Düsseldorf (dpa/lnw). Nach der Verurteilung der beiden Hauptangeklagten im Missbrauchsfall von Lügde beginnt jetzt die parlamentarische Aufarbeitung. Mit der Anhörung von drei Sachverständigen hat der Untersuchungsausschusses "Kindesmissbrauch" im Düsseldorfer Landtag am Freitag um 10 Uhr seine Arbeit auf. Der Ausschuss soll Versäumnisse und Fehleinschätzungen von Regierungsstellen und Behörden im Fall um den massenhaften Missbrauch auf einem Campingplatz in Lügde untersuchen.
Der Untersuchungszeitraum beginnt vor fast 18 Jahren. Am 28. Januar 2002 soll bei der Kreispolizei Lippe erstmals der Verdacht gegen den gerade verurteilten Haupttäter Andreas V. geäußert worden sein, ein acht Jahre altes Mädchen missbraucht zu haben. Erst im Dezember 2018 wurde der Dauer-Camper festgenommen. Die Ermittlungen gegen ihn und weitere Beschuldigte wurden von Pannen begleitet. So verschwanden unter anderem bei der Polizei 155 Datenträger. Der Ausschuss will auch beleuchten, warum die Jugendämter trotz entsprechenden Hinweisen nicht aktiv wurden, obwohl der Mann ein Pflegekind betreute.
Sicherungsverwahrung für zwei Täter
Im Prozess um den hundertfachen Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde hatte das Landgericht Detmold in der vergangenen Woche Urteile gegen zwei Männer verkündet. Es verhängte eine Freiheitsstrafe von 13 Jahren gegen den 56-jährigen Andreas V. Der 34-jährige Mario S. erhielt 12 Jahre. Das Gericht ordnete zudem die anschließende Sicherungsverwahrung für die beiden Deutschen an. Das Urteil ist seit Donnerstagabend rechtskräftig.
Am Freitag sollen Formalien wie der Zeitplan des U-Ausschusses beraten werden. Danach sind drei Sachverständige für die Sitzung eingeladen, die rechtliche Rahmenbedingungen der Arbeit der Jugendämter und deren Schnittstellen zur Polizei erläutern sollen.
Der insgesamt vierte Untersuchungsausschuss dieser Legislaturperiode war Ende Juni von CDU, FDP, SPD und Grünen mit einem gemeinsamen Antrag beschlossen worden. Im Landtag arbeiten bereits drei weitere Untersuchungsausschüsse zum Fall des Weihnachtsmarkt-Attentäters Anis Amri, dem angeblichen Hackerangriff auf Ex-Ministerin Christina Schulze Föcking (CDU) und einem tödlichen Brand in der JVA Kleve.