Bielefelder Mufflonherde von Hunden angegriffen - Widder tot

Bielefeld . Seit den 60er Jahren leben Mufflons im Teutoburger Wald, immer wieder wurden sie Teil eines emotional aufgeladenen Streits - zwischen der Klasingschen Familienstiftung, die den Abschuss fordert und Naturschützern sowie der Stadt, die für einen Total-Abschuss der meist 12 bis 16 Tiere starken Herde keinen Grund erkennen können. Im Gegenteil: Sie sehen die Tiere, die als Einwanderer gelten, als Bereicherung. Eine ganz andere Gefahr machen indes Tierschützer aus.

Grabesruhe ist es nicht Letzter Stand war, dass das Oberverwaltungsgericht Münster einen Abschuss erlaubt hatte, eine Revision gegen das nach vielen Jahre erfolgte Urteil nicht zuließ - und die Stadt im Januar beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine Nichtzulassungsbeschwerde einlegte. Seither ist es ruhig geworden um die Gerichte und die Mufflons. Eine Grabesruhe ist es nicht.

Walther Baumann kennt die Tiere seit Jahrzehnten, er gehört zu der Gruppe, die eine Petition zugunsten der Mufflons eingerichtet hatte. Diese nähert sich nun der 100.000-Unterstützer-Zahl. Ob sich das Gericht in Leipzig einer Entscheidung nähert, das scheint hingegen offen. Baumann: "Da ist alles noch offen, was wir natürlich gut finden, denn solange da nichts entschieden ist, geht es den Tieren jedenfalls gut." Zurzeit sind es laut Baumann zwölf Tiere, so viele hätten er und seine Mitstreiter auf der Nordseite zuletzt mehrfach beobachtet. Zwei Lämmer seien darunter, von "vermutlich drei Lämmern, die es dieses Jahr wohl gab".

Kleinste, denkbare Größe Der Herde gehe es soweit gut, allerdings mahnt Baumann, dass sie mit zwölf Tieren am unteren Ende der vertretbaren Größe angekommen sei. "Weniger dürfen es nicht werden, dann ist der Bestand nicht mehr existenzfähig." Inzest, Anfälligkeit für Krankheiten - zwei Gründe, die für eine gewisse Größe der Herde sprechen.

Das sieht auch Herbert Linnemann, Chef der städtischen Förster, ähnlich. Er beobachte, dass "die Herde zurzeit stabil und gesund ist", auch er spricht von zwei oder drei Lämmern aus dem Jahr 2020. Die Tiere seien "ganz normal" bejagt worden, so, wie es der Abschussplan vorsehe. Er spricht von "vermutlich 14 bis 15 Tieren", die die Herde ausmachten. Beim Bundesverwaltungsgericht, so Linnemanns Einschätzung, hätten die Bielefelder Mufflons "zurzeit wohl nicht die oberste Priorität". Heißt: Es kann dauern.

Schäden nicht mehr messbar Die Mufflon-Freunde, die hinter der Petition stehen, hoffen, dass aus Leipzig entweder sehr lange gar nichts zu hören ist, oder dass Leipzig die Revision der Stadt doch zulässt. "Dann hoffen wir, dass die Argumente der Stadt besser greifen als letztes Mal", so Baumann. Dafür spräche so einiges, so auch, dass die von der Familienstiftung reklamierten Schäden in Höhe von 5.000 Euro jährlich gar nicht mehr messbar seien, "weil die geschädigten Bäume nicht mehr da sind - nicht wegen der Mufflons, sondern wegen des Borkenkäfers und des Klimawandels", betont Baumann.

Nabu: Wichtige Tiere Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sieht die Mufflons nicht negativ, aktuelle Waldschäden hätten vielmehr mit dem &bdquo;Klimastress" und &bdquo;fraglichen waldbaulichen Prioritäten" zu tun, als mit der kleinen Mufflonherde, die zudem jagdlich &bdquo;effektiv kontrolliert" werde und sich nicht ungezügelt vermehre. Obwohl Mufflons als &bdquo;Einwanderer" bewertet werden müssten, erfüllten sich dennoch wichtige ökologische Aufgabe heimischer Paarhufer.

Sollte Leipzig hingegen Münster Recht geben, dann wäre das trotzdem nicht zwingend das Todesurteil für die Herde. "Es muss nicht automatisch einen Totalabschuss geben." Es müsse aber von der Stadt wohl ein neuer Abschussplan aufgestellt werden, mit vielleicht neuen Begründungen - und gegen den könnte dann die Klasingsche Familienstiftung erneut klagen.

Hunde als Gefahr Bis dahin scheint eine andere Gefahr für die Mufflons größer zu sein. Baumann schildert, dass im Frühjahr ein großer Hund offenbar die Herde zunächst auf Freiflächen vor dem Wald und später im Wald lange gejagt habe. Später sei ein Widder vermisst und dann tot aufgefunden worden.

Wölfe eher nicht

Dass Wölfe zu einer Gefahr für die Mufflons werden könnten, das sieht Baumann eher nicht. "Das dürfte eher eine sehr theoretische Debatte sein, ich glaube nicht, dass ein einzelner, durchziehender Wolf die Herde angreifen würde, der würde wohl eher Schafe reißen." Anders sähe das bei einem Rudel Wölfe aus, doch ein solches ist im Teutoburger Wald derzeit kein Thema. Und wenn, dann würde Baumann es eher in der Senne sehen als im stark frequentierten Teuto selbst.

Bielefelder Mufflonherde von Hunden angegriffen - Widder tot

Goldschakal auf Sylt: Gericht erlaubt Abschuss erneut

Ein Goldschakal auf Sylt - wie ungewöhnlich ist das?

Jung, männlich, sucht: Schakal könnte auf Reviersuche sein

Wölfe in NRW reißen deutlich mehr Nutztiere als in Vorjahren

Sylter Goldschakal darf geschossen werden

Sylt jagt einen Goldschakal - erster Abschuss in Deutschland

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €