Für die Rückkehr der Wölfe wäre die Senne ein ideales Quartier

Kreis Paderborn. Die Senne wäre ein ideales Revier für ein Wolfsrudel, denn dort ist der Tisch reich gedeckt, sagte Martin Hübner, Technischer Dezernent der Paderborner Kreisverwaltung in der jüngsten Sitzung des Beirats bei der unteren Landschaftsbehörde, schränkte aber zugleich ein, dass der Kreis Paderborn die Ansiedlung des Wolfes in der Region nicht fördern werde.

Zuvor hatte Friederike Wolff, Wolfsexpertin beim Landesbetrieb Wald und Holz, die Beiratsmitglieder über die Nordwestwanderung des großen Raubtieres in Deutschland informiert. "Nordrhein-Westfalen ist Wolfserwartungsland", sagte sie. Nach mehr als 200 Jahren wird er wiederkommen, was erste Sichtungen auch bereits bestätigt haben. 1804 wurde im heutigen Kreis Paderborn der letzte Wolf geschossen. Pastor Blömeke erlegte den letzten Vertreter der Art, einen 80 Pfund schweren Wolf im Greisenalter, zwischen Bad Wünnenberg-Fürstenberg und Bad Wünnenberg-Haaren, wie die Jagdgeschichte berichtet. Heute gibt es in ganz Deutschland bereits wieder zwischen 200 und 300 Wölfe.

Waren sie ursprünglich nur an in der Nähe der deutsch-polnischen Grenze in Sachsen und Südbrandenburg zu finden, hat sich ihr Vorkommen inzwischen Richtung Nordwesten ausgedehnt. Heute sind die Truppenübungsplätze Munster und Bergen-Hohne die Heimat gleich mehrerer Rudel. Von dort schwärmen immer wieder einzelne Tiere aus, um geeignete Plätze für die Ansiedlung neuer Wolfsrudel zu erkunden, so die Wolfsexpertin. Von den Übungsplätzen aus haben die Tiere auch bereits die Nordseeküste bei Cuxhaven und die deutsch-holländische Grenzregion erreicht.

Wölfe können in Deutschland überall leben, vorausgesetzt, es gibt Ruheplätze, Nahrung und Verstecke für die Welpen, weiß Friederike Wolff. Anders als in den USA jagen europäische Wölfe nicht im Rudel. Sie können auch allein selbst große Hirsche reißen. Das Beutespektrum reicht von jungen bis zu alten und geschwächten Wildtieren. Weidetiere stehen nur selten auf der Speisekarte des Wolfes, doch Gelegenheit macht Diebe. Der Mensch gehört allerdings nicht zum Beuteschema. Bereits im Herbst 2009 drang ein Wolf aus dem Reinhardswald bis nach Muddenhagen bei Borgentreich im Kreis Höxter vor und riss dort ein 80 Kilo schweres Bocklamm.

Alle inneren Organe verzehrt Anders als wildernde Hunde fraß der Wolf dort rund zehn Kilogramm Fleisch - alle inneren Organe wurden verzehrt. Gesichtet wurden Wölfe 2014 in Stemwede und Anfang 2015 im Kreis Siegen-Wittgenstein. Dann blieb es ruhig bis zur Frühjahr 2016. Ende März und Anfang April machte ein einjähriger Wolf, der nach Auswertung der DNA-Spuren dem Cuxhavener Rudel zugeordnet werden kann, auch im Kreis Paderborn Schlagzeilen. In Borchen riss er zwei Schafe und wurde bei Salzkotten von einem Feuerwehrfahrzeug anfahren.

Dann wurde er in Rietberg gesehen und hinterließ drei tote Schafe in Oelde. Insgesamt legte das Tier in wenigen Wochen rund 780 Kilometer zurück. Kommt es in der Zukunft zu weiteren Sichtungen oder Rissen, sollten umgehend die Wolfsberater - im Kreis Paderbon Jan Preller und Martin Meschede - informiert werden. Kadaver sollten abgedeckt werden, damit DNA-Proben möglich sind. Außerdem sollten alle Tiere und die gesamte Herde kontrolliert werden. Im Kreis will Hübner auch die Polizei für den Wolf sensibilisieren, denn die sei rund um die Uhr ansprechbar.

Solange es in der Region kein Rudel gibt, werden immer wieder einzelne Tiere durchziehen. Für Weidetiere bieten ein Herdenschutzhund oder ein stabiler Elektrozaun Schutz. Damit der Wolf nicht eindringt, sollten mindestens 5.000 Volt Spannung anliegen. Projekte der extensiven Weidehaltung sieht Wolff nicht gefährdet, und Konflikte mit Menschen sowie so nicht. So genannte Problemwölfe, wie der niedersächsische Kurti, die immer wieder die Nähe des Menschen suchten, seien als Welpen durch Futter an Menschen gewöhnt worden - wahrscheinlich, um niedliche Bilder schießen zu können.

Hier sehen Sie den Wolf und seine Doppelgänger:

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