Bielefelder Bankmitarbeiter bewahrt Kunden vor einem Riesen-Fehler

Bielefeld. Eine dringliche Kurznachricht an einen Bielefelder (60), der einen ohnehin stressigen Arbeitstag erlebte und vielleicht deshalb eher oberflächlich mit seinem Kind kommunizierte, hätte ihn fast viel Geld gekostet.

Der 60-Jährige hatte – wie die Polizei berichtet – vermeintlich von seinem Sohn eine WhatsApp-Nachricht erhalten (&bdquo;Hallo, Papa"), in der er dringend um eine wichtige Überweisung gebeten hatte. Der hilfsbereite Vater eilte nach Arbeitsende noch zu seiner Bankfiliale und folgte am Terminal den schriftlich übermittelten Anweisungen zur Geldüberweisung.

Zum Glück wurde seine Überweisung am Terminal nicht sofort ausgeführt. Am folgenden Tag bearbeitete ein aufmerksamer Bankmitarbeiter den Überweisungsauftrag und hegte zu Recht sofort Zweifel. Er kontaktierte den Kunden und schilderte seinen Verdacht, dass er im Begriff sei, einem Betrüger auf den Leim zu gehen. Erst als der 60-Jährige seinen Sohn kontaktierte, klärte sich der Betrugsversuch auf.

Plausible Erklärung für unbekannte Nummer Die anonyme &bdquo;Hallo Papa"-Nachricht kam von einem Betrüger. Weil der Vater die angezeigte Handynummer nicht kennen konnte, gab der Betrüger vor, kurzfristig einen neuen Handyvertrag abgeschlossen zu haben. Dieses sei aber noch nicht fürs Online-Banking freigeschaltet. Daher die dringende Bitte. Auf den ersten Blick plausibel.

Trotzdem erinnert die Polizei: &bdquo;Bei allen Nachrichten, die Geldforderungen beinhalten, sollten Sie immer misstrauisch sein und zur Kontrolle mit Ihren Kindern oder Verwandten unter der Ihnen bekannten Telefonnummer Kontakt aufnehmen", rät Polizeisprecher Michael Kötter.

Wer so eine Nachricht erhalten hat, sollte die neue Nummer nicht vorschnell speichern. Stellt sich die Nachricht als Betrugsversuch heraus, sollte man die Nummer blockieren sowie Chat und Nummer des Betrügers löschen. Wer bereits Geld überwiesen hat, sollte den gesamten Chatverlauf durch Screenshots sichern und bei der Polizei Anzeige erstatten.

Das Bundeskriminalamt geht derzeit davon aus, dass die Täter der &bdquo;Hallo Mama / Hallo, Papa"-Masche in den Niederlanden sitzen. Sie arbeiten in organisierten Strukturen und greifen teilweise auf bereits von anderen Kriminellen organisierte Daten zurück.

Die SIM-Karten der Absender-Geräte werden meist mit falschen Personalien erworben. Oft werden aber auch Dritte über Social Media angeworben, solche SIM-Karten zu kaufen und per Post weiterzuleiten. Diese Dritte werden oft über Job-Kleinanzeigen geködert. Wer solche vermeintlichen Jobs annimmt, macht sich möglicherweise selbst der Geldwäsche strafbar, heißt es von der Polizei.

Opfer sollen Bankkonten eröffnen Ebenfalls durch Jobangebote werden Dritte aufgefordert, Bankkonten zu eröffnen. Diese werden dann für die nächste Betrugswelle zum Sammeln der Überweisungen verwendet. Die Eröffnung dieser Konten wird oft mit gefälschten Dokumenten bei Onlinebanken möglich oder mit abfotografierten Ausweisen, die die Täter zuvor bei harmlos scheinenden Anzeigen oder Immobilienangeboten als Echtheitsbeweis eingefordert hatten.

Von diesen Konten geht das Geld dann in kürzester Zeit weiter ins Ausland. Die Konten in Deutschland werden schon nach kurzer Zeit wieder aufgelöst.

Immer wieder stellen Opfer die Frage: &bdquo;Woher haben die Täter meine Nummer?" Nach Angaben der Polizei kaufen die Täter die Telefonnummern aus unterschiedlichen Quellen. Die Ermittler gehen davon aus, dass Betrüger die Nummern im Darknet erwerben oder auf andere Art an große Listen kommen. Diese Listen entstehen etwa über Phishing-Versuche und großangelegte Datenklau-Aktionen.

Drauf eingehen? Die Polizei warnt davor, nur aus Spaß auf die erkannte Anfrage der Betrüger einzugehen. &bdquo;Die Täter sind Profis. Sie sind geschult, eventuell an andere Informationen oder Daten heranzukommen, die ihnen nützlich sind." Auch könnte die nun als echt verifizierte Telefonnummer auch für andere Betrugsversuche missbraucht werden, die man vielleicht nicht mehr erkennt. Wer sich sogar zu einem Telefonat hinreißen lässt, muss damit rechnen, dass die Stimme aufgenommen werden könnte, um diese für andere Taten zu nutzen.

Oft hört man: &bdquo;Wer ist so blöd und fällt darauf rein?" Schuld sind nicht die Opfer, sondern immer die Täter, betont die Präventionsstelle der Polizei. Diese Art der Täter-Opfer-Umkehr (&bdquo;victim blaming") spielt den Tätern in die Hände. Die dadurch erzeugte Scham der Opfer führt zum Verschweigen der Tat. Das steigert die Erfolgschancen der Täter.

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