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Eichhörnchen ertrinken im Freibad: Bademeister startet Rettungsaktion

Nicole Hille-Priebe

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Eichhörnchen droht in Freibäden der Tod. - © Pixabay
Eichhörnchen droht in Freibäden der Tod. (© Pixabay)

Gütersloh. Irgendwann war Marco Höckelmann es leid, ertrunkene Eichhörnchen aus dem Sprungbecken im Nordpark zu fischen. „Die anderen Becken haben Treppen, im Sprungbecken gibt es aber nur Leitern – ohne Hilfe haben die Tiere keine Chance, lebend wieder raus zu kommen", sagt der 42-jährige Schwimmmeister, der seit 26 Jahren wie immer um diese Zeit damit beschäftigt ist, den Freibadbereich winterfest zu machen.

Nachdem der Rasen noch einmal gründlich gemäht und die Sonnenschirme reingeholt wurden, ist das Brett dran. Es wird auf der einen Seite mit Kabelbindern an der Leiter befestigt, das andere Ende treibt im Wasser – wie ein Sprungbrett, nur umgekehrt.

Regelmäßig tote Eichhörnchen im Becken

„Auf die Idee bin ich vor ein paar Jahren gekommen, denn immer, wenn wir das Becken sauber machen wollten, habe ich bei meinem Rundgang mindestens fünf tote Eichhörnchen gefunden, die auf dem Wasser trieben. Kein schöner Anblick – und das muss ja nicht sein."

Marco Höckelmann befestigt das rettende Brett am Beckenrand. - © Andreas Frücht
Marco Höckelmann befestigt das rettende Brett am Beckenrand. (© Andreas Frücht)

Was viele nicht wissen: Da das Wasser aus Frostschutzgründen nicht abgelassen wird, sondern bis zum nächsten Jahr in den Becken bleibt, wird das Freibad nach dem Sommer zur tödlichen Falle für die niedlichen Nager. Viele von ihnen leben im Eichenwald hinter dem Nichtschwimmerbecken, wo sie reichlich Nahrung finden. Und wenn sie durstig sind, suchen sie die Nähe zum Wasser, das ihnen dann nicht selten zum Verhängnis wird.

"Es betrifft alle kleinen Tiere"

In der Kleintierabteilung der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz (ABU) in Soest kennt man das Problem. „Es betrifft aber nicht nur Eichhörnchen, sondern praktisch alle kleinen Tiere, und die Gefahr droht nicht nur in Schwimmbädern, sondern bei allen Gewässern, Teichen und Regentonnen. Die Tiere wollen trinken, fallen rein und kommen von alleine nicht wieder raus. Meistens schwimmen sie dann so lange in der Runde, bis sie einen Ausstieg gefunden haben – wenn einer vorhanden ist", erklärt die ABU-Mitarbeiterin Margret Bunzel-Drüke.

Wie alle Säugetiere seien auch Eichhörnchen zwar grundsätzlich in der Lage, zu schwimmen, „aber sie sind nicht wirklich dazu gemacht", sagt Bunzel-Drüke. „Das Fell saugt sich voll und ist ruckzuck durchnässt. Dann verliert es den Schutz, der die Tiere wie einen Schlafsack umhüllt. Wenn das kalte Wasser ins Fell eindringt, haben sie kaum noch eine Chance."

Wasserflächen mit Planken abdecken

Gartenbesitzer sollten größere Wasserflächen deshalb grundsätzlich mit einer Planke sichern, die am besten parallel zum Ufer befestigt wird. Auch Regentonnen können mit einem großen Stock oder einem Brett gesichert werden, denn die Tiere rutschen vom glatten Rand der Tonnen immer wieder ab und ertrinken jämmerlich.

Marco Höckelmanns Mission im Nordbad ist bis zum heutigen Tag erfolgreich: „Seitdem das Brett im Wasser liegt, ist bei uns ist kein einziges Eichhörnchen mehr im Becken gestorben. Es funktioniert."

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