IHK-Präsident warnt in OWL vor Handelskrieg mit den USA

Es sind rund 600 Unternehmen aus Ostwestfalen-Lippe, die Geschäftsbeziehungen in die USA pflegen. Für einige von ihnen ist der Handelspartner auf der anderen Seite des Atlantiks wichtiger als für andere. Doch seit der frisch vereidigte US-Präsident, Donald Trump, mit umfangreichen Zollerhöhungen droht, sind die transatlantischen Geschäftsbeziehungen in den Fokus gerückt. Auch die ostwestfälisch-lippische Wirtschaft rechnet mit herausfordernden Zeiten.

&bdquo;Falls Trump seine Ankündigungen aus dem Wahlkampf umsetzt, ist mit höheren Einfuhrzöllen auf in die USA importierte Waren zu rechnen sowie mit Steuersenkungen für Unternehmen in den USA“, lautet die Einschätzung von Jörn Wahl-Schwentker, Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK.) &bdquo;Auch wenn die konkreten Auswirkungen mit ihren Wechselwirkungen abzuwarten und derzeit noch nicht abzuschätzen sind, wird dies auch die deutschen und damit die ostwestfälischen Unternehmen vor neue Aufgaben stellen.“

Dass viele Auswirkungen und Wechselwirkungen der neuen Trump’schen Ära noch nicht abzuschätzen und noch abzuwarten sind, mag auch der Grund sein, warum sich viele der heimischen Unternehmen auf Anfrage dieser Redaktion bisher eher bedeckt zum Thema halten. Dennoch mahnt IHK-Präsident Wahl-Schwentker: &bdquo;Wir müssen auf alles gefasst sein.“

150 Standorte in den USA Schon jetzt betreiben 150 der insgesamt 600 ostwestfälischen Unternehmen mit transatlantischen Geschäftsbeziehungen eigene Standorte in den USA, wie auch der Espelkamper Steckverbinderhersteller Harting. Das Familienunternehmen, das im vergangenen Geschäftsjahr nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 135 Millionen Euro in den USA erzielte, verfolge schon seit einiger Zeit die Strategie, die Herstellung der Produkte möglichst nahe am Kunden zu haben, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

&bdquo;Somit wären auch die direkten Auswirkungen höherer Importzölle auf die Harting-Gruppe sehr gering“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens. &bdquo;Weil nur ein sehr kleiner Anteil von Produkten in die USA geliefert wird und wir Bedarfe unserer amerikanischen Kunden über unsere Produktion in Elgin in der Nähe von Chicago decken.“ Weil die Gruppe allerdings auch Kunden beliefere, die ihre Maschinen in die USA exportieren, würden die Zölle in diesen Fällen zu einer relativen Verteuerung von Produkten aus Deutschland oder der EU im Vergleich zu amerikanischen Produkten führen.

Die Strategie des amerikanischen Standorts verfolgt auch die Paderborner Benteler Gruppe, die an insgesamt sechs Standorten in den USA rund 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. &bdquo;Wie überall auf der Welt, setzen wir auch dort auf einen Local-for-Local-Ansatz’, produzieren also möglichst nah an unseren Kunden“, erklärt ein Sprecher der Benteler-Gruppe.

Ausländische Standorte machen resilienter Weil die USA auch für den Miele-Konzern nach eigenen Angaben zu einem der wichtigsten Märkte gehören, habe das Gütersloher Unternehmen ebenfalls bereits vor geraumer Zeit entschieden, einen eigenen Fertigungsstandort in den USA aufzubauen. Seit Ende des Jahres 2024 fertigen in der Stadt Opelika im Bundesstaat Alabama rund 150 Mitarbeiter Herde und Backöfen.

Auch wenn die Strategie der ausländischen Produktionsstandorte die ostwestfälischen Unternehmen resilienter gegenüber Handelsbarrieren und Währungsschwankungen machen kann, erhöhen die aktuellen Entwicklungen in den Augen von IHK-Präsidenten den ohnehin schon hohen Handlungsdruck auf die Bundesregierung. Wahl-Schwentker: &bdquo;In dieser Situation ist eine starke Position Deutschlands und auch ein gemeinschaftliches Auftreten und Handeln Europas unabdingbar.“ Es brauche durchgreifende Maßnahmen, die der deutschen Wirtschaft wieder &bdquo;kräftige Impulse“ verleihen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland wiederherstellen.

&bdquo;Zugleich ist es wichtig, auf höchster politischer Ebene den Dialog zu suchen, auf Augenhöhe zu führen und Chancen zu betonen. Denn von einer guten Zusammenarbeit profitieren sowohl wir in Ostwestfalen, Deutschland und der EU als auch die USA.“ Ein Handelskonflikt bringe dagegen nur Verlierer hervor, mahnt der IHK-Präsident.

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