Vorsicht vor Tiktok-Trend: Gütersloher Chefarzt warnt vor Schlaftipps aus dem Netz

Gütersloh. &bdquo;Ich will endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen“, sagt eine junge Tiktokerin in die Kamera, während sie auf ihrem Bett sitzt. Hinter ihr ist eine pastellfarbene Wand zusehen. Während sie erzählt, wie sie seit Längeren versucht ihren Schlaf zu verbessern, hält sie eine Schachtel mit Melatonin-Blättchen in die Kamera.

Laut dem Hersteller soll mit dem Inhaltsstoff Melatonin das Einschlafen erleichtern und der Schlaf verbessert werden. Die Influencerin ist eine &bdquo;Sleepmaxxerin“ (zu Deutsch: Schlafmaximiererin). Eine Person, die sich in ihren Beiträgen fast ausschließlich damit beschäftigt, wie sie das meiste aus dem eigenen Schlaf herausholen kann.

Neben der Supplementierung des Schlafhormons Melatonin, finden sich in den Videos der &bdquo;Sleepmaxxer“, die online ein Millionenpublikum erreichen, eine ganze Reihe an Schlaf-Tipps. Diese reichen von dem Essen von Kiwis, über das Besprühen der Füße mit Magnesiumspray bis hin zum &bdquo;Mouth Taping“, also dem Zukleben des Mundes vor dem Einschlafen. Für einige dieser Methoden fehlt jedoch jegliche wissenschaftliche Grundlage. Dabei können die meisten ihren Schlaf schon mit einigen wenigen Tipps und Routinen verbessern. Eine Einordnung.

Experte aus Gütersloh: Nur wer gut schläft, ist auch leistungsfähig Für Professor Axel von Bierbrauer, Chefarzt und Facharzt für Schlafmedizin am Klinikum Gütersloh, ist es kein Wunder, dass das Thema Schlafmaximierung gerade viel Beachtung bekommt. &bdquo;Aktuell werden die Zeiten von vielen Menschen als sehr unsicher empfunden“, sagt der Experte. Dies bereite, betont und zum Teil überhöht durch soziale Medien, den Menschen nachvollziehbar Probleme und beeinträchtige entweder direkt den Schlaf oder das Schlafempfinden der Betroffenen, fügt er hinzu.

Daher sei es sinnvoll, dem eigenen Schlaf Bedeutung zuzumessen. &bdquo;Nur wer gut schläft, ist auch am Tag leistungsfähig und beeinträchtigt seine Gesundheit nicht durch Schlafstörungen“, betont von Bierbrauer. Allerdings unterlaufe den Schlafmaximierern ein entscheidender Fehler: Das Schlafbedürfnis ist individuell und zum Teil altersabhängig. &bdquo;Es ist von einer sinnvollen Schlafzeit von fünf bis acht Stunden auszugehen, die von Mensch zu Mensch variiert. Längere Schlafzeiten sind hierbei generell nicht hilfreich“, sagt der Mediziner. Auch das Greifen nach Medikamenten, sei &bdquo;erst einmal der falsche Weg“, sagt von Bierbrauer.

Sinnvoller sei es hingegen, die individuelle Mindestschlafzeit nicht zu unterschreiten und auf die Schlafhygiene zu achten. &bdquo;Das heißt, nach Möglichkeit jeden Tag ausreichend Schlaf einplanen, zur gleichen Zeit ins Bett gehen und zur gleichen Zeit wieder aufstehen“, betont der Mediziner. Hierbei sei es wichtig, die Schlafumgebung so zu gestalten, dass weder Licht noch Geräusche stören können. &bdquo;Ferner sollte man eine Stunde vor der geplanten Schlafzeit keine den Körper anregende Tätigkeit, wie beispielsweise berufliche geistige Arbeit oder Sport, mehr durchführen“, sagt er. Gleiches gelte für das Licht von Bildschirmen.

Auch zu viel Magnesium kann zu gesundheitlichen Schäden führen Erst wenn all diese Dinge nicht zu einem erholsamen Schlaf führen, sei es ratsam, sich professionelle ärztliche Hilfe zu suchen. Gerade wenn, trotz der ergriffenen Maßnahmen, Ein- oder Durchschlafstörungen an mehreren Tagen in der Woche auftreten würden. &bdquo;Das sollte nach Möglichkeit dann geschehen, bevor spontan entstehende Einschlafsituationen am Tag, schlimmstenfalls beim Autofahren, auftreten“, sagt er.

Auch wenn man vorhabe selbst mit Medikamenten oder Supplementen wie Melatonin oder Magnesium zu experimentieren, sollte man professionelle ärztliche Hilfe aufsuchen. &bdquo;Jeder übermäßige Konsum jeder Substanz kann negative gesundheitliche Effekte haben. Das gilt auch für Melatonin und Magnesium“, sagt von Bierbrauer.

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