Roboter-Revolution bei Hermes: Ameisen bringen neuen Schwung ins Logistikzentrum Löhne

Löhne. Geschmeidig rollt der Roboter, schwer beladen mit einer voll bepackten Palette durch den Verbindungstunnel im Logistikzentrum von Hermes Fulfilment auf dem Scheidkamp. Unterwegs ist der Roboter mit einer Waschmaschine und einem Kühlschrank. Erstmalig kommen seit einigen Monaten &bdquo;Autonome Mobile Roboter“ (AMR) zum Einsatz. &bdquo;Damit entlasten wir unsere Mitarbeiter und heben die Effizienz unserer Logistikprozesse auf ein neues Level“, sagt Thomas Saltenbrock, Betriebsleiter von Hermes Fulfilment in Löhne.

Die AMR sind im 100.000 Quadratmeter großen Logistikzentrum für die Langstrecke zuständig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommissionieren zum Beispiel die von den Kunden bestellten Waschmaschinen, Kühlschränke, Polstermöbel oder Matratzen. Die sind in bis zu 12,40 Meter Höhe in den Hochregalen gelagert. &bdquo;Noch gibt es keine Roboter, die dieser besonderen Anforderung gewachsen sind“, sagt Saltenbrock.

Bisher kamen die in der Logistik verbreiteten Niederhubwagen zum Einsatz. Mitarbeiter steuern mit ihnen die bepackten Paletten zum Warenausgang. Dort werden sie dann in Lkw verladen und vom Hermes-Einrichtungsservice an die Kunden ausgeliefert.

Roboter sind mit 1,5 Meter pro Sekunde unterwegs Diese Niederhubwagen werden künftig durch die AMR ersetzt. Mit dem Hersteller &bdquo;Melkus Mechatronic“ aus Österreich wurde der passende Partner gefunden. Die selbstfahrenden Roboter sind 222 Kilogramm schwer und können bis zu 1.200 Kilogramm Nutzlast transportieren. Weil sie wie Ameisen ein Vielfaches ihres Eigengewichts tragen können, werden sie auch Ants (das englische Wort für Ameise) genannt.

Zurzeit sind bereits 23 Ameisen im Logistikzentrum aktiv. Zwei Weitere kommen noch dazu. Beim Gang durch das Lager rollen die Roboter mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Meter pro Sekunde mit beladenen Paletten durch den Tunnel zum Warenausgang. Fast lautlos erledigen sie ihre Arbeit. Sie navigieren mit Laserscannern, die im Mast sowie an den Kufen und Seiten angebracht sind. Die Koordination der Transporte erfolgt über einen Leitstand.

Sensoren sorgen dafür, dass die Fahrzeuge Hindernisse erkennen und rechtzeitig ausweichen oder abbremsen, wenn nicht genügend Platz zum Umfahren vorhanden ist. Das wird auch durch einen Test von Markus Saltenbrock deutlich. Er stellt sich auf einem Fahrweg einem Roboter in den Weg. Der bremst behutsam ab und kommt mit einigem Sicherheitsabstand zum Stehen. &bdquo;Sicherheit hat bei uns im Logistikzentrum höchste Priorität“, sagt Thomas Saltenbrock.

Ausweitung der Aufarbeitung von Retouren geplant Der Betriebsleiter betont, dass sich die Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze keine Sorgen machen müssten. Wie vielen anderen Unternehmen fällt es auch Hermes Fulfilment schwer, ausreichend Personal zu finden. So sei der Einsatz der AMR sehr hilfreich, um besonders in Spitzenzeiten die Auftragsbearbeitung zu bewältigen. &bdquo;Ein Großteil der Mitarbeiter wird weiter kommissionieren“, sagt Saltenbrock. Darüber hinaus kämen neue Aufgaben im Logistik-Zentrum dazu. Die Aufarbeitung von Retouren soll ausgeweitet werden. &bdquo;Da können Roboter nicht helfen“, sagt der Betriebsleiter.

Am Anfang des Projekts stand bei Hermes Fulfilment die Frage, welche Prozesse sich bei der Lagerlogistik automatisieren lassen. &bdquo;Wir reden hier ja nicht von Ware, die einfach nur quadratisch, praktisch, gut ist“, sagt Projektleiter Vinort Mahalingam. Entsprechend ist die Roboterlösung maßgeschneidert. Es gebe nur wenige Hersteller, die diese besonderen Anforderungen erfüllen könnten. &bdquo;Eine riesige Herausforderung ist die Gewichtsverlagerung, wenn die Ware auf den Paletten unterschiedlich schwer ist“, sagt der Projektleiter. Eine Waschmaschine links und ein Kühlschrank rechts sorgten zum Beispiel für Ungleichgewicht. &bdquo;Wir haben hier im Hermes-Verbund eine Pionierrolle“, sagt er. Nach Abschluss der Pilotphase werde die Roboter-Lösung auch am Hermes-Standort in Ansbach eingeführt.

Weltweit 8.000 Beschäftigte Hermes Fulfilment hat seinen Hauptsitz in Hamburg. Logistikstandorte befinden sich in Löhne, Ohrdruf, Ansbach und Langenselbold sowie in Polen, Tschechien, der Schweiz und Italien. Hermes übernimmt für die Handelsunternehmen der Otto Group die komplette Versandabwicklung. Lagerung und Verpackung sowie die Retourenabwicklung werden organisiert. Hermes Fulfilment beschäftigt rund 8.000 Mitarbeitende, davon am Standort Löhne zurzeit 410.

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