Lemgo. Morgens um 8.30 Uhr auf dem Marktplatz: Ein Sommermorgen. Vor seiner Eisdiele „Amigelato" wartet der absolute Frühaufsteher Rosario Amico. „Rosi", wie er auch genannt wird, trägt ein Grinsen im Gesicht.. Motivation pur. „Schönes Wetter. Kaffee. Keine Zeit um über Müdigkeit nachzudenken".
Rosi vermittelt an diesem Montagmorgen das Bild eines 18-Jährigen, der das erste Mal in den Club geht. Motiviert, gut gelaunt und offen für alles, was kommt. Zwischen Soßen mixen, Kaffeemaschine anstellen und der Eisproduktion erzählt er seine Lebensgeschichte. Mehr als 15 Jahre musste er auf die Zusage warten, sich mit der Eisdiele auf dem Marktplatz selbstständig machen zu dürfen.
Sesam, Cheesecake oder Mozarella
Zur Überbrückung arbeitete Rosi als Angestellter im Eiscafé „Venezia", das er mittlerweile ebenfalls übernommen hat. Als Selbstständiger war er dann vier Jahre in Bielefeld tätig. „Als junger Mann muss man einfach daran glauben. Irgendwann klappt es." Nun ist der Italiener das achte Jahr mit seinem Partner Delchad auf dem Marktplatz. Einen Namen machen? Längst geschehen. Der Italiener schwärmt von seinen selbst kreierten Eissorten. „Sesam, Cheesecake oder Mozarella?"

So suspekt es klingt – Interesse wecken klappt. Ein lässiger Look. Gekrempelte Jeans. Schwarzes T-Shirt. Sneaker. Seine Haare, die er in einem lockeren Dutt nach hinten gebunden hat, zeigen einen Mann, der italienisches Flair auf den Marktplatz bringt. Auf seinen Armen stechen die Tattoos ins Auge. Die Symbole „Kaffeetasse plus Eis gleich Herz" an seinem Handgelenk fallen besonders auf. Liebe geht hier scheinbar unter die Haut. „Tattoos gehören zu mir. Meine Kunden kennen mich so, und sie mögen mich so. Wenn ein Neues kommt, muss ich es direkt zeigen". Rosi zeigt das „Amigelato"-Herz an seinem Handgelenk. Es ist das Logo seiner Eisdiele. Stolz. Ein Mann, der zeigen und erzählen möchte, was er erreicht hat. Ein weiteres Tattoo auf seinem Arm ist „4920". Kein PIN für das Konto. Auch kein Datum. Die alte Postleitzahl von Lemgo steht groß und verschnörkelt auf dem Arm von Rosario. „Nur die echten Urgesteine wissen was das bedeutet." Heimat.
Nachtleben in der Eisdiele
Rosi fühlt sich sehr verbunden mit Lemgo. Menschen, die er ewig kennt. Träume, die er sich erfüllt hat. Zwölf-Stunden-Schichten sind schon lange nichts Ungewöhnliches mehr für den Italiener. Ein normaler Alltag, den er gut und gerne akzeptiert. Mixen, Vorbereiten, Aufräumen, Verkaufen, Smalltalk. All das gehört zu seinem normalen Tagesablauf. Rosi ist darin absolut erfahren. Diesen Sommer herrschte Ausnahmezustand. „Eine 24-Stunden-Schicht war hart. Aber dieser Sommer ist nun einmal perfekt. Da passt alles. Das Nachtleben von Lemgo ist dann halt mal die Eisdiele. Ich finde das schön." Er grinst, und die Leute am Tisch neben uns nicken während des Zuhörens.

„Das Gute ist, dass ich trotzdem sehr viel für meine Kinder da sein kann. Ich wohne in unmittelbarer Nähe." Man merkt, in Rosario steckt nicht nur ein temperamentvoller, hart arbeitender Italiener, sondern auch ein Vater, der sich um seine Kinder sorgt und für den die Familie höchste Priorität hat.