Mit 45 km/h unterwegs: Im Mopedauto zur Schule - eine junge Herforderin (17) erzählt

Herford. Früher gings auf dem Mofa zur Schule, nun im Mopedauto. Die bis zu 45 km/h fixen Mini-Flitzer gehören mittlerweile zum Straßenbild dazu, erfreuen sich vor allem bei jungen Menschen wachsender Beliebtheit. Warum ist das so? Eine junge Herforderin erzählt:

Lara Boscher ist 17 Jahre alt, kurvt mit ihrem türkisfarbenen Fiat Topolino seit vergangenem September über die Straßen der Hansestadt und durch die Region. Die Gymnasiastin sagt: &bdquo;Ich werde oft von anderen Leuten wegen meinem Wagen angesprochen, habe dabei bislang nur positive Erfahrungen gemacht. Und: So ein 45 km/h-Auto gibt einem schon viel Selbstständigkeit. Viel mehr als ein Moped.“

Ihren Führerschein der Klasse AM (&bdquo;Rollerführerschein ab 15“), mit dem man auch sogenannte Leichtkraftfahrzeuge steuern darf, hat die junge Herforderin seit vergangenem August in der Tasche. Die nötigen Fahrstunden und die praktische Prüfung absolvierte sie auf einem Motorroller.

Extra-Fahrstunde zur Eingewöhnung ans 45 km/h-Auto Für die Schülerin war aber von vornherein klar: &bdquo;Unterwegs sein will ich eigentlich in einem 45 km/h-Auto! In dem Fahrzeug werde ich nicht nass, wenn es regnet. Dazu bin ich im Straßenverkehr auch ein Stück weit sicherer als auf zwei Rädern, werde bei Dunkelheit besser von anderen Fahrern wahrgenommen.“

Lara Boscher und ihre Eltern informierten sich über verschiedene Modelle am Markt, entschieden sich schließlich für den acht PS starken Fiat mit Automatikschaltung. Vor der ersten Alleinfahrt mit dem kleinen E-Auto (Reichweite: rund 75 Kilometer) nahm die Teenagerin aber erst noch eine Extra-Stunde bei ihrem Fahrlehrer: &bdquo;Schließlich ist es schon ein ganz anderes Fahrgefühl als auf einem Roller. An die Abmessungen musste ich mich gewöhnen, und ich musste auch Einparken üben.“

Mit Mama oder Papa auf dem Beifahrersitz gings im Anschluss erst mal auf Tour. &bdquo;Und die sagen, ich fahre gut“, so die 17-Jährige. Auch ihren Opa hat die Gymnasiastin schon chauffiert: &bdquo;Das wäre auf einem Motorroller ja gar nicht möglich.“ Lara Boschers Mitschüler sind ebenfalls begeistert: &bdquo;In den Freistunden fahren wir dann manchmal zu McDonalds. Ein paar andere Leute von unserer Schule haben ebenfalls ein 45-km/h-Auto.“

Herforderin findet Micro-Car für den Stadtverkehr optimal Täglich nutzt die Jugendliche ihr kleines Fahrzeug – auf dem Weg zur Schule, zum Sport, zu Freunden oder zu Partys: &bdquo;Nun müssen mich meine Eltern nicht immer abends irgendwo wieder hinbringen oder abholen. Das gefällt denen auch ganz gut.“

Sogar zum Einkaufen gehts an manchen Tagen im 1,5 Meter hohen und 2,5 Meter langen Topolino: &bdquo;Da passt schon einiges rein. Der ist nämlich echt ein Raumwunder. Und trotzdem finde ich immer und überall einen Parkplatz. Der Fiat passt ja in fast jede Lücke“, sagt die Herforderin und ergänzt: &bdquo;Um in der Stadt mobil zu sein, ist so ein Micro-Car für junge Leute wie mich ideal – auch wenn man nur mit Tempo 45 unterwegs ist. Denn schneller kann man beim Verkehr in der City ja meist sowieso nicht fahren. Meine Mutter nimmt den Fiat auch mal gerne, wenn ich nicht da bin.“

Was die Schülerin noch als Vorteil sieht: &bdquo;Ich habe mittlerweile mit dem normalen Autoführerschein angefangen. Fahrstunden hatte ich zwar noch nicht. Aber ich denke, dass ich es einfacher haben werden als andere, weil ich ja schon eine ganze Weile auf vier Rädern im Straßenverkehr unterwegs bin.“ Und wie geht es weiter, wenn sie ihren &bdquo;Lappen“ hat und endlich 18 ist? Dann will Lara Boscher gerne einen Wagen mit etwas mehr PS unter der Haube haben.

Das sagt der ADAC zu 45 km/h-Autos Wie viele Mopedautos aktuell im Kreis Herford unterwegs sind, ist unklar. Sie benötigen lediglich ein Versicherungskennzeichen, ihre Zahl wird beim hiesigen Straßenverkehrsamt daher nicht gesondert ausgewiesen. Laut Daten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) waren 2021 rund 32.000 der Mini-Flitzer in der Bundesrepublik unterwegs. Seither dürften es deutlich mehr geworden sein.

Und wie sieht es mit der Sicherheit von 45 km/h-Autos, die oftmals nicht eben günstig sind, aus? Laut ADAC würden die kleinen Fahrzeuge beim Thema Crash-Sicherheit aktuell &bdquo;keinen gesetzlichen Sicherheitsanforderungen“ unterliegen wie sie für Pkw gelten.

Dennoch habe der ADAC zwischen 2006 und zuletzt 2018 mehrere Generationen von Mopedautos Fahrtests unterzogen. &bdquo;Die Ergebnisse waren teils ernüchternd, denn selbst die damals modernsten Fahrzeuge lieferten kein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis bei den Sicherheitsausstattungen“, heißt es.

Mopedautos laut ADAC sicherer als Roller Weil der benötigte AM-Führerschein auf Zweirädern gemacht wird, rät der Automobilclub Fahranfängern, &bdquo;ein Fahrtraining mit ihrem Mopedauto machen, um die speziellen Fahreigenschaften des vierrädrigen Fahrzeugs besser einschätzen und beherrschen zu lernen“.

Trotz allem sei das Schutzpotenzial eines Leichtfahrzeugs – verglichen mit einem 45 km/h schnellen Roller oder Moped – jedoch immer besser, &bdquo;weil die Gefahr eines Sekundäraufpralls auf die Fahrbahn durch den Dreipunktgurt beziehungsweise den geschlossenen Fahrgastraum weitestgehend verhindert“ werde, so der ADAC.

Und was kostet so ein Mini-Auto überhaupt? Laut dem Automobilclub sind einige Modelle schon unter 10.000 Euro zu haben. Die meisten Mopedautos liegen aber über dieser Marke.

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