Macheten-Video von der Bielefelder „Tüte“ sorgt für Aufregung

Bielefeld. Die Nachrichten über Vorfälle mit gezückten und eingesetzten Messern in der Bielefelder Innenstadt nehmen einfach kein Ende. Erst am Wochenende sorgte ein lebensgefährlicher Messerangriff auf einen 21-jährigen Bielefelder am Rathaus für Entsetzen. Jetzt ist ein Video in der Stadt in verschiedenen sozialen Medien aufgetaucht. Es dokumentiert einen Vorfall mit einer Machete.

Der Tatort ist dieses Mal – mal wieder – der Stadthallenpark direkt neben der berüchtigten Tüte, dem Treffpunkt der Alkoholiker- und Drogen-Szene. Das 39 Sekunden lange Video zeigt einen sehr aufgebrachten, laut rufenden Mann mit nacktem Oberkörper. Er beschimpft offenbar einen anderen Mann in dem Park. Der geht zunächst – begleitet von zwei, drei anderen Personen – von dem Rufenden weg in Richtung Willy-Brandt-Platz.

Doch plötzlich dreht er sich um und rennt auf den Schimpfenden zu. In seiner Hand hat der Laufende die ganze Zeit eine Machete.

Mann wollte sich mit Messer bewaffnen

Das Video zeigt schließlich, dass der andere die Flucht ergriffen haben muss, denn er ist nicht mehr zu sehen. Dann bricht das Video ab. Was das Video nicht zeigt: &bdquo;Der ist vorher in den Kiosk gestürmt und dann auch in den Handyladen nebenan“, berichtet Augenzeuge Gürkan Yogurtcu, bekannter Friseur an der Herbert-Hinnendahl-Straße. &bdquo;Der wollte sich im Laden mit einem Messer bewaffnen und damit den Streit neu austragen. Wir Ladenbesitzer haben ihn aber rausgeworfen.“

Polizeisprecherin Sonja Rehmert kennt das Video und auch die Vorgeschichte des Vorfalls. &bdquo;Das Ganze hat sich am Mittwoch, 14. August, ereignet, berichtet sie. Zeugen hatten an jenem Tag kurz vor 15 Uhr die Polizei gerufen, weil zu diesem Zeitpunkt die beiden Männer aus dem Video das erste Mal aneinandergeraten waren.

Bei dem Streit hat der eine dem anderen – dem mit dem freien Oberkörper – Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Die Polizei nahm die Personalien des 22-Jährigen aus Ibbenbüren (Kreis Steinfurt) auf und nahm die Ermittlungen gegen den unbekannten anderen Mann auf.

Männer treffen sich eine Stunde später wieder Doch es ging noch weiter, berichtet Sonja Rehmert: &bdquo;Knapp eine Stunde später treffen sich die Männer in dem Park wieder. Und es kommt zu der verbalen Auseinandersetzung und der Bedrohung mit der Machete.“ Diese Situation sei durch das Video dokumentiert, sagt Rehmert. Was man nicht mehr im Video sieht: Es bleibt zum Glück nur bei Drohgebärden. &bdquo;Es ist niemand verletzt worden.“ In diesem Fall ermittelt die Kripo wegen &bdquo;versuchter gefährlicher Körperverletzung“. Der Einsatz von Pfefferspray eine Stunde zuvor dürfte eine vollendete &bdquo;gefährliche Körperverletzung“ gewesen sein.

Gürkan Yogurtcu hat selbst auch ein Video von der Szene gemacht und dieses später der Polizei übergeben: &bdquo;Ich rufe hier fast täglich die Polizei“, sagt er. Seit diesem April sei die Lage an der Tüte deutlich schlimmer als in den Vorjahren“, sagt er. &bdquo;Nordafrikanische Dealer bestimmten hier die Szene.“

Und die geraten ihm zufolge ständig mit anderen Dealern in Revierstreitigkeiten: &bdquo;Die stehen selbst unter Drogen und gehen dann aufeinander los“, berichtet der türkischstämmige Friseur. Neulich sei ihm ein Kunde aus dem Friseurstuhl abgehauen. &bdquo;Der hatte Angst, weil direkt vor der Tür eine wilde Schlägerei ausgebrochen war.“

Ladenbesitzer wollen nun zurückschlagen An jenem Mittwoch habe sich Gürkan aber mit den anderen Ladenbesitzern zusammengetan: &bdquo;Ich habe diese Leute ganz böse beschimpft. Wenn ich euch hier noch einmal auf unserer Seite sehe, dann schlagen wir zurück“, habe er gedroht.

Seitdem halten sich die Szeneangehörigen auf der anderen Seite der Straße auf. &bdquo;Denn die wissen: Wenn die Polizei kommt, werden sie danach wieder freigelassen. Aber wir sind stark und regeln das jetzt mit unseren Regeln“, sagt der Bielefelder.

Er glaube, dass die deutschen Gesetze vor solchen Problemen hier kapitulierten. &bdquo;In anderen Ländern wäre das Problem längst gelöst“, sagt er. &bdquo;Diese Leute scheißen auf Deutschland. Nur das Sozialamt finden die gut.“ Die Dealer hätten längst eine ganze Reihe junger Mitarbeiter, die einspringen, wenn die Polizei sie mal wieder einkassiert habe.

Machete – Verstoß gegen das Waffengesetz Die in der Öffentlichkeit getragene Machete stellt übrigens allein schon einen Verstoß gegen das Waffengesetz dar. Denn Macheten dürfen zwar erworben und etwa auf einem Privatgelände eingesetzt werden, nicht aber in der Öffentlichkeit getragen oder mitgeführt werden. Der Gesetzgeber spricht in Paragraf 42a des Waffengesetzes von einem Führungsverbot.

Dieses Führungsverbot gilt zum einen für Schusswaffen und Anscheinswaffen, zum anderen aber auch für alle Hieb- und Stoßwaffen. Diese definieren sich laut Bundeskriminalamt als Gegenstände, die ihrem Wesen nach dazu bestimmt sind, unter unmittelbarer Ausnutzung der Muskelkraft durch Hieb, Stoß, Stich, Schlag oder Wurf Verletzungen beizubringen.

Waffenverbotszone und ohnehin verbotene Messer Das heißt, der Wunsch nach Waffenverbotszonen, der mit der Diskussion um die jüngsten Messerangriffe aufgekommen war, ist in weiten Teilen bereits gesetzlich umgesetzt. Der Besitz von Butterflymessern, bestimmten langen Dolchen, Faustmessern, Spring- und Fallmessern ist ohnehin verboten. Bei Klappmessern wird unterschieden, ob man diese mit einer Hand (Einhandmesser) oder nur mit zwei Händen aufklappen kann. Einhandmesser mit feststellbarer Klinge dürfen ebenfalls nicht in der Öffentlichkeit geführt werden. Zweihandmesser allerdings schon.

Küchenmesser und andere festen Klingen gelten in der Öffentlichkeit ab einer Klingenlänge von zwölf Zentimetern ebenfalls als verbotene Gegenstände. Das macht Macheten zweifellos zu illegalen Waffen. Die Täter nutzen diese illegalen Stich- und Hiebwaffen trotzdem, das Verbot interessiert sie offensichtlich nicht.

Eine Waffenverbotszone würde aber zumindest das Verbot ausweiten, auf die Messer mit kürzeren Klingen – also unter zwölf Zentimetern Länge.

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