Bildergalerie: Bei den Lemgoer Schützen geht’s auch mit dem Pferd in die Kneipe

Lemgo. Die Schützengesellschaft Lemgo feiert Jubiläum. 450 Jahre wird der Lemgoer Traditionsverein alt. Und weil das Schützenfest erst im nächsten Jahr ansteht, wird in diesem Jahr zumindest das Jubiläum mit einem Festwochenende und ausgelassener Party gefeiert. Dafür hat die Schützengesellschaft internationale Stars ans Schützenhaus geladen: Bei der großen Open Air Party am 23. August werden Sidney Youngblood und Loona auftreten.

Vorab aber gewähren die Schützen einen Blick zurück auf besondere Jubiläumsmomente der vergangenen Jahre. Einer, der sich besonders gut erinnern kann, ist Rolf Schnormeier von der ersten Kompanie. Er ist als junger Mann frisch in die Schützengesellschaft eingetreten, als die 1975 ihr 400-jähriges Bestehen mit einem großen Festumzug feierte.

Eigentlich, erzählt der 70-Jährige rückblickend, war er als Junge schon immer dabei, hat den Vater bei Feiern begleitet, doch das große Fest zum 400-Jährigen ist ihm noch nachdrücklich in Erinnerung. Damals gab es einen großen Festumzug durch die Stadt, der &bdquo;fast unendlich schien“, wie er sich erinnert. Er selbst war als Landsknecht verkleidet im Fußvolk dabei. Mit Armbrust und Pumphosen ging es durch die Straßen.

Schmerzensschreie in der Turnhalle Die Kostüme hatte das Theater Münster gestellt, erzählt der Lemgoer, in der Turnhalle der Kampschule hingen Kleider und Requisiten aufgereiht und wurden zugewiesen. Per Hand wurde jeder ausgestattet, &bdquo;ein Riesen-Aufwand“, wie Schnormeier erzählt und muss grinsen, wenn er an die Rückgabe denkt. Die nämlich musste schnell und zackig gehen. Etlichen Komparsen und Schützen seien falsche Bärte angeklebt wurden, die wurden dann mit einem beherzten Ruck heruntergezogen. Und nicht immer achteten die Ausstatter dabei darauf, ob es sich vielleicht auch um die echte Haarpracht handeln könnte. &bdquo;Da sind einige Schmerzensschreie zu hören gewesen“, lacht Rolf Schnormeier vergnügt.

Überhaupt, Jubiläen und auch Schützenfeste hätten damals noch ganz andere Ausmaße gehabt. So haben die vier Kompanien vier Stadttore entworfen und gebaut. Heimische Unternehmen stellten ihnen dafür ihre Hallen zur Verfügung. Auf Gerüsten und dann mit Sperrholz und Pappe ausgeschmückt, sind so am Johannes- und Ostertor, am Langenbrücker Tor und an der Leopoldstraße nach historischem Vorbild Stadttore entstanden. Die Schützen patrouillierten an dem Festwochenende und gewährten den Bürgern Eintritt. Vier Wochen hätten die Tore gestanden, bevor sie wieder abgebaut wurden. &bdquo;Ein enormer Einsatz“, staunt Schnormeier noch heute über das Engagement.

Groß sei der Einsatz auch bei den Festwagen gewesen. Jede Kompanie habe für den Umzug ihren eigenen gestaltet, das Motto orientierte sich dabei an der Lemgoer Geschichte. Eine große Weltkugel etwa zierte einen Mottowagen, in Anlehnung an Engelbert Kaempfer, auch eine japanisch anmutende Fußtruppe machte sich auf den Weg. Die erste Kompanie hatte sich die Lemgoer Historie und damit auch die Kirchtürme als Modell genommen, &bdquo;die waren zu hoch“, erinnert sich Schnormeier und jede Girlande, die den Weg kreuzte, musste von einem Schützen mit der Stange angehoben werden. Die Hexenverbrennung hatte sich die zweite Kompanie auf die Fahnen geschrieben und Hexe samt Scheiterhaufen auf ihren Wagen nachgestellt.

Mit dem Pferd den Kurzen abgeholt Dazu kamen noch die vielen befreundeten Vereine und Gruppen, die sich dem Umzug anschlossen, der sich in schier endloser Schlange durch die Innenstadt zog. Auch Reitergruppen waren dabei und einer, erinnert sich Schnormeier bewundernd, sei mit seinem Ross in die Kneipe geritten, bis vorne an die Theke, um einen Kurzen abzuholen. &bdquo;Und an der nächsten Kneipe ging es wieder mit dem Pferd hinein.“

Ganz Lemgo schien im Ausnahmezustand. Entlang des Umzuges standen die Schaulustigen in dichten Reihen. &bdquo;Damals hieß es: In Lemgo gibt es zweimal den Ausnahmezustand - bei Kläschen und zum Schützenfest.“ Am Schützenmontag blieben die Geschäfte geschlossen, &bdquo;da waren alle bei der Parade und beim Fest“.

Die Schützenvereinsmitglieder Günther Frevert und Dr. Herbert Hitzemann haben 1975 eine Chronik zur Schützengesellschaft herausgegeben und die vielen, vielen Fotos, die hat Sohn Jochen Frevert - seit seiner Jugend ebenfalls in der Schützengesellschaft - sorgsam digitalisiert und somit für kommende Generationen aufbereitet. Ein digitaler Schatz mit Aufnahmen ab 1900 ist dabei herausgekommen, die einzigartige Einblicke in Vereins- und Stadtgeschichte geben.

Und wer mehr darüber erfahren möchte, der sollte sich den Oktober vormerken. Dann wird es die Jubiläums-Ausstellung &bdquo;450 Jahre Schützengesellschaft Lemgo“ in der Rathaushalle geben.

Karten fürs Open-Air mit Loona Vorab aber wird in offensichtlich bewährter Manier noch kräftig gefeiert: Am 9. August war bereits das &bdquo;Locken für jedermann “. Vom 22. bis 24. August läuft dann das Jubiläumswochenende. Mit einem besonderen Höhepunkt: Am Samstag steigt ab 19 Uhr auf dem Schützenplatz die Party mit Loona, Sydney Youngblood und DJ Mino. Karten für die Open-Air-Party gibt es unter anderem beim Reisebüro expitur in der Mittelstraße.

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