Die Feuerwehr Warburg hat in der Nacht zu Samstag ein eingeklemmtes Schaf aus dem unterirdischen Mühlengraben gerettet. Das Schäfchen war zuvor aus seiner Herde nahe der Diemel abgehauen und hatte sich durch ein Gitter in den Schacht des alten Mühlenbachs gezwängt.
Knapp 50 Meter weit war das Schäfchen dann in das Rohr hineingelaufen, das im Verlauf jedoch zusehends enger wird. „An der schmalsten Stelle misst das Rohr des Mühlengrabens keine 40 Zentimeter Durchmesser", sagte der Einsatzleiter und stellvertretende Feuerwehrchef Markus Müller. Und so kam es dann auch, dass es in dieser Engstelle feststeckte und sich hoffnungslos verkeilt hatte. „Aus eigenen Kräften hätte es sich nicht mehr befreien können", so Müller.
Dass das Schäfchen in dieser misslichen Lage überhaupt bemerkt wurde, gleicht einem kleinen Wunder. Denn an der Stelle, wo es feststeckte, befindet sich obendrüber ein Parkplatz eines Wohnhauses. Das Rohr des alten Mühlengrabens verläuft darunter in etwa 1,30 Meter Tiefe.
Und es muss bereits mehrere Stunden dort unten schon im Brackwasser gelegen haben, bis der Schäfer, Wilfried Böddeker aus Ossendorf, abends seine Tiere der Herde von der Wiese an der Diemel abholen wollte, um sie auf den Hof nach Ossendorf zu bringen.
„Als ich die Schafe auflud, habe ich sofort bemerkt, dass eins fehlt. Das ist noch nie passiert", sagt Wilfried Bödekker. Dann hörte er ein Blöken. „Das junge Schaf hat wohl seine Artgenossen gehört und dann auf sich aufmerksam gemacht." Ein Glück. Bödekker lief den Weg von der Wiese an der Diemel in Richtung Altstadt, durch Hinterhöfe und Gärten, immer dem Blöken des kleinen Schäfchens nach – bis er an dem Parkplatz des Wohnhauses an der Lange Straße zum Stehen kam. „Zuerst haben wir selbst noch versucht, das Schaf irgendwie zu befreien, zu locken, aber das ging alles nicht", sagt Bödekker. Gegen 23 Uhr rückte also die Feuerwehr an, der Löschzug Warburg mit 14 Mann.
Nach Sichtung der Lage, entschied sich Markus Müller schnell für die Bergung des Schafes. „Wir machen die Straße auf und holen es da raus", sagte er und rief die Spezialfirma Waldeier aus Germete zu Hilfe. Gegen Mitternacht standen auch schon zwei Männer der Firma mit ihrem Bagger und einer großen Flex auf dem Hof und machten sich daran, auf einer Fläche von zwei mal zwei Metern das Pflaster herauszunehmen und sich bis zum Rohr durchzugraben.
Mittlerweile war auch ein Tierarzt anwesend, das Ordnungsamt und natürlich die Bewohner des Hauses, die nach einem ersten Schrecken aber Verständnis für die Bergungsaktion zeigten.
Der Einsatz dauerte mehrere Stunden. Die Arbeiter mussten natürlich behutsam vorgehen. Als sie das Rohr freigelegten hatten, flexten sie einen Teil komplett auf und konnten so das Schaf herausziehen. Erst gegen 2 Uhr war die Bergung des Vierbeiners abgeschlossen. Außer einer leichten Verkühlung und großer Erschöpfung schien das Schäfchen wohl auf. Nach einer Untersuchung durch den Tierarzt durfte der Schäfer sein Tier in den heimatlichen Stall bringen.
"Das war schon ein sehr ungewöhnlicher Einsatz", resümierte am Ende Einsatzleiter Markus Müller. "Hat sich aber alles gelohnt." Das Schäfchen ist gerettet.