Bielefelds neuer Lieferdienst bringt den Supermarkt nach Hause

Bielefeld . Regalplatz 108E, Romanasalat. Piep! Weiter geht es: Dinkeltoast, Ananas, passierte Tomaten. Piep! Piep! Piep! Dennis Schröder eilt durch lange Regalschluchten, sein Smartphone weist ihm den Weg und die nächsten Produkte. Er greift links, greift rechts, die braunen Papiertüten im kleinen Einkaufswagen füllen sich in rasantem Tempo. Die Uhr tickt: &bdquo;Ein Produkt alle acht Sekunden, das ist unser Ziel“, sagt er, ohne langsamer zu werden. Knapp vier Minuten später ist der Einkauf im Wert von rund 45 Euro erledigt. Die Tüten verschwinden in einer Kühltasche, die wiederum landet wenig später in der leuchtend pinken Satteltasche eines Lastenrads. Und noch ein paar Minuten später ist der ganze Schwung ausgeliefert.

Ein stattlicher Einkauf innerhalb weniger Minuten – wenn man sich jetzt: &bdquo;Das ist aber flink!“ denkt, hat das durchaus System: Dennis Schröder ist Area Manager beim Lebensmittel-Lieferdienst Flink, der seit Ende Mai im ehemaligen Möbelhaus &bdquo;Oasis-Wohnform“ an der Viktoriastraße seinen ersten Standort – seinen &bdquo;Flink-Hub“ – in Bielefeld betreibt. Drinnen erinnert kaum noch etwas an das alte Möbelgeschäft. Der Boden wurde neu gegossen, die Wände gestrichen, der Raum in mehrere Zonen aufgeteilt. Im hinteren Bereich ist ein Kühltunnel installiert worden, ein riesiger begehbarer Kühlschrank. Im Zentrum des sogenannten &bdquo;Flink-Hubs“: hohe, chaotisch sortierte Regale. Schröder erklärt: &bdquo;Die Sortierung wirkt wild, aber das System weiß genau, wo was liegt.“

Und auch die &bdquo;Picker“, die durch die Regalschluchten sausen, wissen ziemlich genau, was sich in den einzelnen Lagerplätzen befindet. &bdquo;Wir führen praktisch alles, was auch ein Rewe-Supermarkt führt“, sagt der Area-Manager. &bdquo;Wir haben dann aber eben nicht zehn Sorten Toastbrot, sondern nur drei.“ Ansonsten gibt es höchstens wenige Nischenprodukte, die nicht vorhanden sind. Und die Nischen sind ziemlich klein: Von der edlen Mayonnaise mit Trüffeln auf der einen bis zum Roséwein im Tetra Pak auf der anderen Seite ist an alles gedacht. Und auch das hat System: &bdquo;Die Kunden fragen sich ja auch: Kann ich bei Flink alles kaufen? Oder muss ich nachher trotzdem noch einmal los, weil ich nicht alles bekommen habe?“

Die Zeit läuft - aber nicht der Mitarbeiter Ein lauter Klingelton ertönt, dann direkt danach ein zweiter – es gibt neue Bestellungen. Wer zuvor noch damit beschäftigt war, die Regale zu befüllen, wird zum Picker. Die Zeit läuft. Aber nur die Zeit, nicht der Mitarbeiter: &bdquo;Es darf nicht gerannt werden“, sagt Schröder. Bei aller Eile, mindestens ein Fuß muss immer am Boden sein. &bdquo;Wir arbeiten auf Zeit, aber Sicherheit geht vor.“

Bestellt wird bei Flink per App, vom Apfel bis zur Zahnpasta. Die Liste landet auf dem Smartphone des Pickers, das System führt ihn auf einem möglichst optimalen Weg durch die Regale. Gezielt geht es zuerst an schweren Waren wie Konserven oder Getränke vorbei, am Ende kommen die empfindlicheren und zerbrechlichen Waren obendrauf. Jeder Handgriff wird digital überprüft, damit es nicht zu Verwechslungen kommt. Am Ende landen die Papiertüten in Kühltaschen, die wiederum in Regalen auf den nächsten freien Fahrer warten.

Mehr als 3500 Bestellungen wurden seit dem Start in Bielefeld ausgeliefert. &bdquo;Das ist schon ein sehr guter Wert“, sagt Schröder. Deutschlandweit betreibt das Unternehmen inzwischen über 100 Standorte, Bielefeld ist der erste in Ostwestfalen. 45 Mitarbeiter sind im Hub aktiv, der Großteil davon als Fahrer. Geliefert wird in fast alle Stadtteile – von der Innenstadt bis nach Brackwede, Heepen oder Stieghorst. Rund 187.000 Haushalte liegen im Liefergebiet. Unterwegs sind die &bdquo;Rider“ genannten Fahrer mit speziellen Lastenrädern, die mit ihren leuchtend pinken Satteltaschen direkt ins Auge fallen. Und das sogar bis spät in die Nacht: Bestellt werden kann montags bis donnerstags von 8 bis 23 Uhr, am Freitag und Samstag sogar bis Mitternacht. &bdquo;An den beiden Tagen haben wir dann für zwei Stunden eine Art Monopolstellung, wenn die anderen Supermärkte um 22 Uhr schließen“, sagt Schröder und grinst – ansonsten gibt es nur noch Kiosks, Spätis oder Tankstellen, mit entsprechend kleinerem Sortiment und spürbar höheren Preisen.

Kunden wünschen sich auch Lieferungen am Sonntag Ohnehin ist die Hauptbetriebszeit von Flink der späte Abend: Mehr als zwei Drittel der täglichen Bestellungen gehen erst nach 16 Uhr ein, am Freitag und am Samstag starten die letzten Touren erst um 0.30 Uhr. Am Sonntag bleiben die Lastenräder allerdings ganztägig im Hub an der Viktoriastraße: Wie der stationäre Handel hat auch Flink zu. &bdquo;Da gibt es strenge gesetzliche Vorgaben“, sagt Schröder, der unumwunden zugibt, auch sonntags gerne liefern zu wollen – es würde durchaus dem Wunsch vieler Kunden entsprechen. &bdquo;Vielleicht kommt das ja irgendwann. Sag niemals nie.“

Was in naher Zukunft bei Flink in Bielefeld noch kommt, sind regionale Produkte. Auch frische Backwaren soll es bald geben: Ein lokaler Bäcker soll das Sortiment um frische Brötchen, Brot und Teilchen erweitern. &bdquo;Da suchen wir aber noch nach einem Kooperationspartner“, sagt Schröder.

Bis dahin wird weiter gepackt – und das im Sekundentakt.

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