Land empfiehlt NRW-Grundschulen striktes Handyverbot

Düsseldorf. Bei der Diskussion um die Nutzung von Smartphones in Schulen gibt es jetzt auch Veränderungen in NRW. Die Schulen im Land sollen sich bis zum Herbst &bdquo;eigene altersgerechte Regeln“ für die private Handynutzung geben - und diese verbindlich in die Schulordnung aufnehmen, teilt das NRW-Schulministerium am Dienstag mit.

Das CDU-geführte Ministerium habe die Schulen aufgefordert, nun einen &bdquo;schulinternen Abstimmungsprozess“ zu starten - an dessen Ende &bdquo;klare und verbindliche“ Regeln für die Handynutzung stehen sollen, die dem Alter der Schülerinnen und Schüler &bdquo;angemessen“ sind.

Das Land gibt aber auch eine Empfehlung ab. Für die Grundschulen und in der Primarstufe an Förderschulen gebe es seitens des Ministeriums die &bdquo;weitreichende Empfehlung“, die private Nutzung von Handys und Smartwatches auf dem Schulgelände und im Schulgebäude &bdquo;grundsätzlich“ nicht zu erlauben.

Viele Schulen hätten sich bereits Regeln gegeben, sagt NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Darauf könne man gut aufbauen. Klar sei: &bdquo;Ein zu hoher Medienkonsum beeinträchtigt die Konzentration im Unterricht und das soziale Miteinander in den Pausen.“ Dennoch seien Handys aus dem Leben junger Menschen &bdquo;nicht mehr wegzudenken“. Deshalb sei es wichtig, an den Schulen einen verantwortungsvollen und altersgerechten Umgang damit zu finden.

Land stellt exemplarische Handyverordnung zur Verfügung Das Ministerium stellt den Schulen mögliche Regeln zum Umgang mit Handys sowie eine exemplarische Handyordnung zur Verfügung, heißt es aus Düsseldorf. Diese solle den Schulen Orientierung bei den Abstimmungsprozessen mit den Beteiligten geben. Viele Schulen in Nordrhein-Westfalen verfügten bereits über Regelungen für die Handynutzung und machten damit positive Erfahrungen, sagt Feller.

Die Ministerin betont, dass es verschiedene Lösungsansätze je nach Schulform und Alter geben muss. Für die Grundschulen und in der Primarstufe an Förderschulen sollten wegen des Alters der Schülerinnen und Schüler restriktive Regeln zum Handygebrauch festgelegt werden. Konkret heißt es: &bdquo;Das Schulministerium empfiehlt, die private Nutzung von Handys während des gesamten Schultags nicht zu erlauben. In Ausnahmefällen, etwa zur notwendigen Kommunikation mit Eltern oder aus medizinischen Gründen, bleiben jedoch Sonderregelungen möglich.“

Die Nutzung eines Handys zu privaten Zwecken sei für die jüngsten Schülerinnen und Schüler nicht erforderlich. Das Ministerium empfiehlt den Schulen, das Thema in Arbeitsgruppen zu diskutieren - bestehend aus Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern, Eltern sowie gegebenenfalls der Schulsozialarbeit. Anschließend sollen klare und verbindliche Regeln unter anderem zu folgenden Aspekten getroffen werden:

- Handynutzung im Schulgebäude, auf dem Schulhof, im Unterricht, in den Pausen und Freistunden,

- Festlegung von Handy- und handyfreien Zonen,

- Maßnahmen bei Regelverstößen und

- Kommunikationswege mit den Eltern für Notfälle.

Die endgültige Entscheidung über die Schulordnung treffe die Schulkonferenz. Das Land werde nun genau beobachten, wie die neuen Vorgaben umgesetzt würden - und ob es gegebenenfalls nachsteuern müsse. &bdquo;Selbstverständlich werde ich mich auch weiterhin mit den Kolleginnen und Kollegen in der Bildungsministerkonferenz eng austauschen und den Dialog mit der Wissenschaft fortsetzen. Klar ist für mich, dass wir das Thema nicht auf die lange Bank schieben dürfen. Deswegen handeln wir jetzt“, sagt Feller.

Weitere Länder kündigen Veränderungen an Zuletzt hatte Hesse angekündigt, die private Nutzung von Handys an Schulen grundsätzlich verbieten zu wollen. Auch Baden-Württemberg will die private Nutzung einschränken. In den Niederlanden gilt seit dem vergangenen Jahr ein Handyverbot an allen Schulformen.

Mit der neuen Vorgabe weitet das Land NRW seine eigenen bisherigen Maßnahmen nun aus. Im September hatte Feller gegenüber auf die Frage nach einem Handyverbot an Schulen gegenüber dieser Redaktion noch betont: &bdquo;Schulen haben verschiedene Optionen; sie können Handys im Unterricht verbieten oder auch Handyverbotszonen im Schulgebäude einrichten.“ Die jetzt veröffentlichte Empfehlung für den Verzicht auf Smartphones an Grundschulen geht also darüber hinaus.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßt, dass das Schulministerium auf die Eigenverantwortung der Schulen setze - kritisiert aber den Zeitdruck. &bdquo;Medienkompetenz lässt sich nicht durch Verbote vermitteln, sondern durch konsequente, praxisnahe Bildung“, sagt der Landesvorsitzende Stefan Behlau. &bdquo;Mit Blick auf die oftmals unzureichende technische Ausstattung wäre ein generelles Handyverbot ein Schritt in die falsche Richtung.“ Ähnlich argumentiert die FDP-Fraktion.

Die SPD wirft Ministerin Feller hingegen vor, die Verantwortung an die Schulen abzuschieben, anstatt selbst durch einen Erlass feste Regeln vorzugeben.

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