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Abzocke im Advent: Warnung vor falschen Spendensammlern

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Spendenbüchse: Seriöse und unseriöse Spendensammler sind in der Adventszeit mit Büchsen unterwegs. Unseriöse Spendensammler nutzen häufig Büchsen, die nicht verplombt sind. - © dpa
Spendenbüchse: Seriöse und unseriöse Spendensammler sind in der Adventszeit mit Büchsen unterwegs. Unseriöse Spendensammler nutzen häufig Büchsen, die nicht verplombt sind. (© dpa)

Bielefeld/Düsseldorf. Mit dem Beginn der Adventszeit in drei Wochen beginnt auch die Zeit der Spendensammler. Gemeinnützige Organisationen sammeln für Bedürftige in Krisenregionen, kulturelle Anliegen in der Region oder den Naturschutz und treffen mit ihren Anliegen in Deutschland häufig auf großzügige Spender. Deshalb mischen sich pünktlich zur Adventszeit auch Betrüger unter die Spendensammler. Um Spender vor Betrügern zu schützen, warnt die Verbraucherzentrale NRW vor unseriösen Aufrufen und gibt Tipps, woran man wahre Wohltäter erkennen kann.

Briefe

In der Adventszeit landen fast täglich Spendenaufrufe in den Briefkästen. Wer einmal gespendet hat, erhält meist wieder Post. Nach Informationen der Verbraucherzentrale nutzen Spendenorganisationen kommerzielle Adresshändler und beziehen Anschriften aus Telefonbüchern, durch Preisausschreiben oder von Versandhändlern. Dank weiterer Angaben wie Alter, Beruf, Geschlecht und Wert der bestellten Ware können Organisationen unterschiedliche Zielgruppen herausfiltern. Die Verbraucherzentrale rät allen, die über ihre Briefkästen um eine Spende gebeten werden, sich bei Zweifeln Zeit zu nehmen, um die Organisation genau unter die Lupe zu nehmen. Aufschluss biete ein Blick in den jeweiligen Jahresbericht, den seriöse Organisationen auf Anfrage zusenden, erklärt der Sprecher der Verbraucherzentrale NRW. „Vorsicht ist hingegen geboten, wenn die Werbepost, statt Daten und Fakten zu liefern, allein auf Gefühle zielt." Emotionsgeladene Texte und mitleiderregende Fotos sind Kennzeichen unseriöser Briefwerbung.

Trägt ein Spendenaufruf das DZI-Siegel, ist nachprüfbar, wie das Geld der Spender verwendet wird. - © DZI
Trägt ein Spendenaufruf das DZI-Siegel, ist nachprüfbar, wie das Geld der Spender verwendet wird. (© DZI)


Büchsen

In Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Thüringen müssen Spendensammlungen nach Angaben der Verbraucherzantrale behördlich angemeldet und genehmigt werden. In NRW und allen anderen Bundesländern genügt es, einen Verein zu gründen, eine Satzung aufzustellen und auf Sammeltour zu gehen. „Während früher eine Sammelbüchse verplombt sein musste, fehlt nun oft eine Regelung, um das Geld zu sichern", erklärt der Sprecher. Insbesondere die direkte Ansprache könne dazu verführen, rasch und unbedacht zu spenden. Erst recht, wenn versucht werde, mit gefälschten Fotos angeblicher Folteropfer, hungernder Kinder oder gequälter Tiere Mitleid zu erregen. Besser sei es deshalb, zunächst abzuwinken und sich in Ruhe über die jeweilige Organisation zu informieren.

Werbung im Internet

Eine eigene Homepage ist laut Verbraucherzentrale kein Garant für die Seriosität einer Organisation. Professionell gestaltete Internetseiten können vordergründig einen vertrauenswürdigen Eindruck erwecken. „Doch besser ist, hinter die Kulissen zu blicken und zu prüfen, ob im Impressum ein Ansprechpartner und eine ordentliche Adresse genannt sind", rät der Sprecher der Verbraucherschützer in NRW. Wer Zweifel hege, sollte um Informationen bitten und andere Quellen im Netz suchen. Das gelte laut Verbraucherzentrale auch für die zahlreichen über soziale Medien wie Facebook verbreiteten Spendenaufrufe. Dort tummeln sich Organisationen und Vereine, aber auch Shops oder einzelne Personen, die vorgeben, sich für eine wohltätige Aktion zu engagieren. „Die Appelle rühren mit mitleiderregenden Fotos direkt ans Herz und somit an die Spendenbereitschaft", weiß der Sprecher. Statt Information zum Spendensammler und Belegen zu dessen sozialem Engagement springen die jeweiligen Bankverbindungen für eine Überweisung meist jedoch sofort ins Auge.

Fördermitgliedschaften

Viele unseriöse Gruppen buhlen laut Verbraucherzentrale um feste Mitglieder. „Meist sind die Beiträge hoch, geboten wird hierfür aber kaum etwas. Zudem bindet man sich in der Regel für einen längeren Zeitraum", so der Sprecher. Denn im Unterschied zu sonstigen Haustürgeschäften lasse sich die Verpflichtung meist nicht innerhalb von zwei Wochen widerrufen. „Oft fließt auch nur ein kleiner Teil der Beträge in Hilfsprojekte." Den weit größeren Teil der Spendengelder verschlucken Werbung und Verwaltung.

Information

Wegweiser durch den Spendendschungel

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt an förderungswürdige Organisationen ein Spenden-Siegel. Derzeit dürfen sich damit 232 überwiegend soziale Organisationen schmücken. Geprüft werden allerdings nur Hilfswerke, die sich selbst beim DZI melden und die Kosten für die Prüfung zahlen. Vor allem kleinere Organisationen sparen sich das nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW. „Wenn ein Verein also in der DZI-Liste fehlt, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass er unseriös ist", erklärt der Sprecher der Verbraucherzentrale. „Trägt ein Spendenaufruf das DZI-Siegel, ist jedoch garantiert, dass die Organisation sachlich wirbt, sparsam wirtschaftet und außerdem nachprüfbar ausweist, wie das Geld der Spender verwendet wird."

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