
34 874 301 Fahrgäste befördert, 10 198 360 Kilometer abgespult – der Stadtbus hat seit seiner Gründung 1994 einiges bewegt. Zum 15. Geburtstag sprach die LZ mit Andreas Becker von den Stadtwerken.
Als zuständiger Bereichsleiter begleiten Sie den Stadtbus seit 15 Jahren. Wie lautet Ihr persönliches Fazit?
Andreas Becker: Wenn man bei 40 000 Einwohnern mehr als zwei Millionen Fahrgäste pro Jahr befördert, kann man wohl von einer Erfolgsstory sprechen. Außerdem liegt unser Kostendeckungsgrad deutlich über dem Durchschnitt.
Was ist das Erfolgsrezept?
Becker: Sicher unsere Linienführung mit geraden Strecken ohne Umwege ins Stadtzentrum und wieder zurück. Außerdem sind die Stadtbusse keine rollenden Litfasssäulen, sondern haben mit ihrer hellblauen Farbe einen hohen Wiedererkennungseffekt. Laut einer Umfrage kennen 98 Prozent der Lemgoer den Stadtbus.
Ist also für Hellblau in Zukunft alles rosarot?
Becker: Nein, sicher sind ständige Optimierungen nötig. Und auch die finanziellen Rahmenbedingungen werden leider nicht besser. Das ist übrigens auch der Grund, warum es auf absehbare Zeit keine Ausweitung nach Hörstmar und Voßheide geben wird. Neuen Linien stimmen die politischen Gremien nur bei einer Wirtschaftlichkeit zu.
Wie hoch ist aktuell das Defizit beim Stadtbus Lemgo?
Becker: 2009 wird das Defizit rund 1,6 Millionen Euro betragen. Umgerechnet bedeutet dies einen Zuschuss von 40 Euro pro Einwohner im Jahr.
Die Endpunkte des Stadtbusses heißen Lieme, Matorf, Lüerdissen, Biesterberg, Stucken, Brake und Spiegelberg. Da fällt die achte Endstation Talle etwas aus dem Rahmen. Wie kam es dazu?
Becker: Diese Linie haben wir 2005 übernommen, weil wir so auch Kirchheide, Leese und Brüntorf bedienen können. Die Genehmigung der Bezirksregierung ging aber bis Talle. Außerdem sind die Taller Schüler wichtig für die Wirtschaftlichkeit dieser Linie.
Fragt man die Lemgoer nach dem Stadtbus, kritisieren einige, dass die Fahrer zu ruppig unterwegs seien. Ist Ihnen das auch schon zu Ohren gekommen?
Becker: Diese Beschwerden sind uns bekannt; wir sind da verstärkt am Ball. Unter anderem wird es künftig Workshops und Gespräche zu diesem Thema geben.