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Detmold

Flüchtlingsunterkünfte an der Adenauerstraße mit WLAN versorgt

Die Sparkasse und „contact!“ tragen die Kosten bis Ende des Jahres

Detmold. Die Flüchtlingsunterkünfte an der Adenauerstraße sind jetzt komplett mit drahtlosem Internet versorgt. Mit Unterstützung der Sparkasse und des christlichen Aktionsbündnisses „contact!detmold" haben der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und die Bürgerinitiative Freifunk mehrere WLAN-Router in Betrieb genommen.

„Der Zugriff auf das Internet ist mittlerweile selbstverständlich. Es gehört zum Existenzminimum", erklärt Tobias Bockermann vom ASB. Das gelte besonders für die bis zu 750 Asylbewerber in den nun drahtlos versorgten Wohnblöcken. „Das Internet ist für sie oft die einzige Möglichkeit, zu ihren Verwandten zu Hause Kontakt zu halten."

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Netzwerke ohne Kommerz

Unter dem Namen Freifunk haben sich verschiedene Initiativen und Vereine organisiert, deren Ziel es ist, ein kostenloses WLAN-Netzwerk ohne kommerzielle Interessen aufzubauen. Wer mitmachen möchte, kauft sich einen der auf den Freifunk-Internetseiten empfohlenen WLAN-Router, spielt ein spezielles Betriebssystem auf und verbindet ihn mit seinem heimischen Internetzugang. Das Betriebssystem aktiviert ein vom Heimnetz getrenntes WLAN ohne Passwort und sorgt dafür, dass dessen Datenverkehr anonymisiert über ausländische Server geleitet wird. So ist der Betreiber nicht haftbar, falls ein Nutzer sich über sein Freifunk-WLAN etwa aus dubiosen Quellen Kinofilme herunterlädt.

Erste Erfahrungen mit einen WLAN-Router der Freifunk-Initiative hatte der ASB im vergangenen Jahr gemacht. Damals waren zwei der drahtlosen Internet-Zugangspunkte im Café Welcome in der Siegfriedstraße 88 in Betrieb genommen worden. Bockermann: „Die Nutzer kamen über den ganzen Tag verteilt – auch nachts." Der Grund: Wegen der starken Nutzung von teilweise täglich bis zu 100 eingebuchten Geräten war die verfügbare Bandbreite tagsüber oft niedrig. Nachts luden die Daten meist schneller.

„Manchmal bildeten sich wegen des offenen WLANs Menschentrauben direkt an der Straße", erzählt Bockermann. Deshalb und auch weil man den Menschen – beispielsweise für die Videogespräche mit ihrer Verwandtschaft – die Privatsphäre zurückgeben wolle, habe der ASB sich dann entschieden, die Flüchtlingswohnungen mit WLAN zu versorgen. Bockermann: „Das bietet auch unseren Ehrenamtlichen die Möglichkeit, Online-Übersetzungs-Apps auf dem Smartphone zu nutzen, um besser mit den Bewohnern kommunizieren zu können." Die notwendigen WLAN-Router habe zu zwei Dritteln die Sparkasse Paderborn-Detmold gezahlt, erzählt Tabea Beer vom Samariterbund.

Das Aktionsbündnis „contact!detmold" gab das fehlende Drittel dazu. Außerdem trägt die Sparkasse die Kosten für den Internetanschluss bis Ende des Jahres. Für den Weiterbetrieb werden ab 2017 jährlich etwa 360 Euro benötigt. Wer möchte, kann dafür über die Homepage von Freifunk Lippe spenden. „Die sind nämlich im Gegensatz zu Freifunk Detmold nicht nur eine Bürgerinitiative sondern ein Verein, können also Spendenquittungen ausstellen", erklärt Klaus Proppe von dem Detmolder Freifunkern zum Hintergrund.

237 Freifunk-Router gibt es in Lippe. Jeder öffnet ein WLAN, das ohne Passwort zugänglich ist, verbindet sich aber auch mit anderen Freifunk-Routern in der Nähe zu einem Mesh-Netzwerk. So entsteht, wenn genügend Menschen mitmachen, ein immer größeres und dichteres WLAN-Netz, das auch Ausfälle von einzelnen Internet-Providern ausbügeln kann. Die Daten werden dann über das Mesh-Netzwerk einfach zu einem anderen Freifunk-Router geleitet, dessen Internetprovider keine Probleme hat. Ein weiterer Vorteil gegenüber kommerziellen Anbietern kostenloser WLAN-Zugänge ist, dass bei Freifunk keine Registrierung und kein Passwort benötigt werden.

Für die Flüchtlingsunterkünfte kann so ein niederschwelliger Zugang angeboten werden. „Unitymedia wickelt die Registrierung über SMS ab", erklärt André Uhlstein von Freifunk Detmold. „Das heißt, ohne Handy, nur mit dem Notebook oder Tablet, kann ich mich gar nicht einloggen."
Wer die Freifunk-Zugangspunkte nutzt, muss allerdings auf einige Dinge achtgeben: Internetseiten und E-Mails sollten verschlüsselt per https und SSL abgerufen werden. Sonst könnte, wegen des WLAN-Zugangs ohne Passwort, theoretisch ein anderer Nutzer des gleichen Zugangspunkts die abgerufenen Daten mitlesen.

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