Bielefeld/Paderborn/Lemgo. Studierende in Ostwestfalen-Lippe setzen immer häufiger auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), um zu ihrer Hochschule zu kommen. Besonders in Paderborn legte die Nutzung von Bus und Bahn deutlich zu. Einzig in Lemgo und Minden nutzt die Mehrheit der Studierenden das Auto, um zu ihrem Campus zu kommen.
Die Studie vom gemeinnützigen Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hat deutschlandweit Studierende befragt, wie sie im Normalfall zu ihren Seminaren oder Vorlesungen kommen. Dabei stellten die Autoren Sonja Berghoff und Cort-Denis Hachmeister insbesondere fest, dass immer weniger Studierende auf das Kraftfahrzeug setzen. Waren es im Vergleichsjahr 2003 mit 36 Prozent noch gut ein Drittel der Studierenden, sind es 2018 nur noch gut ein Viertel (25 Prozent).
Auch in der Region sank die Nutzung des Kraftfahrzeugs. Nur in Minden und Lemgo setzen mit 84 und 75,6 Prozent die meisten auf das Auto.
Das liegt aber nicht am mangelnden Umweltbewusstsein, sondern vielmehr an dem ÖPNV-Angebot, weiß die Studentin Luisa Belkner zu berichten: „Ich wohne zum Beispiel in Dörentrup. Von meiner Haltestelle aus fährt nur einmal stündlich ein Bus bis zur Uni-Haltestelle, ich muss einmal umsteigen und bin mitunter eine Stunde unterwegs. Das geht mit dem Auto einfach viel schneller." Gern würde die Studentin mit dem Bus fahren, doch bei ihrem Semesterplan, Nebenjob und Privatleben spiele der Faktor Zeit eine erhebliche Rolle.
Dass das Angebot des ÖPNV einen hohen Einfluss auf dessen Nutzung hat, zeigt der Uni-Standort Paderborn. Setzten dort 2003 noch 49,4 Prozent der Studierenden aufs Auto und 43,8 Prozent auf den ÖPNV, sind es heute nur noch 25,3 Prozent, die mit dem Auto oder Motorrad kommen und 64,8 Prozent, die auf Bus und Bahn setzen.
„Das Angebot von Bus und Bahn ist einfach gut und preislich attraktiv", sagt Siegfried Volmer, Geschäftsführer vom Nahverkehrsbund Paderborn/Höxter. Auch die Einführung und der Ausbau der Uni-Linie in Paderborn hat seinen Anteil am erhöhten Nutzungsverhalten.
Ähnlich wie in Paderborn setzen auch die Studierenden der Uni Bielefeld mit 74,3 Prozent auf den Nahverkehr. Dort ist der Anteil im Vergleich zu 2003 um genau fünf Prozent gestiegen. Vor allem die gute Anbindung durch die Stadtbahnlinie 4 spielt dort eine große Rolle.
Sowohl in Bielefeld als auch in Paderborn sank die Nutzung des Fahrrades als Verkehrsmittel um sieben Prozent auf 20,4 beziehungsweise um knapp fünf Prozent auf 23,5. Kein Vergleich zu NRWs Fahrradstadt Münster, in der 2018 82 Prozent aller Studierenden mit dem Rad zum Campus fahren.
Damit ergibt sich ein deutlicher Unterschied vom OWL-Ranking zum deutschlandweiten Vergleich. In beiden Statistiken steht die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs an oberster Stelle. Während deutschlandweit jedoch das Fahrrad auf Platz zwei landet, ist dies in OWL das Auto beziehungsweise Motorrad. Erst dann folgt das Fahrrad vor dem Fußweg.
Insgesamt spiegelt die Nutzung laut den Autoren das Angebot und die Infrastruktur der Städte wider. „Die Einführung von Semestertickets und die Schaffung campusnahen oder zumindest mit ÖPNV gut angebundenen Wohnraums für Studierende wird sicherlich dazu beigetragen haben. Vielleicht sind die Studierenden heute aber auch klimabewusster", meint Berghoff.
Das ist auf jeden Fall ein Grund für Anna Wagner (28), das Auto stehen zu lassen. „Die Linie 4 bringt mich in Bielefeld im Zehnminutentakt, manchmal noch häufiger zur Uni. Im Sommer fahre ich außerdem mit dem Rad, wobei die Radwege in Bielefeld echt zu wünschen lassen."