Warum Frankreich-Urlauber in OWL zwei Wochen lang kein Blut spenden dürfen

Bad Oeynhausen. In zwei Wochen enden die Sommerferien in NRW und damit auch die Hauptreisezeit. Die Blutspendedienste in der Region hoffen danach wieder auf mehr Spenden, denn der Bedarf ist auch in der Sommerzeit ungebrochen hoch.

Nach Reisen in bestimmte Teile der Welt müssen Blutspender jedoch zunächst pausieren. In diesem Jahr gilt das auch für Urlauber, die aus Frankreich zurückkehren, weil sich dort immer mehr Menschen mit dem Chikungunya-Virus infizieren. Darauf müssen Blutspender aktuell achten.

Was gilt aktuell für Frankreich-Urlauber? &bdquo;Urlauber müssen nach ihrer Rückkehr zwei Wochen pausieren, bevor sie Blut spenden dürfen“, erklärt Attila Mandl, Oberarzt beim Uni-Blutspendedienst OWL des Herz- und Diabeteszentrums NRW in Bad Oeynhausen. Hintergrund sind vermehrte Infektionen mit dem Chikungunya-Virus in Frankreich, unter anderem im Elsass an der deutschen Grenze sowie an der Mittelmeerküste. &bdquo;Solche Fälle treten in Europa immer mal wieder auf, wenn Urlauber aus tropischen und subtropischen Regionen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas zurückkehren. Aktuell sind das aber Infektionen, die in Frankreich durch Mücken übertragen wurden“, erklärt Mandl.

Das Virus löst nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) das Chikungunya-Fieber aus, das mit grippeähnlichen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen und hohem Fieber einhergeht. Die meisten Infizierten erholen sich vollständig, häufig bereits nach einer Woche. Gefährlicher sei das Virus für chronisch Kranke sowie für Schwangere und Säuglinge. Todesfälle sind laut RKI aber äußerst selten.

&bdquo;Die Inkubationszeit ist kurz, sodass bei einer Infektion innerhalb von zwei Wochen Symptome auftreten. Aus diesem Grund müssen Frankreich-Rückkehrer zwei Wochen mit einer Blutspende warten“, erklärt Mandl. &bdquo;Infizieren sich Menschen, gelten die Regeln wie bei den meisten anderen Erkrankungen auch. Eine Rückstellung von vier Wochen bei Fieber oder von einer Woche, wenn kein Fieber aufgetreten ist.“ Dadurch werde verhindert, dass Viren in Blutspenden gelangen.

Was gilt für Urlauber aus anderen Ländern? Reiserückkehrer aus Malaria-Gebieten müssen nach Angaben Mandls am längsten pausieren, da sie sechs Monate zurückgestellt werden. Zu diesen Gebieten zählen viele Länder in Afrika, Südamerika und Südostasien. &bdquo;Urlauber, die in Ländern unterwegs waren, in dem das Zika- oder das West-Nil-Virus verbreitet ist, müssen vier Wochen pausieren.“

Wer entscheidet über die Rückstellungen für Blutspender? Als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel überwacht das Paul-Ehrlich-Institut die Sicherheit von Blut und Blutprodukten in Deutschland. &bdquo;Als Blutspendedienst informieren wir uns regelmäßig bei dem Institut zu aktuellen Warnungen, wie zuletzt zu den Infektionen mit dem Chikungunya-Virus in Frankreich“, erklärt Mandl. &bdquo;Die Datenbank des Instituts bietet Informationen für alle Länder, die sich jederzeit ändern können.“

Das Paul-Ehrlich-Institut gibt den Blutspendediensten nach Angaben Mandls auch vor, auf welche Krankheitserreger die Spenden getestet werden müssen. Aktuell zählen dazu Hepatitis B, C und E, HIV 1 und 2 und Syphilis. Der Uni-Blutspendedienst OWL prüft nach Angaben Mandls zusätzlich jede Spende auf Hepatitis A und Parvovirus B19. &bdquo;Da das West-Nil-Virus inzwischen auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern endemisch ist, werden Blutspenden in der Sommerzeit auch auf das Virus getestet“, erklärt Mandl. Das Institut reagiere schnell, damit Blutspenden sicher bleiben. &bdquo;Entweder werden Tests eingeführt oder Urlauber zurückgestellt.“

Der Mediziner rechnet damit, dass sich in den kommenden Jahren weitere Tropenkrankheiten in Deutschland und Europa ausbreiten werden. &bdquo;Durch die klimatischen Veränderungen werden die Tigermücke und andere Überträger bei uns heimisch. Auch das vermehrte Reisen trägt dazu bei.“

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Der Uni-Blutspendedienst OWL sowie das DRK und der Blutspendedienst Bethel rufen aktuell zum Blut spenden in der Region auf. Bethel informiert online über die Versorgung. Demnach ist der aktuelle Stand bei vier der acht Blutgruppen kritisch und bei drei tief.

Insgesamt bleibt es laut Mandl für Blutspendedienste eine gewaltige Herausforderung, Menschen zum Spenden zu animieren und neue Spender zu gewinnen. &bdquo;Das ist wichtig, weil viele langjährige Spender im Alter aufgrund von Krankheiten ausscheiden und es keine Alternative zu Blutspenden gibt.“

Wer darf Blut spenden? &bdquo;Wer volljährig ist, sich gesund fühlt und von uns zur Spende zugelassen wird, kann Blut spenden“, erklärt Mandl. Eine obere Altersgrenze gebe es nicht mehr. &bdquo;Früher war für Dauerspender mit 68 Jahren Schluss und bei Erstspendern im Alter von 60 Jahren. Diese Grenzen gelten nicht mehr, weil viele Menschen im Alter noch sehr fit sind. Jeder Spender wird individuell geprüft.“

Nach Einschätzung Mandls haben viele Menschen vor der ersten Blutspende Angst. &bdquo;Die bestätigt sich aber in aller Regel nicht, weshalb ich allen empfehle, es zumindest einmal auszuprobieren.“

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