140 Jahre „Eintracht“ Voßheide: Rückblick auf die goldene Zeit von Chören und Kneipen

Lemgo. Montagabend, 18.30 Uhr, Mehrzweckhalle Voßheide: Etwa 20 Männer, der Großteil bereits jenseits der 60, haben sich versammelt, um ein Getränk zu nehmen, die Stimmen in Schwung zu bringen und gemeinsam einige Lieder zu schmettern. Und das, was der Männergesangsverein &bdquo;Eintracht“ Voßheide bei der allwöchentlichen Probe auf die Beine stellt, kann sich hören lassen. Chorleiter Dominik Weidner versteht es, die Herren zu motivieren und an passender Stelle Kritik anzubringen. Kein Wunder, ist er doch studierter Musiker und Profi durch und durch.

So, oder so ähnlich läuft das Singen in Voßheide aber schon eine ganze Weile ab, denn der Verein begibt sich 2025 in das 140. Jahr seiner Existenz. Ein stolzes Alter, auch in Anbetracht der Tatsache, das sehr viele Chöre in der Region in den vergangenen Jahrzehnten die Segel streichen und aufgeben mussten - meist aufgrund von fehlendem Nachwuchs. Viele Sänger sind deshalb in den vergangenen Jahrzehnten nach Voßheide gewechselt. Zum Beispiel Gerd Stocksmeier, der mit 88 Jahren der älteste Sänger der &bdquo;Eintracht“ ist. Er ist seit 2015 Mitglied und sang früher im MGV Teutonia Lemgo.

Seit 1959 dabei Ein echtes Voßheider Original ist Karl-Heinz Begemann. Der 86-Jährige ist bereits seit 1959 dabei und kennt die goldenen Zeiten der Männergesangsvereine in Lemgo und Umgebung, die auch gleichermaßen die goldene Zeit der Gaststätten war. Gesungen wurde damals nicht in der Mehrzweckhalle, sondern in der Kneipe. &bdquo;Die Älteren von der Gemeinde, die gingen in den Eickernkrug und die Jüngeren nach Henjes“, erinnert sich Begemann.

Als er und seine Freunde selber anfingen, in den Eickernkrug zu gehen, folgte auch schnell die Einladung in den Gesangsverein, durch den ehemaligen Vorsitzenden Walter Fuhlhage. &bdquo;Der hat gesagt, wenn ihr jetzt in den Eickernkrug kommt, dann könnt ihr ja auch in den Gesangsverein“, erzählt Begemann. So seien damals viele neue Sänger auf einmal in den Verein eingetreten. &bdquo;So war das damals auf dem Dorf“, so Begemann. Von einer &bdquo;Zwangsverpflichtung“ könne allerdings keine Rede sein.

Fußball hatte Priorität Er selbst war damals auch Fußballspieler, was an Sonntagen ab und an zu Terminproblemen führen konnte, wenn sich ein Auftritt und ein Punktspiel überschnitten. Dann waren die Prioritäten allerdings klar gesetzt, denn der Gesangsverein hatte damals noch deutlich mehr Mitglieder als heute. &bdquo;Ich kann ja eher mal 40 Sänger im Stich lassen als elf Fußballer“, sagt Begemann lachend. Zurzeit hat der Verein noch 23 aktive Sänger.

Und auch sonst hat sich seitdem einiges getan: Weder den Eickernkrug noch den Bergkrug gibt es noch und auch die Musik ist ein stückweit mit der Zeit gegangen. &bdquo;Die Chormusik hat sich schon verändert, das ,Ännchen von Tharau’ singen wir nicht mehr“, gibt Gerd Stocksmeier ein Beispiel. Das Repertoire umfasse heute auch zeitgenössische Lieder, die teilweise von Englisch auf Deutsch umgeschrieben werden.

Große Feste Auftritte fanden früher häufig im Rahmen von Festen statt. So wurden gerne andere Sängergruppen besucht, aber auch selber große Feiern ausgerichtet - und auch dabei spielten die Gasstätten eine große Rolle. Denn die Sänger übten häufig im Bergkrug, während die Feste im Eickernkrug gefeiert wurden. Dieser hatte damals nicht nur einen Saal, sondern auch eine angrenzende Freifläche. &bdquo;Da haben sie auf der Wiese noch ein Zelt aufgebaut“, erinnert sich Begemann an ein lange zurückliegendes Sängergruppenfest. &bdquo;Es war immer sehr aktiv, die Sänger haben sich gegenseitig eingeladen, es gab Feste und in Lemgo gab es auch Umzüge“, bestätigt auch Gerd Stocksmeier.

Generell seien die Veranstaltungen gut besucht gewesen und hätten einen höheren Stellenwert in der Dorfgemeinschaft gehabt, als es heute der Fall ist.

Ein anderer Zusammenhalt Als einen Meilenstein in der Vereinsgeschichte sieht der heutige Geschäfts- und Schriftführer Klaus Barkei das hundertjährige Vereinsjubiläum im Jahr 1985, das groß auf dem Sportplatz gefeiert wurde: &bdquo;Da konnte man wirklich merken, was eine Vereinsgemeinschaft ist.“ Jeder habe mit angepackt - ob alt oder jung. &bdquo;Es wurde quasi alles dafür stehen und liegen gelassen“, so Barkei weiter.

Doch auch im Jahr 2025 will der Verein seinen runden Geburtstag gebührend feiern. Das erste Konzert dazu findet unter dem Titel &bdquo;Klänge der Freude“ am 29. März in der Voßheider Kirche statt. Seinen Höhepunkt soll das Geburtstagsjahr dann am 4. und 5. Oktober, also an jenem Tag, an dem sich im Jahr 1885 zehn Männer zusammensetzten und den Männergesangverein &bdquo;Eintracht“ Voßheide ins Leben riefen, finden. Auch Anwerbeaktionen für neue Sänger soll es in diesem Jahr wieder geben. So konnten bereits 2024 sechs neue Mitglieder gewonnen werden. Die Probeabende finden immer montags statt.

140 Jahre „Eintracht“ Voßheide: Rückblick auf die goldene Zeit von Chören und Kneipen

Brake ist Jens Begemanns DNA

Viele Fotos vom Lemgoer Kläschenmarkt

Lemgo: Spende ermöglicht Malkurs im Stadtteiltreff Biesterberg

Betreiber mit Kläschen-Start zufrieden: So viel kosten Glühwein, Mandeln & Co. in Lemgo

Lemgoer können zu Kläschen mit vier neuen E-Bussen fahren

Lemgo im Ausnahmezustand: Kläschen 2025 hat eröffnet - mit Fotos

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus