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Lauter Lipper Leben

Europameister im Wasserski? Das kann ich auch!

Alina Meier, Maurice Arndt

Kalletal. Wasserski – das ist doch nur ein nettes Sommerhobby, oder? Das dachte sich Maurice Arndt bisher ebenfalls. Der Student hat für die LZ den Selbstversuch unternommen - und sich dabei einigen Herausforderungen gestellt.

Ein paar Mal stand ich bereits auf den Brettern. Doch erst durch das Gespräch mit Jugendeuropameisterin und WM-Dritten Jana-Chatreen Meier habe ich erfahren, dass es auch Profis in diesem Sport gibt. Einige verdienen sogar ihren Lebensunterhalt auf diese Weise. Schön, wenn man so sein Geld verdienen kann, dachte ich mir. Und: Warum mache ich das eigentlich nicht?

An einem Dienstagvormittag fahre ich zum Wasserski-See in Varenholz. Um 12 Uhr ist schließlich noch nicht viel los. Und tatsächlich: Außer mir ist nur eine weitere Familie an dem idyllischen See. Ich werde also viel fahren können - und bin optimistisch. Die Sonne, die gerade hinter den Wolken hervorblitzt, tut ihr Übriges zu meiner Stimmung. Bevor es auf das Wasser geht, schlüpfe ich zunächst in den Neoprenanzug. Der ist etwas schwierig anzuziehen, weil er so eng und klebrig ist, liegt dann aber an mir wie eine Fischhaut. Nach dieser ersten Anstrengung bekomme ich noch eine Rettungsweste und – endlich – die Skier.

Aufgeben gilt nicht

Da ich bereits das ein oder andere Mal auf Wasserskiern stand, bin ich etwas überheblich. „Das wird gar kein Problem, ich zeige dir gleich, wie das geht." Diese großen Töne habe ich auf der Hinfahrt gegenüber meiner Kollegin, die meinen Weg zum Europameister in Bildern festhalten soll, gespuckt. Die Ernüchterung folgt jedoch auf dem Fuß: Gleich beim ersten Start komme ich nicht einen mickrigen Meter weit. Ich lande mit einem lauten Platschen kopfüber im Wasser. Nur ein Ausrutscher. Eine kleine Ohrfeige des Schicksals für meine Überheblichkeit, denke ich mir.

Also noch einmal: Skier ausrichten, tief in die Hocke, Arme lang, Körper anspannen und siehe da: Ich rutsche ganz entspannt auf das Wasser raus und sause gleich zwei Runden am Stück, ehe mich ein gestürzter Wakeboarder ausbremst. Um ihn nicht zu überfahren, lasse ich die Zugleine los. Das kommt mir in dem Moment jedoch ganz recht: In meinen Armen, Händen und sogar Fingern spüre ich bereits die Anstrengung, die das Festhalten von Hantel und Leine verursacht. Ich denke: Verdammt, das war doch gerade erst das Einfahren. Also Zähne zusammenbeißen. Aufgeben gilt schließlich nicht.

Ich erinnere mich an mein Gespräch mit Profi Jana-Chatreen Meier. Sie hatte mir erklärt, dass es im Wasserski drei Disziplinen gibt: Springen, Trickski und Slalom. Ich vermute, dass es am schwierigsten ist, Tricks auf dem Wasser zu fahren. Immerhin: Selbst Jana sagte, dass das ihre Schwäche sei. Deshalb will ich mich zunächst im Springen versuchen. Auf dem See schwimmen zahlreiche Hindernisse, einige sind Rampen. Diesen nähere ich mich ein paar Mal, muss aber konstatieren: Ich traue mich nicht.

Zu allem Überfluss auch noch Regen

Auch wenn ich schon ordentlich ausgelaugt bin, denke ich nach einigen Umläufen noch nicht ans Aufgeben. Stattdessen hole ich mir neue Skier. Genauer: Nur einen. Ich will mich noch an den Slalom wagen, der auf dem Monoski gefahren wird. Hier steht man mit beiden Füßen hintereinander auf dem Brett. Das Problem: Diese Variante bin ich noch nie gefahren. Ich frage den Mitarbeiter, der die Anlage steuert und mir immer die Hantel reicht, ob er einen Ratschlag parat habe. „Nein, das kann ich selber auch nicht", lautet seine Antwort.

Maurice Arndt versucht sich im Wasserski. - © Alina Meier
Maurice Arndt versucht sich im Wasserski. (© Alina Meier)

Er habe aber zumindest gesehen, dass man aus dem Stehen vom Steg oder aus dem Sitzen von der Uferkante aus starten könne. Ich entscheide mich für den Sitzstart, denn das kommt der Startposition vom Paarski am nächsten. „So! Auf geht‘s", höre ich ihn noch sagen. Dann ein kräftiger Ruck des Seils und schon falle ich kopfüber ins Wasser. Erneuter Rückschlag. Ich muss erkennen: Wer Paarski fahren kann, kann noch lange nicht Mono-Ski fahren. Zu allem Überfluss fängt es nun auch noch an zu regnen und ich schwimme inmitten von zahlreichen Algen. Ich höre Janas Worte in meinem Ohr: „Ekel vor Algen darf man nicht haben." Na prima.

Doch noch denke ich nicht ans Aufgeben, versuche stattdessen eine neue Herangehensweise. Ich stelle den Ski beim zweiten Start steiler in das Wasser und richte ihn stärker in die erhoffte Fahrtrichtung aus. Und zack: Ich stehe - zumindest für einige Meter. Das gibt mir Hoffnung, und ich versuche es weiter. Mit jedem neuen Versuch komme ich ein Stückchen weiter, und schon beim fünften Mal schaffe ich fast eine ganze Runde. Laut jubelnd fahre ich über das Wasser und genieße jeden Tropfen Wasser in meinem Gesicht. Sowohl das Spritzwasser, als auch den Regen.

Eine Freude, die jedoch nur kurz währt. Denn: Als ich versuche, einen Slalom-Schwung zu fahren, fängt der Ski so sehr unter mir an zu zappeln, dass ich ihn für einen Fisch auf dem Trockenen halte. Um nicht zu stürzen, breche ich den Slalom-Bogen ab, zwei Kurven später liege ich trotzdem schon wieder im Wasser. Meine Finger konnten die Hantel schlicht nicht mehr festhalten. Nach rund einer Stunde bin ich mit meinen Kräften bereits am Ende und muss feststellen: Für mich geht es nicht mehr weiter – und Europameister werde ich so schnell wohl auch nicht.

Maurice Arndt versucht sich im Wasserski. - © Alina Meier
Maurice Arndt versucht sich im Wasserski. (© Alina Meier)

Sich einfach auf zwei Brettern über das Wasser ziehen lassen? Wasserski ist deutlich komplexer und vor allem schwieriger als diese zu kurz greifende Beschreibung. Denn: Das bloße auf dem Wasser Stehen, wie es jeder Freizeitsportler tut, ist tatsächlich auch für den Anfänger keine unmögliche Herausforderung. Der Schritt zum professionellen Sport hat es jedoch in sich. Insofern habe ich großen Respekt vor Sportlern wie Jana-Chatreen Meier. Sie hat jüngst sogar in der Ukraine an ihrer ersten WM teilgenommen – und prompt ihr Ziel, das Treppchen, erreicht. Mit dem deutschen Team wurde sie Dritte, in der Einzelwertung reichte es für sie zudem zu Platz 6. Damit war sie die beste Deutsche. Gratulation!

Das Interview mit Wasserski-Profi Jana Chatreen Meier

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