„Die Hoffnung stirbt zuletzt“: Das wünschen sich Paderborner von einem neuen Papst

Paderborn. &bdquo;Habemus Papam“: In naher Zukunft wird dieser lateinische Ausspruch der Welt von einem Balkon im Vatikan aus verkünden, dass ein neuer Papst gewählt worden ist. Und längst nicht nur Katholiken fragen sich, in welche Richtung der nächste Pontifex die Kirche führen wird. Wir haben nachgefragt, was von dem Neuen erwartet wird.

Das sagt ein Priester aus Paderborn &bdquo;Die Aufgabe ist eigentlich zu groß, um alle Wünsche erfüllen“, meint der Paderborner Dechant und Domkapitular Benedikt Fischer. Es wäre aber für alle Menschen weltweit - egal, ob katholisch oder nicht - wichtig, wenn die moralische Autorität des Papstamtes weiter so genutzt werde, wie es Franziskus getan habe. Wenn also in der Frage von Krieg und Frieden weiter Impulse so gesetzt werden könnten, dass auch autokratische Machthaber zum Umdenken bewegt werden könnten: &bdquo;Das alleine wäre sicher schon eine riesige Aufgabe.“

Die Frage des Klimas in der Welt sei das nächste Thema. Auch da habe der verstorbene Papst sehr viel geleistet. Dies in einer guten Weise im Gespräch mit unterschiedlichen Industrieländern fortzuführen, wäre wichtig, &bdquo; damit die Welt weiter bestehen kann“.

Und was ist mit den kirchlichen Themen? Auch in der katholischen Kirche gebe es Polarität, so Fischer. Die einen wünschten sich einen Papst, der Sicherheit biete, was Regeln und Liturgie angehe. In Deutschland hätten viele gerne einen Pontifex, der reformiere und bereit sei, darüber zu sprechen, ob auch die kirchliche Lehre verändert werden könne.

Fischer setzt für das Konklave sein Vertrauen auf den Heiligen Geist. Dieser werde bei der Auswahl des Kandidaten &bdquo;heftig“ mitwirken. Er gehe wirklich davon aus, &bdquo;dass wir für diese kommende Zeit jetzt den Richtigen finden“.

Das sagt das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn Die Vorsitzenden der Vertretung der Laien im Erzbistum Paderborn wünschen sich, &bdquo;dass der neue Papst den Synodalen Prozesses zur Erneuerung unserer Kirche entschlossen weiterführt“. Dazu gehört für Nadine Mersch und Jan Hilkenbach die Offenheit für die Umsetzung der Reformvorhaben des Synodalen Weges in Deutschland. Insbesondere seien dies die Macht- und Gewaltenteilung in der Kirche sowie die Zulassung aller Geschlechter zu Weiheämtern. Die Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt müssten weltweit konsequenter vorangebracht werden.

Das sagen Missbrauchsbetroffene im Erzbistum Paderborn Solange ein Papst keine Macht gegenüber &bdquo;den Besitzstandswahrern“ entfachen könne, werde sich nichts Wesentliches ändern, glaubt Reinhold Harnisch. Der Vorsitzende der Betroffenenvertretung im Paderborner Erzbistum wünscht dem künftigen Oberhaupt der Katholiken &bdquo; den Mut, die Dinge auszusprechen, die verändert werden müssen, die Kraft, die Änderungen zu bewirken und die Energie, sich gegen die Kurie durchzusetzen“. Letztlich gehöre das ganze System auf den Prüfstand, das laut Harnisch &bdquo;der größte Hemmschuh für Erneuerung und Reformation“ sei.

Was den Umgang mit dem Missbrauch in der Kirche angeht, sagt Harnisch: &bdquo; Meine Zuversicht, dass die Aufarbeitung fortgesetzt wird, schwindet leider mit den wachsenden Erfahrungen.“ Aus der Deutschen Bischofskonferenz vernehme er dazu keine deutlichen Signale. Die Erwartung an den Papst wären demnach deutliche Worte zur Änderung dieses gegenüber den Betroffenen &bdquo;unentschuldbaren Verhaltens“.

Das sagt Maria 2.0 im Erzbistum Paderborn Die katholische Frauenbewegung hofft auf einen Pontifex, der die kleinen Schritte Franziskus’ auf dem Reformweg mutig weitergehe. Es gebe aber auch die Sorge, dass &bdquo;ein alter, konservativer Mann“ neuer Papst werde, der mit der Lebenswirklichkeit der Menschen von heute fast nichts mehr zu tun habe, berichtet Claudia Siegel. Die katholische Kirche stehe an einem Scheideweg.

Laut Maria 2.0 braucht es einen Reformer, der den Fokus auf &bdquo;gleiche Würde und gleiche Rechte“ für alle Christen, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung, lege und dies konsequent umsetze. Dabei spiele die Rolle der Frau in der katholischen Kirche eine zentrale Rolle. Claudia Siegel, die sich von Beginn an in der Reforminitiative engagiert, beschreibt die Stimmung bei Maria 2.0 als breit gefächert: Sie reiche von &bdquo;wir kämpfen weiter“ bis hin zu &bdquo;ich erwarte nichts mehr“.

Das sagt &bdquo;Wir sind Kirche“ im Erzbistum Paderborn Die Paderborner Bistumsgruppe der innerkirchlichen Reformbewegung &bdquo;Wir sind Kirche“, die sich seit Jahrzehnten für Reformen einsetzt, hat eine lange Wunschliste für das künftige Oberhaupt der katholischen Kirche. Der Pontifex möge wie sein Vorgänger &bdquo;ein Mann der Armen und der Barmherzigkeit sein“, schreibt Sprecher Manfred Dümmer. Er soll ein &bdquo;Brückenbauer“ zu anderen Religionen und den Protestanten sein, sich stark zu friedenspolitischen Themen und den Problemen der Migration äußern und &bdquo;die Überhöhung des Priestertums“ beenden.

Auch die lange ersehnten Reformen nennt Dümmer: gemeinsames Abendmahl aller Christinnen und Christen, Priestertum von Frauen, Abschaffung des Zölibats, Wahl von Bischöfen durch Laien sowie Offenheit für alle Liebesgemeinschaften. Darüber hinaus müsse der Papst &bdquo;endlich“ das Rücktrittsangebot des umstrittenen Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki annehmen.

Ob das alles umgesetzt wird? Dazu sagt Dümmer: &bdquo;Als katholischer Christ stirbt die Hoffnung zuletzt.“

Das sagt der evangelische Kirchenkreis Paderborn Superintendent Volker Neuhoff wünscht sich, dass der Zugang für Frauen zu allen Ämtern der katholischen Kirche ermöglicht und das Amtsverständnis einer kritischen Betrachtung unterzogen werde. Neben einer Stärkung der Synodalen Wege hofft Neuhoff, dass die ökumenischen Beziehungen mit den nicht-katholischen Kirchen gefördert und in diesem Rahmen auch das Papstamt gemeinsam weiterentwickelt werde.

Außerdem soll der neue Papst &bdquo;seine Stimme vernehmbar erheben für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung“. Das beinhalte auch öffentliche und politische Aussagen oder Widersprüche und Mahnungen für diejenigen, deren Menschenwürde und -rechte bedroht oder verletzt seien.

Das sagt der Rat der Muslime in Paderborn &bdquo;Als Muslime wünschen wir uns vom neuen Oberhaupt der katholischen Kirche, dass der Geist des 2. Vatikanischen Konzils neu belebt wird“, sagt der Paderborner Schura-Vorsitzende Emin Özel. Er hofft, dass mehr Dialog mit muslimischen Gemeinschaften erfolge und dass regelmäßige Begegnungen stattfinden. Außerdem solle der Papst seine Autorität stärker nutzen, um die Konflikte und Kriege anzuprangern und sie bestenfalls zu beenden.

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