Bielefeld. Kwane-Dankwa Kwarteng ist in Ghana geboren, britischer Staatsbürger, ehemaliger britischer Soldat und seit fast einem Jahrzehnt in Deutschland. Hier arbeitet er als Mechaniker am Flughafen Paderborn. Kwarteng lebt mit seiner Freundin Anna Karsten in Bielefeld. So weit, so normal. Doch so normal ist das alles dann doch nicht, wie ihm und seiner Freundin oft von außen widergespiegelt wird. An vielen Reaktionen und Verhaltensweisen im Umfeld merkt Kwarteng: Für einen Menschen mit schwarzer Haut gelten offenbar oftmals noch andere Regeln. Er wurde abgelehnt, sie wurde aufgenommen Bei den vielen Kleinigkeiten des Alltags hat sich Kwarteng angewöhnt, über die Seltsamkeiten hinwegzusehen. Manchmal aber reicht es auch ihm, wie jetzt, als er sich im Fitnessstudio anmelden wollte, aber als Mitglied abgelehnt wurde, angeblich aus Kapazitätsgründen. „Das hat man mir nach dem Probetraining geschrieben", sagt er. Der 36-Jährige hat das nicht geglaubt. Er vermutete sofort, dass der wahre Grund der Absage seine Hautfarbe war, nicht die Überfüllung. Freundin Anna sah das auch so und machte den Test. Sie meldete sich bei „All Inklusive Fitness" an – und wurde prompt angenommen. Es melden sich die, die so etwas schon oft erlebt haben Kwane-Dankwa Karteng ist deshalb sauer. Auch darüber, dass er auf seine Nachfrage lediglich mit einem nach seiner Meinung lavierenden Schreiben von „Fit Control 24" aus Dortmund abgespeist wurde. Der Ärger trieb das Paar schließlich zur Antidiskriminierungsstelle der Stadt Bielefeld. Dort sind Beschwerden über rassistische oder diskriminierende Erlebnisse wir die von Kwarteng zuhauf bekannt. Ablehnung: in der Disko und dem Fitnessstudio Menschen mit ausländischem Aussehen klagen gegenüber Emir Ali Sag und Annegret Grewe regelmäßig über Ablehnung an Diskotüren, Fitnessstudios und anderen Orten. Dabei kommen die Betroffenen erst „bei einer Wiederholung der unangenehmen Erfahrung", sagt Sag. „Schmerzhaft" seien solche Vorfälle für die, die sie erleben. Sie fühlen sich aussortiert, gedemütigt – vor allem dann, wenn sie längst in Deutschland integriert oder sogar hier geboren sind. In Deutschland grüßt man im Bus, sagte nur ihm ein Fahrer Mindestens genauso bedrückend aber sind die kleinen alltäglichen Begebenheiten, die nur mit rassistischen Einstellungen zu erklären sind. Kwarteng kann davon erzählen. So wurde er einmal von einem Busfahrer zurechtgewiesen, dass er in Deutschland zu grüßen habe, wenn er in den Bus steige. Alle anderen, die ebenfalls einstiegen, wurden darauf nicht hingesprochen, obwohl auch sie nicht grüßten. "Diese Schuhe sind recht teuer, der Herr" Einmal wurde er im Schuhgeschäft immer wieder darauf hingewiesen, dass die Schuhe, für die er sich interessiere, recht teuer sein, „als ob sie annahmen, ich könnte sie nicht bezahlen", erinnert er sich, immer noch verwundert darüber. In anderen Läden wird er gar hin und wieder ignoriert. Auch das sei verstörend, wenn zugleich Kunden um ihn herum freundlich bedient werden. Bei einem Herrenausstatter in der Innenstadt passierte das. Gäste im Restaurant starren das Paar aufdringlich an Freundin Anna Karsten ist oft dabei, wenn solche Dinge passieren. „Wir sind auch schon in einem Restaurant ungewöhnlich angestarrt worden." In einem weiteren Speiselokal wurde ihnen bei Eintritt mal gesagt, die Küche sei geschlossen, obwohl an den Tischen noch zahlreiche Menschen saßen und gemütlich aßen. Die beiden ignorieren solche Begebenheiten. Meistens. Denn es würde viel Kraft kosten, immer darauf einzugehen. Aber sie tun doch weh.Für Keith Hamaimbo, promovierter Theologe und Mitarbeiter beim Welthaus Bielefeld, ist genau dieser verschleierte und verdruckste Rassismus Thema des Films, den er kürzlich zeigte. „Ich gehe immer leise" heißt das Werk und beschreibt gerade die Versuche vor allem von Schwarzen, möglichst nicht aufzufallen im Alltag. Denn Ärger droht überall. Sprechen sie im Zugabteil etwas zu laut in einer fremden Sprache, gibt es einen Rüffel; sprechen andere zu laut auf Deutsch, ist das kein großes Thema. So entstehen Parallelgesellschaften Für Hamaimbo ist das eine „sehr politische Sache", wie er sagt. Als Bildungsreferent versucht er, auf das Problem aufmerksam zu machen. Denn das Ergebnis der alltäglichen Diskriminierung kann alle schaden: Die, die das Signal erhalten, nicht dazu zu gehören, ziehen sich zwangsläufig auf Ihresgleichen zurück. Auch so entstehen die so genannten Parallelgesellschaften. Drumherum reden bringt nichts: Schwarze stehen – immer noch – unter besonderem Druck, oder besser gesagt unter Beobachtung. „Das zeigt sich auch dadurch, dass sie öfter im öffentlichen Raum kontrolliert werden", sagt Hamaimbo, der aus Sambia stammt. Kwane-Dankwa Kwarteng könnte über Identitätskontrollen nur bei ihm und anderen Schwarzen in einer Reihe von Menschen, etwa bei Veranstaltungen oder vor Club-Türen, Geschichten erzählen. Aber das ist für ihn schon fast zu normal, so etwas vergisst er schnell. Er muss damit umgehen. Er tut es, indem er es lediglich registriert. Immer mehr wagen es, rassistische Vorfälle zu melden Akzeptieren aber sollte er es nie. Die Antidiskriminierungsstelle jedenfalls will möglichst verhindern, dass diese Form von Alltagsrassismus – und kommt er noch so schleichend daher – einfach hingenommen wird. Und da machen Emir Ali Sag und Mitarbeiter zumindest eine positive Beobachtung: „Ich glaube, dass das Sprechen über Rassismus-Erfahrungen zugenommen hat. Mittlerweile wagen es die Menschen, sich zu melden."