Schließung Unfallchirurgie: Fraktionen wollen kritisch nachfragen

Lemgo. Der Protest gegen die Schließung von Unfallchirurgie und Orthopädie in Lemgo findet immer mehr Anhänger. Gut 1600 Unterschriften stehen mittlerweile auf der Liste der Online-Petition und auch im Rat der Stadt Lemgo fanden die Kritiker am Montagabend durchaus Unterstützung.

Mit einer Delegation von Bürgern und Klinik-Mitarbeitern war Dieter Heinemeyer vor Ort erschienen und nutzte die Chance, an Politiker und Bürgermeister Marcus Baier zu appellieren. Warum, so fragte er in einer emotionalen Rede, sei die Krankenhaus-Debatte im Hauptausschuss auf solch ein "Desinteresse" gestoßen, warum hätte man den Aussagen von Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte blauäugig Glauben geschenkt, statt kritisch nachzufragen. Schließlich stelle der Qualitätsbericht der Klinikum Lippe GmbH die betroffenen Abteilungen nicht in Frage. Unterstützung erhielt er von Prof. Dr. Siegfried Behrens, ehemals Chefarzt am Klinikum, der das Vorgehen von Dr. Hütte scharf kritisierte und als zynischen Vorgang bezeichnete.

Lemgo hat keine Befugnisse

Bürgermeister Baier hingegen verwies darauf, dass die Entscheidungsbefugnisse letztlich bei Kreis und Aufsichtsrat lägen. Im Hauptausschuss sei man lediglich informiert worden, dabei schenke man den Aussagen eines Geschäftsführers selbstverständlich Glauben. Das Ganze, so Baier, sei ein komplexes System, wichtig für Lemgo sei es, den Standort der Klinik und auch eine Notaufnahme vor Ort zu erhalten. Deutliche Worte, sich solidarisch mit den Mitarbeitern zu zeigen, kamen von Frank Redelberger (Die Linke).

Wohin im Notfall?

Dr. Katharina Kleine Vennekate (Grüne) verwies ebenso wie Barbara Schiek-Hübenthal (FDP) darauf, dass die Fraktionen im Hauptausschuss durchaus kritisch nachgefragt hätten. Allerdings seien die Informationen sehr spät gekommen, so die Liberale. Wichtig sei es jetzt, nachzuhaken und auch zu klären, was mit der Unfallchirurgie vor Ort geschehe. Dr. Hütte hatte erklärt, "fußläufige" Patienten weiterhin zunächst in einer Notaufnahme in Lemgo zu versorgen. Ob das allerdings personell überhaupt möglich ist, wird von Mitarbeitern des Klinikums in Frage gestellt, ebenso wie die Notfallversorgung für die Bürger aus Nordlippe.

Im Ausschuss für Gesundheit und Soziales soll das jetzt noch einmal thematisiert werden. Da der aber voraussichtlich erst im September wieder tagt, überlegen die Grünen, eine Sondersitzung zu beantragen.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus