Vater schießt Ex-Freund der Tochter am Bielefelder Real-Markt durchs Bein

Bielefeld. Mit einem Schuss aus der Pistole soll ein 60-jähriger Mann vor dem Real-Markt an der Teutoburger Straße einen 28-jährigen Bielefelder niedergestreckt haben. Die Vorgeschichte dieser gewalttätigen Auseinandersetzung ist ähnlich unglaublich. Dabei stellt sich heraus, dass das Opfer ziemlich rücksichtslos agiert. Trotzdem muss sich nun der Vater, der offenbar aufs heftigste mit dem Ex-Freund seiner Tochter in Streit geriet, wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Gericht verantworten.

Wie Claudia Bosse, Sprecherin der Staatsanwaltschaft bestätigte, hat die Anklagebehörde den 60-Jährigen nun wegen des Schusses am späten Samstagabend, 18. September 2021, vor dem Schöffengericht angeklagt. Tatsächlich war dem Schuss vorher ein wilder Streit zwischen zwei ehemaligen Lebensgefährten – dem späteren Schussopfer (28) und der Tochter (30) des Schützen – eskaliert.

Aussprache eskaliert

Die 30-Jährige hatte während dieses Streits zweimal bei verschiedenen Gelegenheiten mit einer Glasflasche nach dem 28-Jährigen geworfen. Das ist auch der Grund, warum die Tochter mitangeklagt wurde. Weil ihre Flaschen den Bielefelder verfehlten, ist sie wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung angeklagt.

Der 28-Jährige war nach dieser Auseinandersetzung so erbost, dass er nach Angaben von Staatsanwältin Bosse nun den Vater seiner Ex-Freundin zu einer Aussprache vor dem Real-Supermarkt bat. Der 28-Jährige hatte dies genau andersherum geschildert.

Das Projektil traf den Mann in die Leiste

Laut Bosse ist während der Ermittlungen der Kripo, die kurzzeitig nach der Tat eine Mordkommission ins Leben gerufen hatte, nicht aufzuklären gewesen, warum sich der 28-Jährige mit dem Vater treffen wollte. Auch zwischen den Männern kam es zu einem lauten Streit. Der 28-Jährige soll dabei sehr bedrohlich geworden sein, soll randaliert haben. Als dann auch die Ex-Freundin auftauchte und zum zweiten Mal eine Bierflasche nach ihm warf, griff der 60-Jährige in sein Auto, holte die Schusswaffe hervor und schoss dem 28-Jährigen in die Leiste. Ein Durchschuss, wie das Opfer später der Lokalredaktion mitteilte. Eine verhältnismäßig leichte Verletzung.

Die vorher getätigten Äußerungen und auch die Richtung des Schusses in einen nicht lebenswichtigen Bereich des Körpers ließen die Ermittler der Mordkommission von der Annahme abrücken, dass der 60-Jährige in Tötungsabsicht handelte. Der Unfall-Version der Tochter, die berichtete, dass der 28-Jährige ihren Vater vorher stark angegangen und sogar umgeworfen haben soll, folgten die Ermittler aber auch nicht. So müssen sich nun Vater und Tochter für ihr Verhalten im September am Amtsgericht verantworten. Beide machen bisher von ihrem Schweigerecht Gebrauch, so Bosse. Woher die Waffe stammt, blieb zunächst auch ungeklärt.

Ein Wohnhaus in Angst

Das 28-jährige Opfer ist aber auch kein Unschuldslamm. Der Bielefelder landete kurz nach der Tat sogar in Untersuchungshaft. Er hatte sich verschiedene Gewalttätigkeiten geleistet, hatte in einem Wohnhaus für Angst und Schrecken gesorgt und soll seine Freundinnen misshandelt haben, so die Nachbarn. Immer wieder rückte die Polizei an, doch der 28-Jährige scherte sich offensichtlich wenig darum, dass ihm die Polizei für mehrere Tage aus der Wohnung der Freundin verwiesen hat.

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