Brakel. Sie hatten bereits ein Hundehaltungsverbot, haben sich aber dennoch wieder Tiere angeschafft. Einem renitenten Paar aus einem Ortsteil bei Brakel wurden deswegen die Hunde weggenommen. Insgesamt 29 Tiere - darunter auch Welpen - beschlagnahmte das Veterinäramt des Kreises Höxter.
Der Verdacht: Verstoß gegen das Haltungsverbot und illegaler Hundehandel. Alle Hunde wurden im Tierheim Bad Karlshafen aufgenommen, sechs im Tierheim Wau-Mai-Insel in Kassel, wie Leiter Karsten Plücker auf Anfrage bestätigt.
Ein Hinweis der Polizei rückte das Paar wieder in den Fokus des Amtes, teilt Kreissprecher Thomas Fuest auf Anfrage mit. Die Polizei habe bei dem Einsatz vor Ort aber nur eine unterstützende Rolle gespielt, so Sprecher Jörg Niggemann. Das Haltungsverbot wurde bereits im Juni 2014 erteilt, weil die Hunde tierschutzwidrig gehalten worden sind, so Fuest. Eine Verordnung, wonach die Namen der betreffenden Personen, die keine Hunde oder auch andere Tiere mehr halten dürfen, beispielsweise an umliegende Tierheime zur Vorsicht weitergegeben werden, gibt es aber nicht, erläutert Fuest. Das Veterinäramt des Kreises Höxter werde in diesem Fall weitere verwaltungsrechtliche Maßnahmen gegen die Halter der Tiere einleiten.
Auch Welpen unter den beschlagnahmten Hunden
"Solche Menschen holen die Tiere eher nicht aus dem Tierheim, sondern aus dem Internet", sagt Karsten Plücker. Er leitet seit 15 Jahren das Kasseler Tierheim, Träger ist der Verein Bund gegen Missbrauch der Tiere, dessen Vorsitzender Plücker ist. 2016 übernahm der Verein das Tierheim in Bad Karlshafen und Plücker die Leitung. Er und seine Mitarbeiter haben nicht selten mit solchen Fällen zu tun. Ein Fall ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. "2016, als wir gerade Bad Karlshafen übernommen hatten, haben wir 82 Hunde aus Limburg aufgenommen, die dort weggeholt wurden." In Bad Karlshafen sei damals glücklicherweise ausreichend Platz gewesen.
Auch für die 29 Hunde aus Brakel ist ausreichend Platz. Die tierärztliche Untersuchung fiel nicht in allen Fällen erfreulich aus. "Die Welpen, die für den Verkauf vorbereitet wurden, sind in einer guten Verfassung. Aber einige der älteren Tiere nicht", so Plücker. Zu lange Krallen, weil es wohl nur wenig Auslauf gab, oder auch Ohrmilben beispielsweise. Einer der Hunde ist sogar blind.
Es sind unterschiedliche Rassen, berichtet Plücker, Rauhaar- und Glatthaardackel, Yorkshire Terrier und Malteser-Pudel-Mischlinge unter anderem. Die Tiere wurden von den Haltern bei Ebay angeboten, berichtet Plücker.
Die Anzeigen seien aber nicht in der Region Höxter, sondern in einer
anderen Stadt verortet gewesen.
Erst einmal bleiben alle 29 Tiere im Heim. Plücker ist zuversichtlich, dass die vorigen Halter sie nicht zurückbekommen, "immerhin haben sie schon seit 2014 ein Haltungsverbot". Wenn das Veterinäramt sein OK gibt, kann das Tierheim die Tiere dann vermitteln.
Bis dahin steht aber erst einmal noch einiges an Arbeit an. Besonders die Welpen, sieben oder acht, fordern derzeit die Mitarbeiter. "Man muss nicht nur sauber machen, sondern sie beispielsweise auch jeden Tag wiegen." Natürlich werden alle anderen Tiere auch gut versorgt - auch medizinisch. Trotz der Mehrarbeit, ist Plücker froh, dass die Hunde nun in Bad Karlshafen sind. Denn dort geht es ihnen besser. Bleibt den Vierbeinern nur zu wünschen, dass sie ein liebevolles Zuhause finden.
Einzelfälle
Bei Verstößen gegen tierschutzrechtliche Bestimmungen sind Wegnahmen von Tieren und Haltungsverbote der letzte Schritt im Verwaltungsverfahren, heißt es seitens des Kreises Höxter. Es handele sich somit um Einzelfälle. Der Verstoß gegen ein verwaltungsrechtliches Tierhaltungsverbot sei eine Ordnungswidrigkeit. „Rechtswidrig gehaltene Tiere können durch das Veterinäramt fortgenommen werden. Eine Veröffentlichung der Daten von Personen, denen ein Haltungsverbot auferlegt wurde, sehen die Rechtsvorgaben nicht vor."