folgen: Die drei angehenden Räuber kommen erst um 10 Uhr an ihrem Zielort in Donop an, eine Stoßzeit in der Filiale. Weil sich schlichtweg zu viele Menschen im Gebäude befinden, brechen sie ihr Vorhaben in letzter Sekunde ab. R. wechselt lediglich einen Geldschein, um möglichst unauffällig zu bleiben.

Eine Woche später wagen Bobby, Molle und R. einen zweiten Versuch. Dieses Mal soll alles ganz nach Plan laufen. Wie im Gangster-Film betreten Molle und R. mit Schreckschusspistolen bewaffnet die Sparkasse - wieder vermummt durch Rollkragen und Sonnenbrille. Auge in Auge stehen sie vor der erst 19-jährigen Mitarbeiterin Maria K.. "Alles Geld her", schreit Molle. Doch die junge Frau lässt keine Spur von Angst erkennen: "Sie sind wohl verrückt geworden", schreit die junge Frau als Antwort.

Sichtlich erschrocken weichen die Räuber ein Stück zurück. Die 19-Jährige nutzt die Chance und drückt den Alarmknopf. Die Sirene heult auf. Hals über Kopf verlassen Molle und R. das Sparkassengebäude und rennen völlig verwirrt über die Straße. Die Beiden finden den wartenden Bobby nicht wieder, welcher seine Partner erst nach einiger Zeit mit dem Auto von der Straße aufsammelt. Dabei notiert ein Polizist das Kennzeichen der Bande, was dazu führt, dass Bobby, Molle und R. schon am 1. November in Untersuchungshaft marschieren.

"Das war ein dilettantischer Überfall-Versuch. Echte Gangster hätten anders gehandelt", verkündet das Gericht schließlich. Daher kommt das Trio mit relativ milden Strafen davon: Für drei, zweieinhalb und zwei Jahre müssen die Täter ins Geängnis.

1976: Mit einer Schrotflinte bewaffnet Drei Jahre sind seit diesem Vorfall vergangen, als auch Siegfried T. (28) und Karl M. (23) im Oktober 1976 den Entschluss fassen, die Sparkasse Donop auszurauben. Sie kennen sich nur oberflächlich, teilen dennoch dasselbe Schicksal: Beide haben kein Geld und sind fest dazu entschlossen, mit diesem Vorhaben sich ihrer finanziellen Probleme entledigen zu wollen.

Wenngleich beide keine geübten Bankräuber sind, ist ihr Vorgehen aber zunächst höchst professionell: Zunächst beschaffen sich T. und M. eine Pistole und eine Schrotflinte. Am 26. Oktober klauen sie ein Auto von einem Parkplatz in Schieder-Schwalenberg. Als die Beiden auf der Fahrt bemerken, dass sie eine "Schrottkarre" geklaut haben, montieren sie die Nummernschilder ab und lassen das Auto stehen.

Die geklauten Nummernschilder montieren sie kurzerhand an das Auto von T., um am nächsten Morgen unter falscher Flagge vor der Sparkassenfiliale in Donop vorzufahren. Dort angekommen, warten sie, bis die erste Mitarbeiterin die Räumlichkeiten aufschließt. Die Räuber maskieren sich schnell und dringen direkt hinter der Frau in die Sparkasse ein.

"Öffne den Tresor", befielt M. mit vorgehaltener Waffe. Die verängstigte Frau folgt den Anweisungen der straffälligen Männer und händigt ihnen über 30.000 Mark aus. Bevor T. und M. die Flucht antreten, sperren sie die Frau noch in der Toilette ein.

Auf der Flucht werden die Bankräuber dann schlampig: Sie werfen ihre Masken und die Waffen aus dem fahrenden Auto. T., der jüngere Täter, setzt die Flucht mit der Beute schließlich zu Fuß fort. Sein Kompagnon wird kurz darauf von der Polizei geschnappt. Am Abend endet das Abenteuer auch für T. so gar nicht in "vorbildlicher" Gangster-Manier: Als dieser beschließt, nach langem Warten nach Hause zu gehen, wird er dort schon von der Polizei erwartet. Mitsam der Beute wird T. in Gewahrsam genommen. Lediglich 28 Mark fehlen - Das Geld hat T. auf der FLucht für seine Verpflegung ausgegeben.

1981: Gepfändeter Schrank bringt das Fass zum Überlaufen Wie wird man in kürzester Zeit reich? Lotto spielen? Nein, Tobias W. entscheidet sich 1981 für eine Variante mit vielen Risiken: ein Banküberfall. Schon seit vielen Jahren plagen W. Geldsorgen. Gemeinsam mit seiner Frau schafft es der junge Mann, gerade so über die Runden zu kommen. Doch plötzlich verliert er seinen Job. "Ich habe wohl ein paar Mal zu oft den Wecker überhört", begründet W. später die Kündigung seines Arbeitgebers vor Gericht.

Seiner Lebenspartnerin verrät er nichts von seinem verlorenen Job. W. baut Schulden auf, bis am 7. Oktober der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht und einen Schrank pfändet. Für W. ist dieser Besuch der eine Tropfen zu viel im lang angestauten Fass voller Sorgen. Die unterdrückte Wut staut sich in ihm auf. Am Morgen des 8. Oktobers betritt W., "bewaffnet" mit einer Spielzeugpistole, die Sparkasse in Donop und fordert einen Mitarbeiter auf: "Hände hoch und Geld her!"

Der Mitarbeiter flüchtet hinter Panzerglas und wiegt sich in Sicherheit. Doch dann betritt ein Kunde die Filiale. Aus Angst um den Zivilisten händigt der Kassierer W. 13.000 Mark aus. Fast überrascht stopft der Bankräuber seine stattliche Beute in die Hosentaschen und flieht in einen nahegelegenen Wald. Minuten vergehen, als er im Schatten der Bäume einen Helikopter über sich kreisen sieht. Sechs Stunden harrt Tobias W. im Dickicht aus. Dann kehrt er zu seinem Auto zurück, wo die Polizei bereits geduldig auf den jungen Mann wartet und ihn festnimmt.

Obwohl W.s Verteidiger vor Gericht für mildernde Umstände plädiert, weil sein Mandant eine labile Persönlichkeit habe, muss der 23-Jährige wegen schwerer räuberischer Erpressung für dreieinhalb Jahre hinter Gitter.

1984: Mit Beute Spielschulden beglichen Es ist der 9. März 1984. Zwischen Bega und Donop herrscht morgens, um kurz nach halb 9, wenig Verkehr. Doch auf einer Landstraße fährt ein einsamer VW Jetta. In dem Wagen sitzt Markus G.. Sein Ziel: die Sparkasse in Donop. Der 25-Jährige ist kurz davor, die Bank zu überfallen.

Dort angekommen, zögert G. nicht lange. Er zieht eine schwarze Pudelmütze auf, betritt den Schalterraum der Filiale mit einem Blaumann, hält zwei Mitarbeiterinnen einen Schreckschuss-Revolver entgegen und brüllt: "Geld her, aber schnell!"

Der Überfall gelingt G. problemlos. Die zwei Sparkassen-Mitarbeiterinnen übergeben ihm 18.000 Mark. Dann verlässt G. das Gebäude, setzt sich in seinen grünen Jetta und tritt auf der selben Landstraße seinen kurzen Heimweg an.

Drei Tage scheint es für ihn so, als ob er ungestraft davonkommen würde. Doch dann fällt der junge Mann einem Zeugen ins Auge, dem das Verahlten von G. verdächtig vorkommt. Der Zeuge alarmiert die Polizei, die feststellt, dass die Beschreibung auf den Bankräuber von Donop passt. Kurze Zeit später stürmen die Beamten ein altes Ackerbürgerhaus in Bega . Dort wohnt G. zusammen mit fünf weiteren Personen.

Nachdem seine Mitbewohner aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden sind, streitet der 25-jährige Lipper zunächst alles ab. Nach einer Gegenüberstellung mit den Angestellten der Bank, räumt er aber schnell alles ein. Er habe auf dem Rückweg seine Kleidung, eine Aktentasche, in der die Beute verstaut war, und den Revolver in einem waldnahen Mülleimer versteckt. Dort blieben die Beweismittel unentdeckt.

Bei einer weiteren Durchsuchung sollen die Beamten schließlich nur 1.500 von den geraubten 18.000 Mark finden. "Ich habe mit dem Geld meine Spielschulden beglichen", gesteht G. vor Gericht. Der 25-Jährige geht für sechs Jahre ins Gefängnis - Das Geld bleibt für immer verschwunden.

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