Zwischen Multishop und Langenbrücker Tor: Rapper Linus57 feiert die Breite Straße in Lemgo

Lemgo. Er ist jung, gut gekleidet und die Breite Straße ist für ihn Inspirationsquelle und Treffpunkt in einem: Der Lemgoer Rapper Linus 57, der eigentlich Linus Kechter heißt, setzt dem Sommer in der Kleinstadt ein musikalisches Denkmal - in Form seiner EP &bdquo;Breite Straße (28grad)“, die am 25. Juli erscheint und zu der auch noch ein zweiter Teil, auf dem er sich mit dem Thema Winter auseinandersetzt, geplant ist. Wir haben ihn getroffen, um über Musik, das Leben in der Kleinstadt und einen möglichen Umzug nach Berlin zu sprechen.

&bdquo;Ich habe immer schon gern Musik gehört und mich mit Musik auseinandergesetzt“, berichtet der 18-Jährige, der im Moment seinen Bundesfreiwilligendienst an einer Schule absolviert und mittlerweile diverse Songs auf allen gängigen Streamingplattformen veröffentlicht hat.

Die ersten musikalischen Gehversuche unternahm er vor ein paar Jahren auf einer Party. &bdquo; Da hatte jemand ein Setup aufgebaut, man hat was aufgenommen - und es hat Spaß gemacht . Da wusste ich, dass ich das auch machen will“, erinnert sich Linus, der mit Rap und Hip-Hop schon im Elternhaus in Berührung gekommen ist. &bdquo;Mein Papa war beim ersten Splash-Festival und hat auch sehr viel deutschen Rap gehört“, berichtet der Lemgoer. Das Splash ist eines der bekanntesten Hip-Hop-Festivals in Deutschland.

Vom Kinderzimmer nach Berlin Seine ersten eigenen Songs entstanden noch im Kinderzimmer und wurden am Computer mit reichlich Improvisation aufgenommen - zum Einsatz kam ein günstiges Mikrofon und anstatt in einer Gesangskabine zu rappen, reichte eine Bettdecke aus, um die Nebengeräusche zu unterdrücken. Mittlerweile nimmt Linus seine Musik in Studios in Bielefeld und Berlin auf, sein Management sitzt ebenfalls in der Hauptstadt und auch sein Produzent &bdquo;Dreamy“ sei ein aufstrebender junger Künstler, der vor Kurzem von Bielefeld nach Berlin gezogen ist. &bdquo;Wir sind zusammen am Arbeiten und haben eine Vision und verfolgen die ganz gut“, erzählt Linus.

Die Musik ist zurzeit sein Plan A in Sachen Karriere. Deshalb ist er selbst mittlerweile oft in der Hauptstadt unterwegs und sieht auch seine Zukunft an der Spree. &bdquo;Das ist das Problem mit der Musikszene, fast alle sitzen einfach in Berlin“, sagt der Rapper, der die Zahl 57 in seinem Künstlernamen den letzten Ziffern der Lemgoer Postleitzahl entnommen hat und sich eigentlich sehr wohl in seiner Heimat fühlt.

Nicht einer unter 100 Größere Chancen für einen Durchbruch sieht er aber in der Ferne. &bdquo;Wenn ich in Berlin bin, wird ganz viel ins Studio gegangen. Wenn dann alle da sind, muss man das nutzen. Leider geht da in Lemgo und Bielefeld nicht allzu viel“, ordnet er die Lage vor Ort ein. Dennoch sei Ostwestfalen-Lippe für ihn das bessere Terrain gewesen, um seine Karriere zu starten, denn Musik zu machen ist hier ein größeres Alleinstellungsmerkmal als in den Metropolen. &bdquo;Du bist nicht einer von 100 Leuten, sondern vielleicht der Einzige, der das macht. Das hat mir viel Kraft gegeben“, so Linus weiter.

Doch der Prophet gilt oft nicht viel im eigenen Land. Zwar bekomme er auch in Lemgo Zuspruch für seine Musik, doch besonders für Newcomer sei es hier manchmal schwierig. &bdquo;So lange es noch nicht so läuft, sagen viele, es ist cringe“, fasst Linus zusammen. Besonders wenn es um neuere musikalische Trends geht, sei die Provinz oft ein bisschen hinterher. &bdquo;Die Leute kennen das dann noch nicht“, fast Linus zusammen.

Heimat, Reisen, Mode Die Inspiration für seine Texte findet der 18-Jährige in seinem Umfeld: &bdquo;Es sind oftmals Bilder, die da beschrieben werden. Was wir den ganzen Tag hier machen, was ich mache, wenn ich verreise“, erklärt Linus seinen Ansatz. Auf seine Sommer-EP hat auch ein Urlaub in Mailand einen wichtigen Einfluss gehabt. Und auch Mode inspiriert den Rapper. In dieses Metier hat er zu Coronazeiten den Zugang gefunden - über das Internet. &bdquo;Da gibt es mittlerweile eine große Community und viele deutsche Labels“, erzählt Linus.

Doch auch die titelgebende Breite Straße bedeutet dem Lemgoer viel, denn dort ist seine Clique zu Hause. &bdquo;Da halten wir uns oft auf und hängen mit den Freunden ab“, berichtet Linus. Egal ob Döner, Softdrinks oder Plätze zum Chillen: Zwischen dem Multishop und dem Langenbrücker Tor findet er fast alles, was er braucht. Schönreden will er das Angebot, das Lemgo für junge Menschen bereithält, nicht, doch die Liebe für seine Stadt ist ihm deutlich anzumerken. &bdquo;Es ist nicht superviel los, aber wir haben unsere Möglichkeiten, hier was zu machen“, sagt Linus und lobt zum Beispiel das Angebot im Kastanienhaus am Wall. &bdquo;Das war auch früher immer so ein Ding im Sommer. Die Ferienspiele hab ich immer mitgemacht“, so Linus weiter.

Heiß auf Live Auch der Staffpark und das ehemalige Panzergelände am Biesterberg seien schöne Orte, die Jugendliche ansprechen. &bdquo;Lemgo ist eigentlich perfekt. Es ist nicht zu sehr Dorf und es ist auch nicht zu sehr Stadt“, so Linus weiter. Auch wenn er seine Zukunft in Berlin plant, sei es ihm dort trotzdem manchmal etwas zu anstrengend mit den vielen Möglichkeiten und den großen Menschenmengen. &bdquo;Man weiß gar nicht, wo man zuerst sein will. Aber das ist auch schön“, sagt Linus.

Einige Liveauftritte hat er bereits absolviert. Unter anderem in Kassel, Bielefeld und Berlin. Besonders der Auftritt in Nordhessen ist ihm gut in Erinnerung geblieben, denn das Publikum war dort besonders mit seiner Musik und seinen Texten vertraut. &bdquo;Die Leute sind da und gehen ab. Es ist schön, zu sehen, dass das, was ich mit der mit der Musik bewegen will, möglich ist, und dass Leute so glücklich damit sind“, berichtet Linus, der zur Veröffentlichung seiner EP am 25. Juli auch im Kastanienhaus am Wall auftreten wird.

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